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Adipositas / Übergewicht
Magenverkleinerung vs. Medikament – was ist effektiver für den Gewichtsverlust?
Original Titel:
Intensive lifestyle modifications with or without liraglutide 3mg vs. sleeve gastrectomy: A three-arm non-randomised, controlled, pilot study
DGP – Eine Schlauchmagen-Operation war in dieser Studie für den Gewichtsverlust von adipösen Personen am erfolgreichsten. Aber auch durch Liraglutid in Kombination mit einer Lebensstilintervention nahmen die Personen deutlich ab.
Nur wenige Patienten, die stark übergewichtig, sprich adipös sind, entscheiden sich für eine bariatrische Operation. Mit bariatrischen Operationen kennzeichnet man chirurgische Eingriffe im Magen-Darm-Bereich wie z. B. Schlauchmagen oder Magenballon, die einen Gewichtsverlust erleichtern sollen. Bariatrische Operationen führen bei einer Vielzahl der Patienten zu deutlichen und nachhaltigen Gewichtsverlusten. Viele Patienten, bei denen solche Operationen angewendet werden könnten, scheuen sich aber vor dem operativen Eingriff, da dieser wie alle Operationen nicht risikofrei ist. Die Suche nach Alternativen für einen erfolgreichen Gewichtsverlust bei starkem Übergewicht hält deshalb an.
In einer Studie unter Zusammenarbeit von deutschen, italienischen und englischen Forschern wurde nun untersucht, wie wirksam eine intensive Lebensstilintervention mit oder ohne den medikamentösen Wirkstoff Liraglutid im Vergleich zu einer Magenverkleinerung durch Schlauchmagen ist. Liraglutid ist ein zur Behandlung von Adipositas zugelassener Wirkstoff. Die Forscher untersuchten den Effekt der drei verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten (Gruppe 1 = Lebensstilintervention alleine; Gruppe 2 = Lebensstilintervention plus Liraglutid; Gruppe 3 = Magenverkleinerung) auf den BMI der Teilnehmer nach 1 Jahr.
Kleine Studie verglich die Effektivität von drei verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei starkem Übergewicht
Insgesamt nahmen 75 adipöse Personen an der Studie teil, jeweils 25 pro Gruppe. Die Lebensstilintervention bestand im ersten Monat aus einer Diät mit sehr niedrigem Kaloriengehalt, gefolgt von einer 11-monatigen Diät mit entweder hohem Protein- oder Fettgehalt, bei der die Personen 12 kcal/kg Körpergewicht verzehren durften. Zusätzlich zu der Diät wurden die Personen dazu motiviert, 30 Minuten am Tag zügig spazieren zu gehen und an mindestens 3 Stunden der Woche sportlich aktiv zu sein.
Größte Gewichtsabnahme durch Magenverkleinerung
Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass die Personen in Gruppe 1 (nur Lebensstilintervention) ihren BMI um 14 % senken konnten, Personen in Gruppe 2 (Lebensstilintervention + Liraglutid) um 24 % und Personen in Gruppe 3 (Magenverkleinerung) um 32 %. Das Gewicht konnte bei den Personen aus den Gruppen 1, 2 und 3 um 15 kg, 26 kg und 43 kg reduziert werden. Durch die Magenverkleinerung konnten damit die besten Erfolge hinsichtlich des Gewichtsverlustes nach 1 Jahr erzielt werden. Da es bei dem Gewichtsverlust relevant ist, ob dieser aus fettfreier Masse oder Fettmasse besteht, bestimmten die Forscher auch den Gewichtsverlust an fettfreier Masse. Die fettfreie Masse beinhaltet neben der aktiven Muskelmasse auch die Organe. Die fettfreie Masse soll bei einer Diät möglichst erhalten bleiben, während hingegen bei der Fettmasse ein Rückgang angestrebt wird. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen aus Gruppe 1 6,3 kg an fettfreier Masse verloren, Personen aus Gruppe 2 8,3 kg und Personen aus Gruppe 3 11,6 kg.
Ausgeprägte Minderung der Insulinresistenz in allen Gruppen
Die Lebensstilintervention in Kombination mit der Einnahme von Liraglutid (Gruppe 2) führte weiterhin zu einem Absinken der Anzahl von Patienten mit Prädiabetes. Prädiabetes kennzeichnet einen Zustand, bei dem Personen Vorstufen für Diabetes aufweisen. Auch eine Insulinresistenz (vermindertes Ansprechen auf das Hormon Insulin, welches zum Absinken des Blutzuckerspiegels nach einer Mahlzeit beiträgt) konnte bei den Personen aus den Gruppen 2 und 3 um 70 % gesenkt werden. Bei Personen der Gruppe 1 reduzierte sich die Insulinresistenz hingegen nur um 39 %. In allen drei Gruppen konnten zusätzlich Verbesserungen von Messwerten zur Herz-Kreislauf-Gesundheit verzeichnet werden.
Diese Studienergebnisse machen deutlich, dass eine Lebensstilintervention mit Verbesserung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten in Kombination mit dem Wirkstoff Liraglutid zu einer deutlichen Abnahme des BMI bei den adipösen Personen beitrug, die etwa doppelt so groß ausfiel wie bei den Personen, die nur an der Lebensstilintervention teilnahmen. Der Gewichtsverlust, der durch die Magenverkleinerung erzielt werden konnte, war noch größer als durch die Kombination von Lebensstilintervention und Liraglutid. Ein günstiger Effekt der Lebensstilintervention mit Liraglutid und der Magenverkleinerung war ebenso, dass ein verhältnismäßig großer Anteil der wünschenswerten fettfreien Masse erhalten bleiben konnte.
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