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Kann die traditionelle japanische Kräutermedizin Aggressionen bei Demenz-Patienten mildern?
Original Titel:
Randomized double-blind placebo-controlled multicenter trial of Yokukansan for neuropsychiatric symptoms in Alzheimer's disease.
Traditionelle Kräutermedizin findet man in jedem Kulturkreis. Die japanische Pflanzenheilkunde Kampo hat ihren Ursprung in der traditionellen chinesischen Medizin, darf jedoch nur von approbierten Ärzten angewendet werden. Die eingesetzten Substanzen werden nach strengen Kriterien ausgewählt und pharmazeutisch aufgereinigt und müssen strenge chemische Rückstandskontrollen durchlaufen. Die Substanzmischungen gründen damit einerseits auf traditionellen und ärztlichen Erfahrungswerten, andererseits sind sie gleichzeitig verlässlich in ihrer Dosierung, Zusammenstellung und damit auch in den potentiellen Nebenwirkungen.
Die Kampo-Substanz Yokukansan wird traditionell bei Demenzpatienten angewendet und auch von der Japanischen Gesellschaft für Neurologie zur Behandlung von Demenzsymptomen empfohlen. Der Fokus liegt dabei auf neuropsychiatrischen Symptomen wie Aggression, Agitation oder Halluzinationen. Dr. Furukawa und Prof. Arai vom Institut für Entwicklung, Alterung und Krebs an der Tohoku Universität in Sendai, Japan, untersuchten nun mit Kollegen in einer Multizentrenstudie, ob die Wirksamkeit von Yuokukansan bei Demenzpatienten auch einer kontrollierten Studie standhält.
An der Studie nahmen 22 Kliniken und Pflegeheime teil. Insgesamt 145 Alzheimerpatienten wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: 75 Patienten erhielten Yokukansan (7,5 g/Tag), die anderen 70 bekamen ein Scheinmedikament (Placebo). Nach 4 Wochen wurde die Wirksamkeit im Hinblick auf das Verhalten und die psychologischen Symptomen der Demenz (kurz BPSD) mit Hilfe eines spezialisierten Fragebogens (neuropsychiatric inventory brief questionnaire, NPI-Q) untersucht. Zusätzlich wurden nach 12 Wochen erneut der neuropsychiatrische Wert aus dem Fragebogen NPI-Q ermittelt, Veränderungen in Unterkategorien des Fragebogens evaluiert und der Gesamtwert des Mini-Mental-Status-Tests (MMST) bestimmt. Dieser MMST ermöglicht es, Beeinträchtigungen der Denkfähigkeit einzuschätzen.
Nach 4 Wochen unterschieden sich die neuropsychiatrischen Symptome der Patienten, die Yokukansan erhalten hatten, nicht von denen der Patienten der Placebo-Gruppe. Auch nach 12 Wochen zeigten sich keine statistisch überzeugenden Unterschiede in den NPI-Q-Werten – dies gilt sowohl für das Gesamtergebnisse als auch für die Unterkategorien. Der Mini-Mental-Status-Test zeigte ebenfalls keinerlei Vorteile einer Yokukansan-Behandlung. Allerdings fand sich in einer Untergruppe der Patienten, die zu Beginn der Studie stärker von der Demenz betroffen waren (MMST-Werte < 20), eine messbare Abmilderung des Symptoms Agitation/Aggression in den neuropsychiatrischen Tests. Gleichzeitig wurden keine ernsten Nebenwirkungen beschrieben.
Diese Studie zeigte damit vor allem, dass demente Patienten mit neuropsychiatrischen Symptomen allgemein nicht von einer Einnahme des traditionellen Pflanzenheilmittels Yokukansan profitieren. Allerdings können einzelne Symptome wie Aggression und Unruhe bei stärker betroffenen Patienten – ohne dass ernsthafte Nebenwirkungen zu erwarten sind – abgemildert werden.
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