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Welche Auswirkungen haben Kopfbälle im Fußball?

Dreijährige Studie läuft an der Universität Paderborn zusammen

Drei Jahre Laufzeit, sechs beteiligte Zentren, drei Profivereine, ein multimodaler Forschungsansatz: Eine groß angelegte Studie soll Erkenntnisse zu den Auswirkungen von Kopfbällen auf die Gehirne  von Fußballspielerinnen und -spielern liefern. Unter Leitung des Neurologen Prof Dr. Dr. Claus Reinsberger vom Sportmedizinischen Institut der Universität Paderborn werden bis 2020 zahlreiche klinisch-neurologische, neurophysiologische, neuropsychologische und kernspintomografische Daten ausgewertet. Die Forscherinnen und Forscher aus Deutschland und der Schweiz erwarten einen wesentlichen Schritt in der Kopfball-Forschung. Gefördert wird das Projekt zunächst mit rund 800.000 Euro für drei Jahre vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) in Bonn. Die Profivereine Hamburger SV, FC Basel und SC Regensburg (Damen) sind als Kooperationspartner im Boot.

„Leichte Gehirnerschütterungen im Sport, auch Concussions genannt, werden schon seit den späten 90er Jahren erforscht. Eine konkrete wissenschaftliche Antwort auf die Frage, ob Kopfbälle im Fußball tatsächlich gefährlich sind, gibt es allerdings noch nicht“, erklärt Reinsberger. „Stattdessen machen immer wieder Halbwahrheiten die Runde, die Sportler, Trainer und Eltern eher verunsichern“, so der Neurologe.

„Wir wissen aus den vorliegenden Studien zu wenig, um eine fundierte Diskussion zu den Auswirkungen von Kopfbällen zu führen und klare Ergebnisse und Empfehlungen zu liefern. Unklar ist insbesondere, ob es sich bei den Kopfbällen um wiederholte schädliche Minierschütterungen des Gehirns handelt“, sagt Reinsberger. Als einen der Gründe für die große Forschungslücke sieht der Leiter des Sportmedizinischen Instituts an der Universität Paderborn, dass viele Studien bislang als Querschnitt angelegt worden seien. Der objektivierbare direkte Zusammenhang zum Kopfballspiel fehle. Außerdem unterscheiden sich die untersuchten Biomarker, also die gemessenen biologischen Prozesse, von Studie zu Studie. „Zum Teil werden Äpfel mit Birnen verglichen. Eine generalisierbare Aussage ist noch nicht möglich. Daher gibt es zum Thema Kopfbälle noch keinen begründeten Handlungsbedarf, der auf harten wissenschaftlichen Daten beruht“, erklärt Reinsberger, der deshalb nun mit verschiedenen Expertinnen und Experten aus Deutschland und der Schweiz ein Studiendesign entwickelt hat, das anhand verschiedener Hypothesen überprüfen soll, ob und welche Hirnveränderungen durch das Kopfballspielen entstehen.

Mit dabei sind die Universitätsklinken Hamburg-Eppendorf, die Klinik für Neurologie in Zürich sowie die Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Regensburg. Dazu kommen die Forschungszentren Swiss Concussion Center in Zürich, die Medical School Hamburg, die Technische Universität München und das Martinos Center for Neuroimaging an der Harvard Medical School.

Mit den Vortests hat das Forscherteam bereits vor der laufenden Saison begonnen und hochauflösende MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie), neurophysiologische (Augen und Gleichgewichtsorgan) und kognitive/neuropsychologische Tests (Aufmerksamkeit, Konzentration, Befinden etc.) durchgeführt. Zur Erfassung von Art, Häufigkeit und den Mechanismen der Kopfbälle gibt es in allen Trainingseinheiten und Spielen der Saison Videobeobachtung und zum Teil auch eine Datenerfassung mit Beschleunigungssensoren. Darüber hinaus werden diagnostizierte Gehirnerschütterungen getrennt von den Erschütterungen durch das Kopfballspiel bewertet. Nach Abschluss der Beobachtungszeiträume erfolgen erneut neuroanatomische, -physiologische und -psychologische Untersuchungen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir in dieser Aufstellung und mit diesem Studiendesign Daten erfassen, die mehr Aufschluss darüber geben können, welche Veränderungen im Gehirn durch Kopfbälle entstehen. Nur so können wir die Diskussionen wirklich fundiert führen und zielführende Handlungsempfehlungen entwickeln“, so Reinsberger.

 

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Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger
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