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Depression

Nur vorübergehende Verunsicherung bei Depression – Serotonin-Wiederaufnahmehemmer können zu Behandlungsbeginn Ängste verstärken, wirken aber trotzdem antidepressiv

Original Titel:
Incidence of early anxiety aggravation in trials of selective serotonin reuptake inhibitors in depression.

Keine der medikamentösen Behandlungen gegen Depression ist frei von Nebenwirkungen. Manche davon sind so schwerwiegend, dass die Therapieakzeptanz beinträchtigt wird. Andere jedoch sind vorübergehend – sie verschwinden nach einer gewissen Behandlungszeit wieder. Bei den Antidepressiva, die die Aufnahme des Gehirnsignalstoffes Serotonin hemmen (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, selective Serotonin Reuptake Inhibitors, SSRI) wurden wiederholt Angst und starke Unruhe während der ersten Behandlungstage berichtet. Jedoch gab es bislang keine Studie zur tatsächlichen Häufigkeit dieser Nebenwirkungen. Die Wissenschaftler um Prof. Eriksson an der Universität von Gothenburg in Schweden analysierten daher in ihrer Übersichtsstudie die Ergebnisse mehrere Untersuchungen zur Wirkung von Antidepressiva wie Sertralin, Paroxetin oder Citalopram bei depressiven Erwachsenen im Vergleich zu Placebo.

Nebenwirkungen wie Angstsymptome oder Angstgefühl sowie empfunde innere Unruhe und körperliche Bewegungsunruhe waren in diesen Studien mittels der Hamilton Depressionsbewertungsskala (HDRS) dokumentiert worden und wurden über sämtliche Studien (8262 Patienten) analysiert. Angstbezogene Nebenwirkungen wurden separat spezifisch für Paroxetin- und Citalopram-Studien (n = 5712) evaluiert.

Patienten zeigten nach Einnahme der SSRI-Antidepressiva nach einer Woche häufiger verstärkte körperliche Angstsymptome (9,3 % Risiko) im Vergleich zu Placeboeinnahme (6,7 % Risiko). Nach zwei Wochen war dieser Unterschied jedoch nicht mehr zu finden. Allerdings berichteten die SSRI-Patienten seltener von schlimmeren Angstgefühlen (psychischer Angst, Risiko 7,0 %) als die Placebopatienten (Risiko 8,5 %). Die Ausprägung dieser Ängste sowie von innerer Unruhe war im Mittel auch schwächer als unter Placebo. Eine Nebenwirkung von Angst, Nervosität, war jedoch in den SSRI-Patienten gehäuft beschrieben (Risiko 5,5 % versus 2,5 % mit Placebo). Interessanterweise sagten verstärkte Ängste oder Nervosität nichts über die antidepressive Wirkung der Medikamente aus. Auch bei ängstlicheren Patienten konnte also eine gute antidepressive Wirkung der Mittel dokumentiert werden.

Fazit: Antidepressiva des SSRI-Typs wirken typischerweise direkt gegen psychische Ängste. Bei manchen Patienten können sie jedoch zu Beginn die Angst verstärken. Diese vorübergehende Nebenwirkung sagt allerdings nichts über die spätere Wirkung des Medikaments aus. Trotz einer eventuellen Verschlechterung der Angstsymptomatik in der ersten Behandlungswoche sollten Patienten sich also nicht entmutigen lassen.

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