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Chronische Darmentzündung
Infliximab bei Kindern mit Morbus Crohn – Wie wirksam ist die Therapie und welche Faktoren haben darauf einen Einfluss?
Original Titel:
Short-Term Outcome of Infliximab Therapy in Pediatric Crohn's Disease: A Single-Center Experience
Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die häufig bereits in jungen Jahren auftritt. Oftmals sind bereits Kinder und Jugendliche betroffen. Für die Behandlung von Morbus Crohn stehen mittlerweile zahlreiche Wirkstoffe zur Verfügung. Erzielen die klassischen Wirkstoffe keine ausreichende Wirkung, kommen biotechnologisch hergestellte Wirkstoffe (Biologika) zum Einsatz. Von den Biologika, die für die Verwendung von Morbus Crohn eingesetzt werden, ist häufig Infliximab der Wirkstoff der ersten Wahl. Infliximab wirkt entzündungshemmend, indem es einen Botenstoff des Immunsystems, den Tumornekrosefaktor (TNF), hemmt. Generell muss die Behandlung von Kinder und Jugendlichen immer an die Besonderheiten des heranwachsenden Organismus angepasst werden. Die Wirksamkeit von Infliximab bei der Behandlung von Morbus Crohn konnte zwar in vielen Studien bereits belegt werden, meistens wurden diese jedoch mit Erwachsenen durchgeführt. Das bedeutet, dass bisher nur wenige Daten mit Kindern als Patienten verfügbar sind.
Fünf Wissenschaftler aus Seoul (Südkorea) erweiterten die Datenlage über die Wirksamkeit und Sicherheit von Infliximab bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Morbus Crohn. Außerdem suchten sie nach Faktoren, die vorhersagen, wie wirksam die Infliximab-Therapie bei dem jeweiligen Kind ist. Die Wissenschaftler werteten hierzu medizinische Daten von insgesamt 156 Kindern mit Morbus Crohn aus, die mit Infliximab behandelt wurden. Die Kinder wurden mindestens 6 Jahre lang begleitet. Die Hälfte der Kinder wurde länger als 47 Monate lang mit Infliximab behandelt. Wenn Infliximab während eines Krankheitsschubes angewandt wurde, konnte nach 9 Wochen bei 134 Kindern (85,9 %) die Krankheitssymptome reduziert werden. Bei 82,8 % der Kinder gingen diese sogar so weit zurück, dass sich die Kinder in einer Ruhephase der Erkrankung befanden. Von den 134 Kindern, die von der Therapie profitierten, sprachen 111 Kinder (82,8 %) auch nach 53 Wochen noch auf Infliximab an und 78,3 % befanden sich weiterhin in einer Ruhephase der Erkrankung. Die Wissenschaftler konnten einen Risikofaktor identifizieren, der mit dem Fehlschlagen der Infliximab-Therapie in Verbindung stand. Dabei handelte es sich um den Hämatokrit-Wert bei Therapie-Beginn. Mit dem Hämatokrit-Wert wird angegeben, welchen Anteil Blutzellen vom gesamten Blutvolumen ausmachen. Ist dieser Wert zu niedrig, kann das ein Hinweis für Blutarmut sein, ist er erhöht, ist das Blut zähflüssig und das Risiko für Blutgerinnsel steigt. Kinder, die zu Beginn der Infliximab-Therapie einen niedrigen Hämatokrit-Wert aufwiesen, hatten ein höheres Risiko, dass die Infliximab-Therapie zur Einleitung einer Ruhephase keine Wirkung zeigte. Infliximab wurde jedoch nicht nur zur Behandlung von Krankheitsschüben eingesetzt, sondern auch, um eine Ruhephase der Erkrankung so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Auch für diese Anwendung entdeckten die Wissenschaftler einen Risikofaktor, der mit dem Fehlschlagen der Therapie in Verbindung stand. Es handelt sich hierbei um die Zeitspanne zwischen der Morbus Crohn-Diagnose und dem Beginn der Infliximab-Therapie. Begannen die Kinder erst spät mit der Anwendung von Infliximab, war das Risiko höher, dass die Infliximab-Therapie die Ruhephase nach 53 Wochen nicht aufrechterhalten konnte. Während der Studie traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Es kam jedoch in 15 Fällen zu milderen Nebenwirkungen wie Infusionsreaktionen oder milderen Infektionen.
Insgesamt konnten die koreanischen Wissenschaftler somit zeigen, dass Infliximab auch bei Kindern und Jugendlichen gute Ergebnisse erzielte. Um die Wirksamkeit der Infliximab-Therapie voraussagen zu können, eigneten sich der Hämatokrit-Wert zu Beginn der Therapie und die Zeitspanne von der Diagnose bis zum Therapie-Beginn. Kam Infliximab schon früh nach der Diagnose zum Einsatz und war der Hämatokrit-Wert bei Therapie-Beginn höher, erzielte Infliximab bessere und längere Erfolge. Dieses Ergebnis steht im Einklang mit einer anderen, erst kürzlich veröffentlichten Studie. Auch hier konnte gezeigt werden, dass eine frühe Infliximab-Therapie bei Kindern mit Morbus Crohn das Risiko senkt, dass sie im Laufe der Zeit ihre Wirkung verliert (Studie von Bolia und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of pediatric gastroenterology and nutrition veröffentlicht). Da der Patentschutz von Infliximab abgelaufen ist, sind bereits Nachahmerpräparate auf dem Markt. Der Infliximab-Nachahmer CT-P13 schien bei Kindern mit Morbus Crohn genauso wirksam zu sein wie das Originalprodukt (Studie von Richmond und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Archives of disease in childhood veröffentlicht).
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