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Medizinische Versorgung im ländlichen Raum

Gesundheitsminister Stefan Grüttner informiert sich über zukunftsweisende Konzepte: „Neue Organisations- und Versorgungskonzepte werden dafür sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger in Hessen auch künftig bedarfsgerecht und gut medizinisch versorgt werden.“

Hessen stellt sich mit großem Engagement der Herausforderung, die medizinische Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum, weiterhin sicher- und zukunftsfest aufzustellen. Mit Blick auf den demografischen Wandel und die Herausforderung, gerade in ländlichen Regionen Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung zu gewinnen, sagte Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner, heute in Stadtallendorf: „Eine zukunftsfeste und weiterhin wohnortnahe, qualitativ hochwertige Versorgung ist eine der großen Zukunftsaufgaben. Zum einen werden die Menschen älter und es wird immer mehr medizinische Versorgung nachgefragt. Gleichzeitig geben viele Allgemeinmediziner ihre Praxen altersbedingt auf und nun gilt es, neue Wege zur Sicherstellung einer hochwertigen medizinischen Versorgung zu beschreiten. Der Minister startete heute den zweiten Teil seiner insgesamt dreitägigen Rundreise in der Zeit von Januar bis März durch Hessen, um sich vor Ort über gute Beispiele zu informieren, die die Gesundheitsversorgung zukunftsfähig gestalten. Nach dem Auftakt am 25.Januar in Nordhessen, standen an Tag zwei der Reise Projekte in Mittelhessen im Blickpunkt.

Erste Station: Gesundheits- und Pflegestützpunkt 

Erste Station war am Donnerstag der Gesundheits- und Pflegestützpunkt in Stadtallendorf. Pflegestützpunkte sind Anlaufstellen, die pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen beraten, unterstützen und bei der Organisation der Pflege behilflich sind, zum Beispiel durch Vermittlung von Pflegediensten, Haushaltshilfen und Einkaufsservice. Die Fachkräfte der Pflegestützpunkte machen sich ein Bild über den Hilfe- und Pflegebedarf sowie über die Wohnsituation der betroffenen Person. Durch eine engagierte Netzwerkarbeit gelingt es in Stadtallendorf, medizinische, pflegerische und soziale Betreuung pflegebedürftiger Menschen zu verknüpfen. Die Hessische Landesregierung misst den Pflegestützpunkten eine herausragende Bedeutung für die ambulante Versorgung und Pflege pflegebedürftiger Menschen bei. „Um eine optimale Pflegeversorgung zu gewährleisten, ist es wichtig, dass alle zuständigen Stellen eng miteinander zusammenarbeiten“, betonte der Minister. Durch die Pflegestützpunkte ist es möglich, die guten Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für Pflege in Hessen zu koordinieren und zu vernetzen. Die vorhandenen finanziellen, fachlichen und organisatorischen Ressourcen werden gebündelt und können optimal eingesetzt werden. „Netzwerkarbeit lässt sich oftmals nicht großräumig steuern, sondern kann nur funktionieren, wenn sie vor Ort stattfindet. Das haben Sie hier umgesetzt und gehen damit beispielhaft voran“, lobte der Minister.

Weiter zum Projekt „LSG – Licher Gemeindeschwestern“

In Lich informierte sich Grüttner im Kulturzentrum Lich-Muschenheim über das Projekt „LSG – Licher Gemeindeschwestern“. Dieses Projekt entstand auf Initiative des Hausarztes Dr. Kuhn. Die Gemeindeschwestern bieten zweimal wöchentlich Sprechstunden für die älteren Bürgerinnen und Bürger an und betreuen sie etwa bei Wundversorgung, nehmen grundlegende Gesundheitschecks wahr und dokumentieren diese im sog. Checkheft (Dokumentationsheft). Die Gemeindeschwestern bieten ihre Sprechstunden bewusst nur in Ausnahmefällen als Hausbesuche an, um die älteren Bürgerinnen und Bürger dazu zu bewegen das Haus zu verlassen. Neben den Sprechstunden sind aus dem Projekt Bewegungsgruppen sowie der regelmäßige Mittagstisch entstanden. Das Leben in der Dorfgemeinschaft wird durch die Angebote der Gemeindeschwestern deutlich gestärkt. Grütter dankte allen Beteiligten und stellte klar, dass „eine solche Arbeit ein Baustein einer zukunftsfesten medizinischen Versorgung“ sei. Es sei eine gute Lösung, dass Gemeindeschwestern die Ärzte hierbei unterstützen, daher werde Hessen, vorbehaltlich der Verabschiedung des Haushalts, solche Modelle ab 2018 finanziell fördern.

Nächster Halt: Medi-Center „Falkeneck“ in Braunfels

In Braunfels besuchte der Minister das Medi-Center „Falkeneck“, eine Klinik, die ein neuartiges Konzept für die Versorgung älterer Menschen entwickelt hat. Die Lahn-Dill-Kliniken haben an ihrem Standort in Braunfels eine Innere Abteilung sowie eine Geriatrie, die eng mit dem ambulanten Heilzentrum im selben Gebäude zusammenarbeiten. Außerdem befinden sich im Gebäudekomplex eine ambulante Intensivpflege sowie ein Seniorenzentrum und eine Facharztpraxis. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Landarztnetz Lahn-Dill. „Das Beispiel des Medi-Center Falkencke zeigt, dass die Sicherstellung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum ein Umdenken in den Strukturen erfordert“, erklärte der Minister.

Wir wissen, dass gerade ältere Menschen eine gute medizinische Versorgung benötigen. Die Herausforderungen, dies weiterhin auch in ländlichen Regionen sicherzustellen, packen wir in Hessen auch von Seiten der Landesregierung mit Projekten wie dem Gesundheitspakt an. Wir brauchen in den ländlichen Regionen zudem verstärkt integrierte Versorgungsformen, die Leistungen aus den Bereichen Medizin, Pflege und soziale Betreuung vernetzt anbieten. Das Land unterstützt solche innovativen Ansätze über das Landesprogramm „Regionale Gesundheitsnetze“. Hierbei wird beispielsweise der Aufbau von lokalen Gesundheitszentren oder die Gründung von fachspezifischen Netzwerken wie z.B. für Demenzkranke gefördert. Auch die Nachfrage nach Pflegefachkräften steigt demografiebedingt stetig. Wir müssen beim Fachkräftenachwuchs das Interesse anregen, im ländlichen Raum zu leben und zu arbeiten – das ist eine der großen Herausforderungen. Die Hessische Landesregierung wird sich dem Wettbewerb um die besten Fachkräfte für den ländlichen Raum stellen. Deshalb werden z.B. von uns Ausbildungsplätze in der Altenpflege finanziert, ein Zentrum zur Anwerbung und nachhaltigen Integration internationaler Pflege- und Gesundheitsfachkräfte (ZIP Hessen) gegründet und Medizin-Studierende bereits früh im Studium für eine spätere Niederlassung als Landarzt geworben. Hierzu gehören beispielhaft die Nachwuchskampagne der Kassenärztlichen Vereinigung, finanzielle Anreize für die Niederlassung als Landarzt sowie das vom Land geförderte Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Hessen, das den Ärztenachwuchs vom Studium über die Weiterbildung bis zur Niederlassung begleitet.“

Hintergrund:

Zudem unterstütze das Land kommunale und regionale Initiativen durch unterschiedliche Förderbausteine, wie z.B. durch das Landesprogramm „Bildung regionaler Gesundheitsnetze“ und die Initiative „Land hat Zukunft – Heimat Hessen“. „Bei allen Bestrebungen zur Sicherung der wohnortnahen Versorgung steht das Wohl der Bürgerinnen und Bürger immer an oberster Stelle. Dafür treten wir zuverlässig ein“, so der Gesundheitsminister abschließend.