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Depression

Abwehrkampf bei affektiven Störungen? Entzündungshemmer könnten einem Teil der Patienten helfen, Depression und Bipolare Störung einzudämmen

Original Titel:
Anti-inflammatory treatments for mood disorders: Systematic review and meta-analysis.

Depressionen sprechen nicht in jedem Fall auf Antidepressiva an. Manche Forscher schätzen, dass ein Drittel bis die Hälfte der Betroffenen nur unzureichend mit den klassischen antidepressiven Medikamenten behandelt sind. Historisch dominierte die Hypothese, dass bei der Depression ein Tank mit Monoaminen allmählich leerläuft. Monoamine wie beispielsweise Dopamin oder Serotonin sind in unserem Körper die Postboten für Nervenzellen. Sie sind aber nicht nur Überbringer von Information, sondern wirken auch darauf ein, wie unser Gehirn auf die Botschaften reagiert. Sie arbeiten also sowohl als Neurotransmitter (Überbringer) als auch als Neuromodulatoren. Die niedrige Erfolgsrate von Medikamenten, die auf das Auffüllen eben dieses Tanks von Super-Postboten abzielen, deutet darauf, dass die Auffüll-Theorie möglicherweise nicht ausreicht um depressive Symptome zu erklären. Frühere Studien fanden, dass speziell eine Untergruppe der Patienten, deren Immunsystem ungewöhnlich aktiv ist, bei denen also möglicherweise Entzündungsprozesse ablaufen, weniger von Antidepressiva profitierten. Dazu passt, dass akute Entzündungen und Infektionen über unterschiedliche Pfade den Monoamin-Tank leeren können. Dr. Kopschina Feltes und Kollegen (2017 in der medizinischen Fachzeitschrift Journal of Psychopharmacology erschienen) berichteten kürzlich in einer Übersichtsstudie, dass eine solche Untergruppe von Patienten mit messbar erhöhten Entzündungswerten im Blut aufgrund der Aktivität ihrer Abwehrkräfte unter Depressionen leiden könnte. Diese Patienten würden dann eventuell von entzündungshemmenden Medikamenten profitieren. Speziell Patienten mit erhöhten Konzentrationen entzündungsfördernder Signalstoffe, der pro-inflammatorischen Zytokine (die Forscher benannten dabei vor allem IL-6, TNF-α und IL-1β) sollten von diesem Effekt betroffen sein.

Soweit die Theorie. Aber wie sieht die Praxis aus?

Hinweise auf entzündliche Prozesse bei Depressionen gibt es verschiedene. Forscher der Universität von Manchester in Großbritannien um Dr. Talbot fanden kürzlich (2017 in der Fachzeitschrift Biological Psychiatry erschienen), dass manche Patienten mit Depressionen Anzeichen von Nervenentzündungen aufwiesen. Diese Entzündungen fanden sich vor allem bei Patienten, die unter Suizidgedanken litten. Die Immunabwehr war dabei vor allem in einem Gehirnteil (dem ACC oder anterioren, also vorderen, Cingulum) aktiv, der eine wichtige Rolle bei der Stimmungsregulierung spielt und als kritischer Akteur bei einer Depression zählt. Dieser Gehirnteil ist auch eng mit der Amygdala verbunden und gilt als Brücke zwischen emotionalen Empfindungen und dem Verhalten und Denken.

Mehr Unterstützung für die Entzündungserklärung für einen Teil der Depressionserkrankungen kommt von einer neuen Übersichtsstudie: Dr. Husain vom St. Pancras Krankenhaus London sowie Experten für Affektive Störungen vom King’s College London in Großbritannien recherchierten darin kontrollierte Studien der letzten Jahre zum Einsatz von Entzündungshemmern bei der Behandlung von Depressionen und der Bipolaren Störung. Sie fanden deutliche Hinweise darauf, dass Patienten, die Entzündungshemmer erhielten, anschließend unter schwächeren depressiven Symptomen litten als die Patienten, die Placebo erhalten hatten. Diese Daten basierten auf 6 verschiedenen Studien mit insgesamt 214 Patienten. Eine solche Behandlung schien typischerweise auch manische Symptome abzumildern, basierend auf 3 Studien mit Kontrollbedingungen und insgesamt 96 Patienten.

Vor einem standardisierten Einsatz bei der Behandlung von Depressionen sollten noch weitere Studien durchgeführt werden. Aber schon jetzt empfiehlt sich gerade bei Patienten mit suizidalen Gedanken oder ungenügendem Erfolg klassischer Antidepressiva der genaue Blick auf’s Blutbild.

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