Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Depression

Aktualisierte Nutzen-Kosten-Rechnung bei der Behandlung von Schlafstörungen mit Benzos: nach Einnahme bestimmter Mittel ist das Risiko für Lungenentzündungen erhöht

Original Titel:
The Use of Benzodiazepine Receptor Agonists and the Risk of Hospitalization for Pneumonia: A Nationwide Population-Based Nested Case-Control Study

Sogenannte Benzodiazepine docken an den Benzodiazepinrezeptor an und können so beispielsweise auf Schlaf und Ängste im Körper einwirken. Ein Zusammenhang zwischen der Einnahme dieser Substanzen und einem Risiko, eine Lungenentzündung und dafür nötigen Krankenhausaufenthalt zu entwickeln, ist bisher unklar, auch wenn die Mittel immer wieder im Verdacht für solch einen Effekt standen. Die bevölkerungsweite Studie von Dr. Chen und Kollegen vom Klinikum der National Taiwan University untersuchte daher, ob es in der allgemeinen Bevölkerung ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen infolge der Behandlung mit Benzodiazepinen gibt.

Dazu ermittelten die Forscher aus der Taiwanesischen Nationalen Gesundheitsversicherungsdatenbank zwischen 2002 und 2012 alle Patienten, die in den zwei Jahren vor der aktuellen Medikamenteneinnahme keine Benzodiazepin-Verschreibung erhalten hatten, also als neue Nutzer gelten konnten. Unter diesen wurden 12002 Patienten identifiziert, die mit einer Lungenentzündung ins Krankenhaus kamen. Weitere 12002 Patienten ohne Lungenentzündung wurden als Kontrolle identifiziert. Die Forscher analysierten dann die Daten mathematisch, um Zusammenhänge zwischen der Einnahme der Schlafmittel und einer Lungenentzündung zu entdecken. Dazu wurde die Dauer der Einnahme der Medikamente, die Dosierung sowie das jeweilige genaue Medikament mitberücksichtigt.

Die Daten zeigten, dass die Einnahme von Benzodiazepinen tatsächlich das Risiko für eine Lungenentzündung mit Krankenhausaufenthalt erhöhte. Dabei unterschieden sich die Arten der Medikamente: Benzodiazepine, die als Schlafmittel (sogenannte Hypnotika) wirken, erhöhten das Risiko mehr als solche Benzodiazepine, die stärker angstlösend wirken bzw. solche, die nicht hypnotisch, also schläfrigmachend, wirken. Das Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken war höher mit den Mitteln, die extrem schnell wirken. Ebenso waren höhere Tagesdosierungen riskanter. Auch die Zahl verschiedener Benzodiazepine hatte im Mittel einen negativen Effekt auf die Gesundheit der Patienten. Die Wissenschaftler ermittelten schließlich, welcher der Wirkstoffe mit dem höchsten Risiko für Lungenentzündung verbunden war. Vor allem nach Einnahme von Midazolam erlitten Patienten häufiger eine Lungenentzündung.

Diese Studie zeigte damit, dass die Einnahme von Benzodiazepinen tatsächlich mit einem messbar erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Lungenentzündung verbunden ist. Bei einer großen, bevölkerungsweiten Patientengruppe hatten diese Medikamente dosisabhängig und bei kurzfristiger Einnahme mit höherer Wahrscheinlichkeit einen Krankenhausaufenthalt zur Folge. Dabei fielen speziell schnell agierende und hypnotisch wirkende Benzodiazepine, vor allem Midazolam, negativ auf. Diese Ergebnisse zeigen, dass es wichtig ist, bei der Verschreibung von Benzodiazepinen auch mögliche Risikofaktoren der Patienten z. B. für Lungenerkrankungen oder erhöhte Infektanfälligkeit zu berücksichtigen. Die Autoren weisen auch darauf hin, dass nach ihren Daten speziell Midazolam generell nur nach vorsichtiger Abwägung von Nutzen und Risiko eingesetzt werden sollte.

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom

Ein Serviceangebot und weitere Themen zu Depression: