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Risikoeinschätzung bei einem lokal begrenzten Prostatakrebs – Test auf Endothelin-1 in der Gewebeprobe könnte helfen
Original Titel:
Endothelin-1 Expression in Prostate Needle Biopsy Specimens Correlated With Aggressiveness of Prostatic Cancer
Bei viele Männern wird der Prostatakrebs diagnostiziert, wenn noch keine Anzeichen dafür da sind, dass er in andere Körperregionen gestreut hat (Metastasen gebildet hat). Üblicherweise wird dann das Risiko, das von dem Krebs ausgeht, anhand von verschiedenen Parametern, wie dem PSA (prostataspezifisches Antigen)-Wert, der Aggressivität (bestimmt durch den Gleason-Score) und der Tumorausbreitung, abgeschätzt und eine entsprechende Therapiewahl getroffen. Diese Parameter können anhand von Gewebeproben festgestellt werden. Sie geben jedoch nur einen Richtwert an. Weitere Parameter zur Risikoabschätzung wären wünschenswert, damit die Therapiewahl noch besser und individueller erfolgen kann.
Ein Forscherteam aus Teheran (Iran) war auf der Suche nach genau so einem Marker – einem Marker, der bereits bei der Biopsie voraussagen kann, wie aggressiv der Prostatakrebs ist und wie hoch das Risiko ist, dass sich der Tumor schon weiter ausgebreitet hat. Die Wissenschaftler vermuteten, dass sich hierfür Endothelin-1 eignet. Endothelin-1 spielt eine wichtige Rolle bei der Durchblutung vieler Organe und vermutlich auch bei der Tumorentwicklung.
Um zu untersuchen, ob sich Endothelin-1 dazu eignet, die Prognose eines Prostatakrebses besser einschätzen zu können, sammelten die Wissenschaftler Daten von 83 Prostatakrebs-Patienten, die sich zwischen 2008 und 2012 die Prostata entfernen lassen haben. Nach der Operation stellte sich heraus, dass bei 43 Patienten der Tumor bereits über die Prostata hinausgewachsen war, während er bei 40 Patienten noch auf die Prostata beschränkt war. Bei allen Patienten wurde vor der Operation eine Biopsie durchgeführt. In den Gewebeproben wurde Endothelin-1 angefärbt, um zu untersuchen, wieviel von diesem Peptidhormon vorhanden war.
Die Analysen der Daten ergaben, dass 72 % der Patienten, bei denen sich der Tumor bereits über die Prostata hinweg ausgebreitet hatte, vermehrt Endothelin-1 in ihren Gewebeproben aufwiesen. Bei den Patienten, deren Tumor noch auf die Prostata beschränkt war, konnte Endothelin-1 hingegen nur bei 26 % in den Gewebeproben nachgewiesen werden. Patienten, bei denen die Nerven vom Krebs befallen waren, wiesen in 67 % der Fälle Endothelin-1 in der Gewebeprobe auf. Die Patienten, bei denen Endothelin-1 gefunden wurde, zeigten außerdem höhere PSA-Werte als die Patienten ohne Endothelin-1 (durchschnittlicher PSA-Wert: 44,6 ng/ml vs. 18,6 ng/ml). Da sowohl der PSA-Wert als auch der Befall der Nerven selbst prognostische Faktoren darstellen, wurden die beiden Patientengruppen (mit vs. ohne Tumorausbreitung über die Prostata hinaus) in Bezug auf diese beiden Faktoren angeglichen. Unabhängig von diesen Faktoren, stellte Endothelin-1 einen Risikofaktor dafür dar, dass der Tumor bereits über die Prostata hinausgewachsen war, was spezielle statistische Analysen zeigten. Patienten mit Endothelin-1 hatten ein etwa 6-mal höheres Risiko, dass sich der Krebs bereits über die Prostata hinweg ausgebreitet hatte, als Patienten ohne Endothelin-1.
Endothelin-1 stellte somit einen Voraussagefaktor dafür dar, dass sich der Tumor bereits weiter (über die Prostata hinaus) ausgebreitet hat. In solchen Fällen ist eine Operation oftmals wenig sinnvoll. Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass bei der Biopsie die Gewebeproben auch standardmäßig auf Endothelin-1 untersucht werden sollten. So könnten das Risiko der Patienten besser eingeschätzt werden und Patienten besser vor einer unnötigen Operation bewahrt werden.
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