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Paracetamolvergiftung kann lebensbedrohlich sein
Vergiftungen bei Kindern verhüten
Frankfurt am Main, 26.04.2018 – Kleine Kinder, die die Welt neugierig und gern mit dem Mund erkunden, werden von Tabletten oft wie magisch angezogen. Denn schnell werden die Arzneien mit Süßigkeiten verwechselt. Wie häufig Vergiftungsunfälle mit Medikamenten vorkommen, zeigen die Zahlen des Giftinformationszentrums Mainz. Das für Rheinland-Pfalz und Hessen zuständige Zentrum verzeichnete 2017 über 13.000 Anrufe wegen eines Vergiftungsverdachts – davon betrafen 5.800 Kinder. Rund die Hälfte, circa 2.900 Anrufe, gingen auf humane Arzneimittel zurück. Tabletten und Arzneisäfte sind für Kinder gefährlich und sollten daher unbedingt außer Reichweite aufbewahrt werden. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, warnt aber auch vor einer versehentlichen Überdosierung mit Paracetamol. Sie kann eine lebensbedrohliche Vergiftung nach sich ziehen, Leberfunktionsstörungen oder sogar tödliches Leberversagen können die Folge sein. Das gilt für Kinder ebenso wie für erwachsene Patienten.
Gefahrenquelle Paracetamol
Grundsätzlich sind Vergiftungen mit jedem Arzneimittel möglich und gefährlich. Als besonders kritisch sind Opioide, Antidiabetika, Psychopharmaka und Antiarrhythmika einzustufen – sie sind für Kinder schon in geringen Mengen riskant. Doch auch die Gefährlichkeit von Paracetamol, einem für Kinder gängigen verschreibungsfreien Wirkstoff gegen Schmerzen und Fieber, wird oft unterschätzt. Denn: Eine Überdosierung kann lebensbedrohliche Folgen haben. Nach der Gabe einer zu großen Menge treten keine eindeutigen Beschwerden auf, das Vergiftungsbild mit unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen entwickelt sich schleichend. Eltern sollten die genaue altersgerechte Dosierung sowie die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Dosen unbedingt einhalten. Wird Paracetamol überdosiert, nimmt die Leber Schaden. Bei Verdacht auf eine Paracetamolvergiftung muss das Kind unbedingt in ein Krankenhaus gebracht werden.
Vergiftungsverdacht? Besonnen handeln!
Die Symptome einer Vergiftung sind substanzabhängig und vielfältig. Zeigen Kinder trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Vergiftungsanzeichen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreaktionen, Atemdepression, Kopfschmerzen oder Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit, sollten Eltern vor allem Ruhe bewahren. Auf keinen Fall dürfen Erwachsene das Erbrechen des Kindes herbeiführen. Als erste Maßnahme kann den Kindern – immer nur nach Rücksprache mit der Giftnotrufzentrale oder dem Arzt/der Ärztin! – Tee, Wasser oder Saft zu trinken gegeben werden. Tabu ist das Verabreichen von Milch oder Salzwasser.
Hilfe durch den Giftnotruf
Bei einem Vergiftungsverdacht wenden sich Eltern am besten direkt an den Giftnotruf (für Hessen: 06131 19240). Den telefonischen Empfehlungen sollten Eltern folgen oder den kleinen Patienten schnellstmöglich in die nächste Arztpraxis, Rettungsstelle oder in ein Krankenhaus fahren. Auch die verdächtige Substanz, die Verpackung oder Flasche sollte unbedingt mitgenommen werden. Das Kind darf jetzt auch auf keinen Fall allein gelassen, sondern die Vitalfunktionen, das heißt Bewusstsein, Atmung und Puls, überwacht werden. Erbricht der kleine Patient von selbst, müssen Eltern darauf achten, dass das Kind sein Erbrochenes nicht einatmet.
Keep them up – keep them closed – keep them safe
Viele Vergiftungsunfälle lassen sich verhindern, wenn Kinder die gefährlichen Substanzen erst gar nicht in die Hände bekommen. Medikamente, Chemikalien und Co. sollten verschlossen oder nur dort aufbewahrt werden, wo Kinder auf keinen Fall hinreichen können. Diese Regeln gelten für alle Haushalte, in denen Kinder leben oder oft zu Besuch sind:
- Tabletten, Arzneisäfte, Putz- und Reinigungsmittel immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren. Und: Gefährliche Substanzen gehören nicht in den unverschlossenen Abfalleimer.
- Eine Hausapotheke, die abgeschlossen werden kann, ist ideal. Im Krankheitsfall Arzneipackungen nicht offen liegen lassen, Kleinkinder könnten die bunten Blister mit Bonbons verwechseln.
- Füllen Sie giftige Substanzen nie in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter ab. Außerdem Giftiges niemals neben Nahrungsmitteln aufbewahren.
- Einkaufs- und Handtaschen mit Medikamenten, Putzmitteln, Zigaretten oder Parfum nicht unbeaufsichtigt und damit in Reichweite von Kleinkindern stehen lassen.
- Die Rufnummer der Giftberatung – für Hessen: 06131 19240 – am besten in der Hausapotheke oder gut sichtbar am Kühlschrank platzieren. Im Verdachtsfall können dort die fünf W-Fragen (wer ruft an, wo ist es passiert, was ist passiert, wie viele Verletzte, welche Symptome) schnell telefonisch geklärt werden.
Für den Notfall gerüstet
Sollte dennoch ein Vergiftungsverdacht auftreten, ist es ratsam, bestimmte Medikamente vorrätig zu haben, um nach Anweisung des Giftnotrufs oder des Arztes erste Maßnahmen ergreifen zu können. Die Apotheke vor Ort berät kompetent zur richtigen Zusammensetzung der Hausapotheke. Sie sollte immer Entblähungstropfen mit dem Wirkstoff Dimeticon oder Simeticon, medizinische Kohle in Pulverform (mindestens fünf Gramm pro Kind), Schmerzmittel als Saft oder als Zäpfchen, ein Gel zur Therapie von Insektenstichen, Mittel zur Wunddesinfektion und Pflaster sowie steriles Verbandsmaterial enthalten. Informationen zum „Risiko Vergiftungsunfälle“ mit Tipps für ein giftfreies Zuhause hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Broschüre zusammengefasst.
Der Landesapothekerkammer Hessen gehören rund 5.950 Apothekerinnen und Apotheker an. Der Heilberuf des Apothekers unterliegt einem gesetzlichen Auftrag. Zu den Aufgaben der Landesapothekerkammer gehören die Förderung der Fort- und Weiterbildung und die Überwachung der Einhaltung der Berufspflichten durch ihre Mitglieder. Die Landesapothekerkammer stellt ebenso eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in ganz Hessen mit Medikamenten sicher.
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Diese Pressemitteilung finden Sie auch unter www.apothekerkammer.de
Bild (Download hier): Wird Paracetamol bei Kindern überdosiert, nimmt die Leber Schaden. Die Apotheke vor Ort berät zur richtigen und altersgerechten Dosierung.
© Foto: ABDA