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Falsche Linsenreinigung kann ins Auge gehen“
Wie eine aktuelle Studie der Univ.-Augenklinik des LKH-Univ. Klinikum Graz zeigt, sind Kontaktlinsenträger besonders häufig von der so genannten Akanthamöben Keratitis, einer seltenen Erkrankung der Hornhaut, betroffen. Der Grund: Die Amöbenart kommt u. a. in Leitungswasser vor. Kommen nun Kontaktlinsen mit Wasser in Berührung, gelangen die Akanthamöben über die Linsen in die Augen.
„Die Akanthamöben Keratitis ist eine schwerwiegende Erkrankung der Hornhaut, die vor allem am Beginn wirklich äußerst schmerzhaft ist und eine langwierige Therapie erfordert. Im Ernstfall hat sie sogar eine Hornhauttransplantation zur Folge“, erklärt OA Priv.-Doz. Dr. Georg Mossböck von der Univ.-Augenklinik. Die Beobachtung, dass Kontaktlinsenträger häufiger von der Erkrankung betroffen sind als andere Personen konnte nun durch eine von ihm geleitete Studie bestätigt werden. Dafür wurden die Behandlungsdaten aller zwischen 1997 und 2017 an der Univ.-Augenklinik betreuten Patienten, die an dieser Infektion erkrankt waren, analysiert. Das Ergebnis: Nahezu alle Betroffenen verwendeten Kontaktlinsen, primär weiche Monatslinsen. Ebenfalls auffallend war, dass die Infektionen besonders häufig in den Sommermonaten sowie primär in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen auftraten. Was wohl darauf zurückzuführen ist, dass es Jugendliche mit dem Reinigungsprocedere der Linsen oft nicht ganz so genau nehmen.
Eine Frage der Hygiene
Nur genau das ist der Punkt. „Erwiesenermaßen ist die falsche Hygiene bei der Reinigung der Grund für die Erkrankung“, weiß Med Uni-Student Wolfgang List, der die Studie durchgeführt hat. „Akanthamöben zählen zur Gruppe der Urtierchen und leben u. a. im Leitungswasser. Werden nun die Linsen damit abgespült oder der Reinigungsbehälter ausgewaschen, können die Amöben den Weg ins Auge finden.“
Und dort echten Schaden anrichten: Denn was wie eine normale Augenentzündung beginnt, entpuppt sich nach ein paar Wochen als extrem schmerzvolle Erkrankung, deren Behandlung bis zu einem dreiviertel Jahr dauern kann und die häufig einen Spitalsaufenthalt notwendig macht. Nun ist die Erkrankung zwar sehr selten – in den 20 Jahren waren nur 42 Patienten der Univ.-Augenklinik davon betroffen -, „allerdings“, fügt die stvr. Leiterin der Hornhautambulanz der Univ.-Augenklinik, DDr. Karin Pekovits, hinzu „wäre fast jede einzelne Infektion vermeidbar gewesen und die Patienten hätten sich eine monatelange Therapie, viel Schmerzen und einige sogar eine Hornhauttransplantation erspart“.
Daher der dringende Apell der Augenärzte des Klinikum: Bei der Reinigung der Kontaktlinsen bitte immer ganz penibel vorgehen und jedweden Kontakt der Linsen mit Wasser vermeiden. Außerdem dürfe man nie vergessen, dass Kontaktlinsen Medizinprodukte seien, die ausschließlich im Fachhandel gekauft werden sollten. „Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass man auch in Sachen Hygiene richtig beraten wird“, so die Spezialisten unisono.
In jedem Fall auf der sicheren Seite ist, wer generell auf Tageslinsen oder auf harte Kontaktlinsen umstellt.
Zur Studie:
Die Studie wurde im Rahmen einer Diplomarbeit für die Med Uni Graz durchgeführt und von der Fachwelt ausgezeichnet. In Summe wurden 44 Augen von 42 Patienten, die zwischen 13 und 30 Jahre alt waren, in die Studie aufgenommen. 41 Personen waren Kontaktlinsenträger. Bis die Diagnose feststand, vergingen durchschnittlich bis zu neun Wochen, die für die Betroffenen oft mit einer Ärzte-Odyssee verbunden waren. Die anschließende Therapie dauerte zwischen 20 und 30 Wochen. Bei einem Viertel aller betroffenen Patienten musste eine Hornhauttransplantation durchgeführt werden. Die Ergebnisse der Studie decken sich auch mit internationalen Erhebungen.