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Depression
Indikationserweiterung von Medikamenten: neue Chancen bei depressiven Erkrankungen
Original Titel:
Drug repurposing may generate novel approaches to treating depression
Generell scheint der Trick bei Depressionen der zu sein, bei der Behandlung nicht eingleisig zu fahren. Häufig scheinen Behandlungen besser zu wirken, wenn sie auf mehrere Ziele ausgerichtet sind. Weitere Grunderkrankungen (wie Entzündungen oder Gefäßerkrankungen) müssen demnach bei jedem Patienten erkannt und begleitend therapiert werden. Die meisten hier beschriebenen Medikamente werden derzeit in klinischen Studien weiter gegen Depressionen untersucht.
Die Indikationen von Medikamente zu erweitern bedeutet, dass ein neues Behandlungsziel für sie gefunden wird. Dr. Ebada von der Pharmakologie-Abteilung der ägyptischen Nationalen Organisation zur Medikamentenkontrolle und -forschung (NODCAR) in Gizeh identifizierte dazu drei bedeutende Problemfelder für die Behandlung von Depressionen und affektiven Störungen. Dazu fasste er die aktuelle Forschung zu möglichen antidepressiven Medikamenten zusammen.
Drei Problemfelder mit möglichen innovativen Ansätzen zur Depressionsbehandlung: Gehirnbotenstoffe, Entzündungen und Blutgefäße
Das glutamaterge System nutzt den Gehirnbotenstoff NMDA (im Gegensatz zu dem monoaminergen System mit Serotonin, Noradrenalin und Dopamin). Hierauf wirkt beispielsweise Ketamin ein. Das Medikament gilt inzwischen als wertvolle Option auch bei Therapieresistenz oder Suizidgefahr. Dextromenthorphan plus Quinidin wirken ebenfalls auf das glutamaterge System – eigentlich als Hustenunterdrücker. Bei Patienten mit der Bipolaren Störung konnten sie aber auch gegen Depressionen helfen (Kelly und Kollegen, 2014 im Fachjournal Journal of Affective Disorders veröffentlicht). Scopolamin wird eigentlich gegen die Bewegungskrankheit, also beispielsweise starker Übelkeit beim Autofahren, eingesetzt. In klinischen Studien zeigte es aber auch eine rasche antidepressive Wirkung (Drevets und Kollegen, 2010 in der medizinwissenschaftlichen Zeitschrift Biological Psychiatry veröffentlich).
Entzündliche Prozesse spielen vor allem bei Therapieresistenz eine Rolle. Neben Ketamin scheinen dabei auch zielgerichtete Entzündungshemmer vielversprechend zu wirken. Infliximab, ein biotechnologisches Medikament, wird bisher bei der Darmerkrankung Morbus Crohn eingesetzt. Antidepressiv wirkt es aber auch, vor allem bei Patienten, die im Blut höhere Mengen des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) aufweisen (Raison und Kollegen, 2013 im medizinwissenschaftlichen Journal JAMA Psychiatry veröffentlicht). Auch Valproat, eigentlich ein Antiepileptikum, wirkt immunsuppressiv und dadurch entzündungshemmend. Dadurch scheint es ergänzend bei therapieresistenten Depressionen zu helfen. Allerdings ist das Mittel bei einer Schwangerschaft nicht einzunehmen. Etanercept, ein sogenannter TNF-Hemmer aus der Schuppenflechtentherapie, scheint sogar in Monotherapie gegen Depressionen zu wirken. Celecoxib dagegen gilt eher als ergänzender Wirkstoff bei Depressionen (Abbasi und Kollegen, 2012 in der Fachzeitschrift Journal of Affective Disorders veröffentlicht). Auch Statine, eigentlich bei erhöhten Blutfettwerten eingesetzt, wirken antientzündlich und werden deswegen zu ihrer antidepressiven Wirkung untersucht (Köhler-Forsberg und Kollegen, 2017 in der medizinwissenschaftlichen Zeitschrift CNS Drugs veröffentlicht). Beispielsweise fanden Studien weniger Depressionen bei Menschen, die Statine einnahmen. Auch scheinen diese Mittel die Wirkung von klassischen Antidepressiva (SSRI) zu verbessern. Zusätzlich zu weiteren antientzündlichen Mitteln (z. B. das Breitbandantibiotikum Minozyklin) wird auch die antidepressive und angstlösende Wirkung von Biologika wie Ustekinumab (Schuppenflechte) untersucht. Ganz andere Wirkstoffgruppe: das als Hustenlöser weitverbreitete N-Acetylcystein wird inzwischen auch bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen und Depressionen eingesetzt (Dean und Kollegen, 2011 in der Fachzeitschrift Journal of Psychiatry and Neuroscience veröffentlicht).
Entzündungshemmer und Hustenlöser gegen Depressionen
Blutgefäßveränderungen können zu Störungen in der Blutzufuhr des Gehirns und so zu vaskulären Depressionen führen. Dies betrifft möglicherweise vor allem ältere Patienten, mit häufiger behandlungsresistenten Depressionen. Ein Wirkstoff dafür ist Nimodipin: ein spezielles Medikament zur Behandlung neurologischer Komplikationen von Gefäßerkrankungen im Gehirn. Auch zur Verbesserung des Blutflusses im Gehirn soll die Ernährung beitragen. Vor allem durch Vitamin D können vaskuläre Depressionen behandelt werden, wie eine Studie mit älteren Patienten zeigte (Wang und Kollegen, 2016 in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Psychopharmacology veröffentlicht). Auch Quetiapin, aus der Behandlung klassischer Depression und der Bipolaren Störung bekannt, kann als ergänzendes Mittel bei der vaskulären Depression älterer Patienten helfen (Carta und Kollegen, 2017 im Fachjournal Clinical Practice & Epidemiology in Mental Health erschienen).
Generell scheint demnach der Trick bei Depressionen der zu sein, bei der Behandlung nicht eingleisig zu fahren. Häufig scheinen Behandlungen besser zu wirken, wenn sie auf mehrere Ziele ausgerichtet sind. Weitere Grunderkrankungen (wie Entzündungen oder Gefäßerkrankungen) müssen demnach bei jedem Patienten erkannt und begleitend therapiert werden. Die meisten hier beschriebenen Medikamente werden derzeit in klinischen Studien weiter gegen Depressionen untersucht.
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