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Darmkrebs im Stadium II – Ist eine Chemotherapie nach der Operation sinnvoll?
Original Titel:
High-Risk Stage II Colon Cancer: Not All Risks Are Created Equal
Eine Chemotherapie im Anschluss an eine Operation wird Darmkrebs-Patienten im Stadium III empfohlen. Doch auch Patienten im Stadium II wird empfohlen, sich nach der Operation einer Chemotherapie zu unterziehen, wenn sie bestimmte Risikofaktoren dafür aufweisen, dass sich der Krebs möglicherweise schon weiter im Körper ausgebreitet hat. Forscher untersuchten, unter welchen Umständen diese Patienten von der anschließenden Chemotherapie profitieren. Sie fanden heraus, dass nur die Patienten durch die anschließende Therapie einen Überlebensvorteil hatte, bei denen der Darmkrebs bereits über den Darm hinausgewachsen war.
Bei Darmkrebs in Stadium II wird zunächst eine Operation empfohlen. In diesem Stadium hat der Darmkrebs alle Schichten der Darmwand befallen und sich eventuell schon auf benachbartes Gewebe ausgebreitet, ist jedoch weder in Lymphknoten noch in weiter entfernt liegende Organe eingedrungen. Unter Umständen kann es bei diesen Patienten sinnvoll sein, nach der Operation noch eine zusätzliche Chemotherapie zu starten. Ob eine solche anschließende Chemotherapie durchgeführt wird, wird anhand von verschiedenen Risikofaktoren entschieden. Zu diesen Risikofaktoren zählen unter anderem ein Tumor, der sehr aggressiv ist oder der bereits ins benachbarte Gewebe hineingewachsen ist (T4), eine zu geringe Anzahl an untersuchten Lymphknoten (weniger als 12 Lymphknoten) und positive Schnittränder. Positive Schnittränder bedeutet, dass bei der feingeweblichen Untersuchung nach der Operation Krebszellen am Rand des operativ entfernten Gewebes gefunden wurden. Ebenso gilt es als prognostisch ungünstig, wenn im entfernten Gewebe Krebszellen in den Tumor umgebenen Blutgefäßen oder Lymphbahnen (lymphovaskuläre Invasion, LVI) oder entlang der Nerven (perineurale Invasion, PNI) gefunden wurden. Bei all diesen Risikofaktoren kann eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation in Erwägung gezogen werden. Doch welcher Risikofaktor wirkt sich am stärksten auf den Krankheitsverlauf aus? Und bei welchen Risikofaktoren kann eine anschließende Chemotherapie bei dieser Patientengruppe tatsächlich das Überleben verlängern?
Forscher untersuchten Darmkrebs-Patienten im Stadium II, die nach einer Darmkrebs-Operation Risikofaktoren aufwiesen
Diesen Fragen gingen Forscher des Loma Linda University Cancer Center in den USA nach. Sie untersuchten 5160 Patienten mit Darmkrebs im Stadium II, von denen 2398 mindestens einen der genannten Risikofaktoren aufwiesen. Von diesen 2398 Patienten unterzogen sich 510 Patienten (21 %) im Anschluss an die Operation einer Chemotherapie.
Patienten mit mehreren Risikofaktoren hatten ein höheres Sterberisiko
Durch die Analyse der Patientendaten fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Patienten, die mehrere Risikofaktoren aufwiesen, ein höheres Sterberisiko hatten als die Patienten, die nur von einem Risikofaktor betroffen waren. Dabei war das erhöhte Sterberisiko bei den Patienten, die 3 oder mehr Risikofaktoren hatten, deutlicher als bei den Patienten, auf die nur 2 Risikofaktoren zutrafen.
Wenn der Darmkrebs bereits über den Darm hinausgewachsen war, profitierten die Patienten von einer anschließenden Chemotherapie
Interessanterweise schien sich eine anschließende Chemotherapie nur bei den Patienten positiv auf die Lebenszeit auszuwirken, bei denen der Darmkrebs bereits über den Darm hinausgewachsen (T4) war. Dies war der Fall, wenn dies der einzige Risikofaktor darstellte, aber auch wenn dieser zusätzlich zu anderen Risikofaktoren (wie zu wenige untersuchte Lymphknoten, sehr aggressiver Krebs oder Krebszellen in den Tumor umgebenen Blutgefäßen oder Lymphbahnen) auftrat.
Nicht alle Risikofaktoren hatten somit die gleichen Auswirkungen auf die Lebenszeit der Patienten. Patienten mit einem Darmkrebs im Stadium II, bei denen sich der Tumor bereits auf benachbartes Gewebe ausgebreitet hat (als alleiniger Risikofaktor oder in Kombination mit anderen Risikofaktoren), profitierten im Vergleich zu Patienten mit anderen Risikofaktoren am meisten davon, wenn nach der Operation eine Chemotherapie angeschlossen wurde. Bei der Entscheidung, ob die Patienten mit Darmkrebs im Stadium II eine anschließende Chemotherapie erhalten sollten oder nicht, sollten daher die Art und die Anzahl der Risikofaktoren des Patienten berücksichtigt werden.
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