Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Welcher TNF-Hemmer eignet sich am besten für die Behandlung von Morbus Crohn – Ein Vergleich zwischen Adalimumab und Infliximab

Original Titel:
Comparison of infliximab with adalimumab in 827 biologic-naïve patients with Crohn's disease: a population-based Danish cohort study.

Adalimumab und Infliximab sind zwei Wirkstoffe, die zu der Gruppe der sogenannten Biologika (oder genauer: TNF-Hemmer) gehören. Diese kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn die herkömmliche Therapie nicht vertragen wurde oder nicht ausreichend wirkte. Forscher zeigten, dass sich diese beiden Wirkstoffe gleichermaßen für die Behandlung von Morbus Crohn eigneten. An der Studie nahmen Patienten teil, die noch nie zuvor mit Biologika behandelt wurden.


Biologika haben die Behandlung von chronischen Darmentzündungen revolutioniert. Häufig sind sie gegen einen bestimmten Botenstoff des Immunsystems, den sogenannten Tumornekrosefaktor (TNF), gerichtet. Für die Behandlung von Morbus Crohn sind derzeit zwei dieser Wirkstoffe in Deutschland zugelassen. Es handelt sich hierbei um Infliximab und Adalimumab. Es ist bisher strittig, welcher dieser beiden TNF-Hemmer bei Morbus Crohn-Patienten besser wirkt.

Morbus-Crohn Patienten bekamen entweder Infliximab oder Adalimumab

Ein Forscherteam mit Wissenschaftlern aus Dänemark und den USA verglich die Sicherheit und die Wirksamkeit dieser beiden TNF-Hemmer bei Morbus Crohn-Patienten, die noch nie zuvor Biologika (weder TNF-Hemmer noch Biologika, die über einen anderen Mechanismus wirken) bekommen hatten. Hierzu werteten sie Daten von insgesamt 827 erwachsenen Dänen mit Morbus Crohn aus, die zwischen 2005 und 2014 zum ersten Mal mit Infliximab oder Adalimumab behandelt wurden. Die Hälfte von ihnen wurde länger als 2,3 Jahre begleitet. 315 der Patienten (durchschnittlich 34,9 Jahre alt, 41,9 % männlich) bekamen Adalimumab, während die anderen 512 Patienten (durchschnittlich 33,6 Jahre alt, 40,8 % männlich) mit Infliximab behandelt wurden. Die Patientengruppen ähnelten sich im Alter, in der Geschlechterverteilung, in den Eigenschaften ihrer Erkrankung, in der Häufigkeit ihrer Krankenhausbesuche und Untersuchungen und in der Verwendung von Medikamenten gegen Morbus Crohn.

Adalimumab und Infliximab waren gleichermaßen sicher und wirksam

Die Auswertung der Patientendaten in Bezug auf den jeweiligen verwendeten TNF-Hemmer, zeigte, dass die meisten untersuchten Parameter unabhängig von der Therapiewahl waren. Krankenhauseinweisungen aufgrund von Morbus Crohn, größere Bauchoperationen und neue Steroid-Einnahme waren genauso häufig nötig, wenn die Patienten Adalimumab bekamen, wie, wenn sie stattdessen mit Infliximab behandelt wurden. Dies galt sowohl, wenn der TNF-Hemmer alleine als auch in Kombination mit einem klassischen Immunmodulator verwendet wurde. Einen Unterschied konnte jedoch hinsichtlich der Häufigkeit der Krankenhauseinweisungen, die nicht nur spezifisch aufgrund der Morbus Crohn-Erkrankung nötig waren, festgestellt werden. Patienten, die Adalimumab bekamen, mussten insgesamt seltener ins Krankenhaus als die Patienten, die mit Infliximab behandelt wurden. Was die Nebenwirkungen beider Therapien angeht, konnte wiederrum erneut kein nennenswerter Unterschied festgestellt werden. Hier wurde jedoch nur die Häufigkeit von schweren Infektionen, die zu Krankenhauseinweisungen führten, verglichen. Wie häufig die Patienten wegen schwerer Infektionen ins Krankenhaus mussten, war somit unabhängig davon, mit welchem TNF-Hemmer sie behandelt wurden.

Diese Ergebnisse zeigten somit, dass Infliximab und Adalimumab gleichermaßen sicher und wirksam bei der Behandlung von Morbus Crohn-Patienten waren. Wie häufig die Patienten aufgrund von Morbus Crohn ins Krankenhaus mussten, sich einer größeren Bauchoperation unterziehen mussten, eine Steroid-Therapie beginnen mussten oder aufgrund von schweren Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten, unterschied sich nicht zwischen den beiden Therapien. Es wäre im Weiteren interessant, nun auch den Einfluss der beiden TNF-Hemmer auf weitere Krankheitsfaktoren zu vergleichen. Außerdem muss beachtet werden, dass in diese Studie nur eine bestimmte Patientengruppe miteinbezogen wurde, nämlich die, die noch nie zuvor mit Biologika behandelt wurden. Bei anderen Patienten könnte der Vergleich der beiden Wirkstoffe anders ausfallen. Weitere Studien mit Patienten, die andere Krankheitsgeschichten hinter sich haben, wären sinnvoll, um auch hier eine Aussage darüber treffen zu können, welcher der beiden TNF-Hemmer sich für die Behandlung am besten eignet.

 

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom