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Erfolgreiche Lasertherapie bei Zwillingen im Mutterleib
In der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden ist erstmals eine Lasertherapie im Mutterleib vorgenommen worden. Das Team um Privatdozent (PD) Dr. Cahit Birdir behandelte eine Mutter in der 18. Schwangerschaftswoche, weil es bei der Patientin zu Problemen mit der Plazenta gekommen war. Grund für den hochspeziellen Eingriff war eine sogenannte monochoriale Geminigravidität mit fetofetalem Transfusionssyndrom. Dabei ist der Kreislauf der Kinder über einen gemeinsamen Mutterkuchen verbunden, was die Zwillinge in Lebensgefahr brachte. Das Expertenteam trennte mit einem Laser die beiden Kreisläufe und stellte damit eine gleichmäßige Blutversorgung beider Kinder bis zur Geburt sicher. In der 32. Schwangerschaftswoche kamen die beiden Jungen schließlich gesund zur Welt.
„Es ist immer noch ein Wunder, diesen Feten helfen zu können“, sagt PD Dr. Cahit Birdir. Seit April vergangenen Jahres hat der leitende Oberarzt für Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Dresden die Möglichkeiten der intrauterinen Therapie weiter etabliert. Mit seinem unter anderem am King’s College Hospital in London erworbenen großen Know-how ergänzt er seitdem die diagnostischen und therapeutischen Angebote der vorgeburtlichen – pränatalen – Medizin der Uni-Frauenklinik. „Wichtiger Bestandteil unseres Konzeptes der pränatalen Medizin ist es, mögliche Risiken einer Schwangerschaft abzuschätzen“, erklärt PD Cahit Birdir das Anliegen der Erst-Trimester-Spezialsprechstunde. Um das Therapiespektrum für werdende Mütter und ihre ungeborenen Kinder erweitern zu können, hat PD Dr. Birdir seine am Londoner King’s College Hospital gesammelten Erfahrungen in der fetalen Laserchirurgie mit nach Dresden gebracht. In London war er als Assistent an über 400 dieser Eingriffe bei Ungeborenen beteiligt.
Operationen im Mutterleib sind immer dann eine Option, wenn die ungeborenen Kinder durch Probleme der Plazenta gefährdet sind. So wird eine OP bei eineiigen Zwillingen notwendig, wenn bei einem fetofetalen Transfusionssyndrom die Blutkreisläufe dieser Kinder über eine gemeinsame Plazenta miteinander verbunden sind und der eine Fet den anderen mit Blut versorgt. Das nennt man fetofetales Transfusionssyndrom. Der Fetalchirurg trennt die beiden Kreisläufe mittels Laser, damit beide Kinder gleichmäßig mit Blut versorgt werden. Geschieht das nicht, bekommt ein Kind zu viel und das andere zu wenig Blut. Unbehandelt bleibt den Zwillingen nur eine zehnprozentige Überlebenschance. Dank der Laser-OP im Mutterleib liegt die Überlebenschance bei etwa 90 Prozent. Nach der erfolgreich ausgeführten intrauterinen Lasertherapie in der 18. Schwangerschaftswoche am Uniklinikum sind Mitte Juni beide Kinder erfreulicherweise in der 32. Schwangerschaftswoche geboren worden. „Mutter und Kinder sind gesund“, sagt PD Dr. Cahit Birdir. „Wir sind froh und dankbar, dass uns das Team um Dr. Birdir helfen konnte und dass der Eingriff in Dresden möglich war“, sagt Kathleen Roll, die Mutter der Zwillinge. Oskar und Felix sind seit wenigen Wochen zu Hause und entwickeln sich prächtig. „Wir möchten auch anderen betroffenen Familien Mut machen, sich für diesen Eingriff zu entscheiden.“
„Diese komplexen Eingriffe den Eltern mit Risikoschwangerschaften erfolgreich anbieten zu können, ist ein sehr großer Gewinn für die Paare und die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe“, sagt Prof. Pauline Wimberger, Direktorin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Mit dem Ziel der größtmöglichen Sicherheit während Schwangerschaft und Geburt steht hier unseren Patienten ein erfahrenes Team zur Seite. Ein breitgefächertes und ständig verfügbares Angebot an vor- und nachgeburtlicher Expertise zeichnet das universitäre Perinatalzentrum aus.“ Das Perinatalzentrum am Universitätsklinikum Dresden gehört zu den fünf größten Zentren in Deutschland. „Die Möglichkeiten der pränatalen Diagnostik und Therapie ermöglichen es auch, dass schwer erkrankte Ungeborenen gesund überleben und machen damit oftmals eine Behandlung der Neugeborenen überflüssig“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Leiter des Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Universitätskinderklinik.p