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Neue Tagesklinik für Eltern mit psychischen Störungen nach der Geburt
Jenaer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie eröffnet erste Tagesklinik dieser Art in Thüringen/ Fünf Behandlungsplätze verfügbar
Jena (ukj/boe). Für Eltern mit psychischen Störungen nach der Geburt ihres Kindes startet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Jena (UKJ) morgen (01.09.) ein neues Behandlungsangebot: Mütter und Väter mit postpartalen psychischen Störungen können hier gemeinsam mit ihrem Kind im Alter von bis zu 24 Monaten tagesklinisch betreut werden. Die Therapie fokussiert nicht nur die psychische Erkrankung der Mutter beziehungsweise des Vaters, sondern unterstützt und fördert auch den Umgang mit dem Kind – ohne Eltern und Kind aus ihrem sozialen Umfeld zu reißen, da die Patienten die Nächte und Wochenenden zu Hause verbringen können. Die neue Tagesklinik ist die einzige ihrer Art in Thüringen. Insgesamt stehen fünf Behandlungsplätze zur Verfügung.
Zehn bis 15 Prozent aller Mütter im Wochenbett sind von Depressionen betroffen. Damit sind diese die häufigsten psychischen Erkrankungen nach der Geburt. „Neben Müttern und Vätern mit Depressionen betreuen wir in der neuen Tagesklinik jedoch sämtliche peripartale psychischen Störungen wie Angst- und Zwangsstörungen oder postpartale Psychosen“, so Dr. Uta Pietsch, Oberärztin in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am UKJ. „Patienten mit massiven Selbstverletzungen, akuter Suizidalität oder Suchtproblematik können wir jedoch erst nach einer vollstationären Stabilisierungsphase gemeinsam mit ihren Kindern tagesklinisch weiter behandeln.“
Grundlage der tagesklinischen Behandlung stellt die Einzelpsychotherapie dar, die speziell auf die Bedürfnisse und Probleme der jeweiligen Patienten abgestimmt ist. „Mithilfe von gezielten Verhaltensbeobachtungen und videogestützter Analysen untersuchen die Ärzte und Psychologen die individuelle Interaktion mit dem Kind, um geeignete Therapiemöglichkeiten abzuleiten“, erklärt Dr. Pietsch. „Zudem behandeln sie gezielt die psychische Störung der Mutter bzw. des Vaters.“ Ergänzend zur Einzeltherapie werden die Eltern in das verhaltenstherapeutische Behandlungsprogramm der Klinik integriert. Spezifische Gruppentherapien, Musik- und Tanztherapie sowie Ergo-, Sport- und Entspannungstherapie helfen den Betroffenen unter anderem dabei, ihre neue Rolle als Mutter bzw. Vater anzunehmen, mit Stress umzugehen und auf die elterlichen Kompetenzen zu vertrauen. „Teilweise finden die Therapieangebote mit Kind statt, teilweise ohne. Um den Betroffenen eine Teilnahme ohne Kind zu ermöglichen, bietet wir für diese Zeit eine Kinderbetreuung an“, so Dr. Pietsch. Zusätzlich zu diesen Behandlungen untersuchen die Experten der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am UKJ die Kinder, um frühkindliche Bindungs-, Entwicklungs- und emotionale Störungen zu erkennen und zu therapieren. Abhängig von der Schwere der Erkrankungen und der Bindungsstörung zwischen Eltern und Kind dauert die tagesklinische Behandlung etwa vier bis acht Wochen.
Unter den Patienten sind nicht nur Frauen und Männer mit psychischen Vorerkrankungen, sondern auch Personen, die völlig unerwartet von einer behandlungsbedürftigen psychischen Störung nach der Geburt des Kindes betroffen sind. „Mit der Tagesklinik erweitern wir unser bisheriges Behandlungsangebot aus Spezialambulanz für peripartale psychische Störungen und vollstationäre Behandlung, um den Betroffenen bestmöglich und individuell helfen zu können“, sagt Dr. Pietsch.