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Langzeitfolgen von Herz-OPs im frühen Kindesalter untersucht
Neue Studie verdeutlicht: Kinder entwickeln sich trotz OP altersgerecht – die Eltern können positiv dazu beitragen
Entwickelt sich ein Kind, das in der frühen Kindheit aufgrund eines Ventrikelseptumdefekts (VSD, ein Loch in der Herzscheidewand) operiert wurde, psychisch anders als Gleichaltrige ohne eine solche OP? Inwiefern sind Eltern durch den frühen Eingriff bei ihrem Kind belastet? Welche Faktoren wirken sich positiv auf den weiteren Entwicklungsverlauf aus und welche Kinder und Eltern sind besonders von Langzeitfolgen betroffen? Diesen Fragen gingen Wissenschaftler und Ärzte der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit (Leiter: Prof. Dr. Gunther H. Moll) und der Kinderherzchirurgischen Abteilung (Leiter: Prof. Dr. Robert Cesnjevar) des Universitätsklinikums Erlangen nach. Die von der Robert-Enke-Stiftung mit 41.000 Euro geförderte Studie unter der Leitung von Dr. Anna Eichler zeigte, dass die Kinder ihren Altersgenossen in nichts nachstehen, wenn bestimmte Entwicklungen beachtet werden.
Wie die Studie darlegt, entwickeln sich Kinder, die im Alter von null bis zwei Jahren wegen eines einfachen VSD operiert wurden, kognitiv und motorisch altersgerecht. Auch ihr Wohlbefinden gleicht im Zeitraum des Grundschulalters dem Gleichaltriger. Die sprachlichen Fähigkeiten der jungen Patienten waren ebenfalls unbeeinträchtigt – unter einer Voraussetzung: Die Mutter zeigte viel Engagement bei der Erziehung ihres Kindes. Neurologische Auffälligkeiten scheinen durch mütterliches Erziehungsverhalten kompensiert werden zu können. Besondere Erlebens- und Verhaltensauffälligkeiten zeigen sich bei operierten Kindern nur, wenn Mütter verstärkt Ängste entwickeln. Durch Speichelproben konnten die Forscher auch neurobiologische Marker einbeziehen. Es zeigte sich, dass das Stresssystem der betroffenen Kinder unverändert arbeitete, wohingegen deren Mütter höhere Stresshormonwerte aufwiesen als die Vergleichsmütter. „Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass es wichtig ist, die Mütter im Umgang mit ihrem herzkranken Kind und ihren eigenen Ängsten an die Hand zu nehmen, um eine verantwortungsbewusste Mutter-Kind-Interaktion zu fördern und Ängste der Eltern zu reduzieren“, erklärt Dr. Eichler, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Erlanger Kinderpsychiatrie und Studienleiterin. „Geeignete Angebote, die bereits während der Schwangerschaft ansetzen und die Familie in der darauffolgenden Zeit begleiten, gilt es zu entwickeln und zu evaluieren.“
In der Kooperationsstudie wurden 39 Kinder im Grundschulalter von sechs bis neun Jahren untersucht, die im Laufe ihrer ersten drei Lebensjahre aufgrund eines angeborenen einfachen VSD in der Kinderherzchirurgie des Uni-Klinikums Erlangen operiert wurden. Mitarbeiter der Erlanger Kinderpsychiatrie erfassten deren aktuellen Entwicklungsstand in emotionalen, kognitiven, sozialen und motorischen Bereichen und verglichen ihn mit den Ergebnissen einer Kontrollgruppe. Sie werteten sowohl Intelligenz- und Entwicklungstest der Kinder aus, als auch Fragebögen, die die jungen Probanden und ihre Eltern ausfüllten. Ebenfalls wurden Einflussfaktoren wie Elternängste, Komplikationen bei der OP und die Belastung durch die Operationsnarbe berücksichtigt. Neben den Vergleichen der Patienten- mit den gesunden Kontrollkindern wurde auch innerhalb der operierten Patientengruppe nach Einflussfaktoren auf den Entwicklungsstand gesucht, die mit der Operation und dem Krankenhausaufenthalt in Zusammenhang standen. Die Ergebnisse legen einen Zusammenhang zwischen der Dauer des Klinikaufenthaltes und der Entwicklung von Intelligenz und Psychomotorik nahe. Die sprachliche Entwicklung war auch in diesem Zusammenhang vor allem durch das mütterliche Erziehungsverhalten und nicht durch die Parameter der Operation beeinflusst. Aus kinderherzchirurgischer Sicht zeigten sich ein früher Eingriff, das heißt im Laufe des ersten Lebensjahres, und ein positives Narbenoutcome als förderlich für die psychische Entwicklung der kleinen Patienten.
„Die Studie liefert bedeutende Erkenntnisse, um die Behandlung herzkranker Kinder weiter zu optimieren und um Familien zu unterstützen“, erklärt Teresa Enke, Vorstandsvorsitzende der Robert-Enke-Stiftung, die die Studie förderte. Die Stiftung unterstützt Projekte, Maßnahmen und Einrichtungen, die über Herzkrankheiten von Kindern sowie Depressionskrankheiten aufklären und deren Erforschung oder Behandlung dienen.
Website der Robert-Enke-Stiftung