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Kiyan hört jetzt auch ohne Gehör
Zum ersten Mal in der Schweiz setzten Ärzte am UniversitätsSpital Zürich einem Kleinkind ein Hirnstammimplantat zum Hören ein. Für den ohne Gehörnerven geborenen dreijährigen Jungen war die Operation die einzige Möglichkeit, doch noch zu hören.
Im August wurde im UniversitätsSpital Zürich (USZ) zum ersten Mal in der Schweiz ein Hirnstammimplantat bei einem gehörlosen Kleinkind eingesetzt. Hirnstammimplantate sind eine besondere Form von Hörimplantaten. Sie werden in der Regel bei Erwachsenen eingesetzt, bei denen die bekannten Cochlea-Implantate nicht verwendet werden können, weil die Hörnerven z.B. durch eine Tumorerkrankung, durch Degeneration oder nach einer Entzündung nicht mehr funktionieren. Anders als bei den Cochlea-Implantaten werden deshalb bei einem Hirnstammimplantat die Elektroden zur Hörreizübertragung direkt am Hirnstamm angebracht. Der nun damit versorgte dreijährige Kiyan war ohne Hörnerven geboren worden. Ein Hirnstammimplantat war die einzige Möglichkeit für das Kind, hören zu können.
Anspruchsvolle Operation in einem interdisziplinären Team
Das Einsetzen der Elektroden am Hirnstamm ist eine anspruchsvolle Operation. Wichtige Nerven können verletzt werden, wenn das Implantat während der Operation oder später verrutscht. Das Einsetzen des Hirnstammimplantats – wie auch eines Cochlea-Implantats – in einem möglichst frühen Alter bringt aber viele Vorteile für Patientinnen und Patienten. So ermöglicht das Implantat einen einfacheren und altersgemässen Spracherwerb. Zur Vorbereitung der Operation fand ein intensiver Austausch mit Kollegen aus England statt. Den Eingriff führte ein Team aus der ORL und Neurochirurgen des USZ durch. Auch für die Diagnostik, die Elektrophysiologie und Anpassungen nach der Operation ist am USZ ein mit Hörimplantaten erfahrenes Team vorhanden. «Die perfekte Zusammenarbeit so vieler Spezialistinnen und Spezialisten unter einem Dach machte es erst möglich, diese Operation durchzuführen und auch die optimale Nachversorgung sicherzustellen», so Prof. Dr. med. Alexander Huber, Direktor der Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie (ORL).
Das erste Hören: Ein grosser Moment
Dem kleinen Patienten geht es hervorragend. Erste Tests zeigten, dass er dank des Implantats ein Hörvermögen bekommen hat und auf Töne, Geräusche und Sprache reagiert. Das Hörerleben mit einem Implantat ist nur begrenzt mit dem eines gesunden Gehörs vergleichbar. Das Gehirn muss erst lernen, die empfangenen Reize richtig zu interpretieren. Bei einem kleinen Kind werden diese Trainings spielerisch umgesetzt. «Wir sind sehr froh, dass alles so gut verlaufen ist», meint Huber. «Als wir feststellten, dass Hörreize bei Kiyan ankamen, war das für uns schon ein grosser und auch emotionaler Moment.»
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