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Digitalisierung im Mittelpunkt der Diabetes Herbsttagung – Studie zeigt: Verbesserte Blutzuckereinstellung mit „Closed Loop“-Systemen
Die 12. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und die 34. Jahrestagung der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) ging am 10. November mit rund 3800 Teilnehmern erfolgreich zu Ende. Ein Schwerpunktthema waren digitale Technologien, die das Leben der Menschen mit Diabetes erleichtern und immer neue Möglichkeiten für mehr Lebensqualität schaffen. Das gilt insbesondere für Typ-1-Diabetes, woran mehr als 300 000 Erwachsene und circa 32 000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland leiden (1). Inzwischen nutzen viele Patienten in ihrem Alltag digitale Unterstützung in Form spezieller Diabetes-Apps sowie technischer Innovationen wie Insulinpumpen und Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung. Noch in diesem Jahr soll in Europa das erste „Hybrid Closed Loop“-System, das Blutzuckermessungen und notwendige Insulingaben weitest¬gehend automatisch steuert, verfügbar sein.
Die täglich mehrmals notwendigen Blutzuckermessungen und die daran angepassten Insulingaben sind für Diabetespatienten mit hohem Aufwand verbunden. Um ihren Stoffwechsel besser einzustellen, nutzen viele Patienten Insulinpumpen und Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung. „Der Blutzucker wird regelmäßig automatisch gemessen und die Patienten können daraufhin die richtige Insulindosis über die Insulinpumpe abgeben“, erklärt Dr. med. Matthias Kaltheuner, Vorstandsmitglied der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Diese Technologien erleichtern den Alltag der Patienten“, so der niedergelassene Diabetologe. Die Glukose-Sensortechnik ermöglicht einen zeitlich viel präziseren Einblick in die Stoffwechsellage und mögliche Einflüsse durch Essensaufnahme, Bewegung, sich verändernde Stimmungen sowie andere Krankheiten.
Durch die Verwendung eines „Closed Loop“-Systems, welches ab diesem Herbst in ausgewählten EU-Ländern verfügbar sein wird, gewinnen Diabetespatienten mehr Unabhängigkeit/Flexibilität in der Therapie. Das System vernetzt die Insulinpumpe mit dem Sensor zur kontinuierlichen Glukosemessung im Unterhautfettgewebe, einem Blutzuckermessgerät zur Kalibrierung des Sensors sowie einem Computerprogramm, das die automatische Steuerung der Insulinpumpe übernimmt („hybrides“ System). „Das Zusammenwirken aller Technologien ermöglicht eine automatisierte Insulinabgabe. Den Patienten bleibt damit die Berechnung der benötigten Insulindosis erspart“, so Professor Dr. med. Jens Aberle, Tagungspräsident der 12. Diabetes Herbsttagung. „Außerdem wird die Stoffwechsellage der Patienten verbessert und die Gefahr von Über- und Unterzuckerungen vermindert“, ergänzt der Leiter der Sektion Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
In einer kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten randomisierten Vergleichsstudie konnte gezeigt werden, dass das „Closed Loop“-System gegenüber einer sensorgestützten Therapie in der klinischen Anwendung überlegen ist. An der Studie nahmen 86 Patienten mit Typ-1-Diabetes im Alter von sechs bis 65 Jahren teil, die trotz der Verwendung einer Insulinpumpe suboptimale Blutzuckerwerte aufwiesen. Während die eine Hälfte der Probanden zusätzlich zur Insulinpumpe mit einem Gerät zur kontinuierlichen Blutzuckermessung ausgestattet wurde, erhielt die andere Hälfte ein „Closed Loop“-System. Das Ergebnis: Die Patienten, die ein hybrides „Closed Loop“-System verwendet hatten, konnten im Vergleich zu Patienten mit einer sensorgestützten Therapie, bei der die Insulindosis selbst bestimmt und injiziert wird, die Blutzuckerwerte signifikant länger in einem vorbestimmten Zielbereich halten. Das galt vor allem für die Nacht (2).
„Die technologischen Fortschritte in der Diabetestherapie stellen für die Betroffenen einen großen Mehrwert dar. Sie nehmen den Patienten lebensnotwendige Aufgaben ab und fördern somit die Lebensqualität“, betont DDG-Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland. Es eröffne Patient und Arzt sowie dem Austausch miteinander neue Chancen, die das Arzt-Patienten-Verhältnis vertiefen und die Versorgung verbessern könnten.
Rund 3800 Teilnehmer diskutierten vom 9. bis 10. November im RheinMain Congress Center Wiesbaden unter dem Motto „Fachübergreifende Versorgung – Der Patient im Mittelpunkt“ neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Entstehung, Vorbeugung und Therapie des Diabetes mellitus und der Adipositas. „Neben den Themen Technologie und Digitalisierung waren auch neue Therapiestrategien ein Schwerpunkt der Tagung“, erläutert DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. „Wir freuen uns, dass insbesondere auch Themen wie die Digitalisierung und neue Technologien auf großes Interesse der Teilnehmer stießen.“ Denn Diabetes sei für die sinnvolle Nutzung der Digitalisierung eine Modellkrankheit für das gesamte Gesundheitswesen.
Quellen:
(1) Jacobs E, Rathmann W (2017): Epidemiologie des Diabetes in Deutschland. In: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019. Die Bestandsaufnahme.
(2) Tauschmann M et al (2018): Closed-loop insulin delivery in suboptimally controlled type 1 diabetes: a multicentre, 12-week randomised trial; Lancet (2018); online first; DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31947-0
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