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Prostatakrebs: Operieren besser als Abwarten
Original Titel:
Radical Prostatectomy or Watchful Waiting in Prostate Cancer - 29-Year Follow-up
DGP – Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs können davon profitieren, wenn sie sich für eine Operation statt für Abwarten und Beobachten entscheiden. Wissenschaftler fanden in der vorliegenden Langzeitstudie heraus, dass die Operation den Männern bei einem Beobachtungszeitraum von 23 Jahren knapp drei Jahre Lebenszeit schenkte.
Aufgrund der immer besseren Früherkennungsuntersuchungen wird Prostatakrebs häufiger schon in frühen Stadien erkannt – also dann, wenn er noch auf die Prostata beschränkt ist. Dies ist wichtig, da die Heilungschancen umso besser sind, je früher der Krebs entdeckt und behandelt wird. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass ein Prostatakrebs entdeckt wird, der die Lebenszeit und die Lebensqualität des Patienten nicht beeinträchtigt hätte. Bei dieser Art von Prostatakrebs würde eine Therapie die Lebensqualität der Patienten aufgrund der Nebenwirkungen stärker beeinträchtigen als der Prostatakrebs selbst. Es ist jedoch schwer vorherzusagen, ob der Prostatakrebs lebensbedrohlich wird oder ob von ihm keine Gefahr ausgeht. Viele Patienten stehen daher vor der schwierigen Entscheidung, ob sie sich operieren lassen sollen oder doch besser erstmal abwarten. Auf der einen Seite sollte eine Behandlung erfolgen, solange der Tumor noch auf die Prostata beschränkt ist, womit eine Heilung möglich wäre. Auf der anderen Seite sollte dem Patienten eine unnötige Operation mit all ihren Nebenwirkungen erspart bleiben. Ob Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs auf langer Sicht von einer operativen Prostataentfernung profitieren oder nicht, untersuchte ein internationales Forscherteam in einer Langzeitstudie.
Männer mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs entschieden sich entweder für eine Operation oder für Abwarten und Beobachten
Wissenschaftler untersuchten 695 Männer mit einem Prostatakrebs, der noch auf die Prostata beschränkt war (lokal begrenzter Prostatakrebs). Diese Patienten haben sich zwischen 1989 und 1999 entweder die Prostata entfernen lassen (347 Patienten) oder die Erkrankung engmaschig kontrollieren lassen, ohne sofort einzugreifen (348 Patienten). Die Patienten wurden bis zum Jahre 2017 begleitet.
Eine sofortige Operation reduzierte das Sterberisiko
Bis zum Ende des Jahres 2017 verstarben 261 der Männer, die sich direkt einer Operation unterzogen hatten, und 292 der Männer, die erst einmal abgewartet und beobachtet hatten. Doch nur in manchen Fällen war der Prostatakrebs die Todesursache – nämlich bei 71 Patienten der Operations-Gruppe und bei 110 Patienten der Beobachtungs-Gruppe. Berechnungen zufolge hatten Patienten, die sich direkt einer Operation unterzogen, somit ein 45 % geringeres Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, als die Patienten, die den Krankheitsverlauf zunächst nur beobachteten. Die Wissenschaftler berechneten, dass mit einer sofortigen Operation bei einer 23-jährigen Beobachtungszeit durchschnittlich 2,9 Jahre Lebenszeit gewonnen wurden.
Prognose nach der Operation war abhängig vom Ausmaß und Aggressivität des Tumors
Wurden nur die Patienten betrachtet, die sich einer Operation unterzogen hatten, fiel auf, dass die Patienten, bei denen der Tumor die Prostatakapsel bereits überschritten hatte, ein 5-mal so hohes Risiko hatten, an Prostatakrebs zu sterben, als die Patienten, bei denen dies nicht der Fall war. Die Aggressivität des Krebses, welche mit dem Gleason-Score definiert wird, schien einen noch größeren Einfluss auf das Sterberisiko zu haben. So hatten Patienten mit einem Gleason-Score von mehr als 7 (aggressiver Prostatakrebs) ein 10-mal so hohes Risiko, an dem Prostatakrebs zu sterben, als Patienten mit einem weniger aggressiven Prostatakrebs (Gleason-Score von 6 oder niedriger).
Männer, die mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs konfrontiert wurden, profitierten somit langzeitlich gesehen, wenn sie sich für eine Operation statt für das abwartende Verhalten entschieden. Dies äußerte sich durch einen Gewinn von durchschnittlich 2,9 Lebensjahren. Die Prognose nach der Operation wurde sowohl von der Ausbreitung als auch von der Aggressivität des Tumors bestimmt.
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