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Roboter-Therapeuten brauchen Regeln
Verkörperte KI bei psychischen Erkrankungen: ethische Fragen durch neue Technologien
In Zukunft werden wir immer häufiger direkt mit Künstlicher Intelligenz (KI) interagieren. Ein Team der Technischen Universität München (TUM) hat jetzt erstmals systematisch untersucht, wie „verkörperte KI“ schon heute hilft, psychische Erkrankungen zu behandeln. Das Fazit: Wichtige ethische Fragen zu dieser Technologie sind unbeantwortet, es besteht dringender Handlungsbedarf für Regierungen, Fachverbände und Forschung.
Mehr Menschen bekommen Zugang zu Behandlung
Die neuen Anwendungen haben enormes Potential. Sie können mehr Menschen Zugang zu einer Behandlung bieten, weil sie nicht an bestimmte Zeiten und Orte gebunden sind. Einigen Betroffenen fällt es zudem leichter, mit der KI zu interagieren als mit einem menschlichen Gegenüber. Es gibt aber auch Risiken. „Verkörperte KI kann und darf kein billigerer Ersatz für eine Behandlung durch reale Ärztinnen und Ärzte sein“, sagt Amelia Fiske.
„Obwohl verkörperte KI schon in der Klinik angekommen ist, gibt es bisher kaum Empfehlungen von medizinischen Fachgesellschaften zum Umgang mit diesem Thema. Das wäre jedoch dringend notwendig, um die Vorteile dieser Technologien zu nutzen und gleichzeitig Nachteile zu vermeiden und ‚Wildwuchs‘ einzudämmen. Außerdem sollte das Thema bereits im Medizinstudium behandelt werden“, sagt Peter Henningsen, der Dekan der TUM-Medizinfakultät ist.
Fehlende Vorgaben für Künstliche Intelligenz
Derzeit werden vermehrt Leitlinien für KI erstellt, etwa die gerade von der EU entwickelten Ethics Guidelines for Trustworthy AI. Zusätzlich dazu sind aus Sicht von Buyx, Fiske und Henningsen allerdings dringend fachspezifische Regeln notwendig. „Therapeutische KI-Anwendungen sind Medizinprodukte, für die wir entsprechende Zulassungsverfahren und ethische Handlungsvorgaben brauchen“, sagt Alena Buyx. „Wenn die Programme beispielsweise erkennen können, ob Patienten Suizidgedanken haben, dann müssen sie, genau wie Therapeutinnen und Therapeuten, im Ernstfall klare Warn-Protokolle befolgen.“
Darüber hinaus müsse verkörperte KI intensiv auf soziale Effekte hin erforscht werden. „Wir haben kaum Informationen dazu, wie sich der Kontakt mit therapeutischer KI auf uns Menschen auswirkt“, sagt Alena Buyx. „Unter Umständen lernt beispielsweise ein Kind mit einer Störung aus dem Autismus-Spektrum durch den Kontakt mit einem Roboter nur, wie man besser mit Robotern umgeht – aber nicht mit Menschen.“
Publikationen:
Fiske A, Henningsen P, Buyx A. Your robot therapist will see you now: Ethical implications of embodied artificial intelligence in psychiatry, psychology, and psychotherapy. Journal of Medical Internet Research (2019). DOI: 10.2196/13216.
Mehr Informationen:
Verkörperte Künstliche Intelligenz steht auch im Zentrum der Forschung an der Munich School of Robotics and Machine Intelligence (MSRM). Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Bereichen wie Informatik, Elektro- und Informationstechnik, Maschinenbau, aber auch aus den Sozial- und Geisteswissenschaften forscht Prof. Alena Buyx an diesem interdisziplinären Zentrum der TUM an Themen wie der Zukunft von Gesundheit, Arbeit und Mobilität.
Hochauflösendes Bild für die redaktionelle Berichterstattung:
https://mediatum.ub.tum.de/1486120