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Bewährtes besser beibehalten
Studie, die vor leichtfertigem Herstellerwechsel bei Epilepsie warnt, mit Wissenschaftspreis ausgezeichnet
Menschen, die unter Epilepsie leiden, sind auf Medikamente angewiesen. Ist die Medikation einmal richtig eingestellt, sollte sie bei den meisten Betroffenen über Jahre unverändert beibehalten werden – auch was den Hersteller des Medikaments angeht. Andernfalls können erneut epileptische Anfälle ausgelöst werden. Zu diesem Ergebnis kommen Prof. Dr. Hajo Hamer, Sprecher des Epilepsiezentrums der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan Schwab) des Universitätsklinikums Erlangen, und Dr. Johannes Lang zusammen mit Prof. Dr. Karel Kostev aus Frankfurt a. M. Die Studie wurde nun mit dem Alfred-Hauptmann-Preis 2019 ausgezeichnet.
Prof. Hamer (r.), Sprecher des Epilepsiezentrums der Neurologischen Klinik des Uni-Klinikums Erlangen, nahm Mitte Mai in Basel gemeinsam mit Dr. Lang (2. v. l.) und Prof. Kostev (Mitte) den Alfred-Hauptmann-Preis 2019 entgegen. Foto: Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH
Epilepsien sind eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Sie betreffen Menschen jeden Alters und können sich in sehr unterschiedlichen Ausprägungen zeigen. Mediziner sprechen von Epilepsie, wenn wiederholt epileptische Anfälle auftreten. Für Betroffene gibt es eine Reihe wirksamer Medikamente, die Anfällen vorbeugen können.
Nutzen steht über den Kosten
Um die Therapiekosten zu dämpfen, sind Ärzte durch die Krankenkassen grundsätzlich dazu angehalten, preisgünstige Präparate mit gleicher Zusammensetzung beziehungsweise gleichem Wirkstoff wie bei teureren Originalprodukten zu verschreiben. „Gerade im Fall von Epilepsien geht die Rechnung allerdings nicht auf“, erklärt Prof. Dr. Hajo Hamer, der die Folgen eines Herstellerwechsels bei Medikamenten gegen Epilepsie untersuchte. „Epilepsiepatienten sollten die Medikation unbedingt beibehalten, wenn sie ein Präparat gut vertragen und anfallsfrei sind. Denn wird auf das gleiche Medikament eines anderen Herstellers umgestellt, kann es selbst bei identischer Zusammensetzung zu neuen Ausbrüchen der Krankheit kommen.“ Es spielt dabei keine Rolle, ob der Umstieg von einem Originalpräparat zu einem Generikum erfolgt oder andersherum. „Auch ökonomisch geht die Rechnung bei einer leichtfertigen Umstellung auf vermeintlich kostengünstigere Präparate bei anfallsfreien Patienten nicht auf. Denn die Folgekosten neuer Anfälle belasten das Gesundheitssystem deutlich mehr, als die Kosteneinsparung einer möglichen Umstellung einbringen würde.“ Ärzte sollten vornehmlich auf die Wirksamkeit und Verträglichkeit achten, können aber bei der erstmaligen Verschreibung eines Medikaments bei gegebenen gleichwertigen Alternativen auch auf die Kosten achten. Spätere Wechsel rein aus ökonomischen Gründen sollten vermieden werden.
Ausgezeichnete Studie
Für die aktuelle Studie untersuchte Prof. Hamer zusammen mit seinem Team 3.500 zunächst anfallsfreie Betroffene. Das Ergebnis: Jede Änderung der Medikation erhöht das relative Risiko eines neuen Anfalls um mehr als 30 Prozent. Für ihre Studie erhielten Prof. Hamer, Dr. Lang und Prof. Kostev nun den diesjährigen Alfred-Hauptmann-Preis. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Schweizerischen Epilepsie-Liga gemeinsam mit der Deutschen und Österreichischen Gesellschaft für Epileptologie alle zwei Jahre für die beste wissenschaftliche Arbeit aus dem deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der experimentellen und klinischen Epileptologie verliehen.