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Xeljanz® (Tofacitinib): Einschränkungen bei der Anwendung wegen des Risikos von Blutgerinnseln in der Lunge
Wirkstoff Tofacitinib
Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hat empfohlen, dass Ärzte die zweimal täglich zu verabreichende Dosis von 10 mg Xeljanz® (Tofacitinib) nicht bei Patienten verschreiben dürfen, die einem hohen Risiko für Blutgerinnsel in der Lunge ausgesetzt sind. Dazu gehören Patienten mit Herzinsuffizienz, Krebs, vererbten Blutgerinnungsstörungen oder einer Vorgeschichte von Blutgerinnseln sowie Patienten, die kombinierte hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, eine Hormonersatztherapie erhalten oder sich einer großen Operation unterziehen.
Darüber hinaus sollten Ärzte andere Faktoren berücksichtigen, die das Risiko von Blutgerinnseln in der Lunge erhöhen können, wie Alter, Fettleibigkeit, Rauchen oder Immobilisation.
Xeljanz® ist derzeit zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, psoriatischer Arthritis und schwerer Colitis ulcerosa zugelassen.
Die Empfehlung des PRAC folgt den Ergebnissen einer laufenden Studie (Studie A3921133) an Patienten mit rheumatoider Arthritis, die ein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln in der Lunge und der Mortalität zeigte, wenn die zweimal tägliche 10 mg Dosis verwendet wurde, was der doppelten empfohlenen Dosis für rheumatoide Arthritis entspricht.
Da 10 mg Xeljanz® die einzige empfohlene Anfangsdosis für Colitis ulcerosa ist, dürfen Patienten mit einem hohen Risiko für Blutgerinnsel in dieser Indikation nicht auf Xeljanz® neu eingestellt werden. Hochrisiko-Patienten, die diese Dosis, unabhängig von der Grunderkrankung, aktuell einnehmen, sollen auf alternative Behandlungen umgestellt werden.
Die Patienten sollten ihre Dosierung von Xeljanz® nicht absetzen oder verändern, ohne mit ihrem Arzt gesprochen zu haben. Sie sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie Symptome wie Atembeschwerden, Brustschmerzen oder Schmerzen im oberen Rücken oder Aushusten von Blut verspüren, die auf das Vorhandensein eines Blutgerinnsels in der Lunge hinweisen könnten.
Die neuen Empfehlungen sind vorläufig und folgen den bisherigen PRAC-Ratschlägen, die empfohlene Dosis von 5 mg zweimal täglich bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis nicht zu überschreiten. Der PRAC wird nun eine Überprüfung aller verfügbaren Hinweise durchführen, und nach Abschluss der Bewertung werden Patienten und medizinisches Fachpersonal aktualisierte Leitlinien zur Verfügung gestellt.
Information für Patienten
- Eine laufende Studie mit Patienten mit rheumatoider Arthritis zeigte, dass bei Verabreichung von Xeljanz® mit einer Dosis von 10 mg zweimal täglich, ein erhöhtes Risiko für gefährliche Blutgerinnsel in der Lunge und Tod besteht.
- Diese Dosis ist höher als die zugelassene Dosis von 5 mg zweimal täglich bei rheumatoider Arthritis. Diese Dosis wird jedoch für die Erstbehandlung von Patienten mit Colitis ulcerosa (bis zu 16 Wochen) verwendet und kann bei einigen Patienten auch bei Fortsetzung der Behandlung verwendet werden.
- Während der eingehenden Bewertungsphase von Xeljanz® kann Ihr Arzt, wenn Sie zweimal täglich mit Xeljanz® 10 mg behandelt werden und ein hohes Risiko für Blutgerinnsel in der Lunge haben, Sie auf einer alternativen Behandlung umstellen.
- Sie können ein hohes Risiko für Blutgerinnsel in der Lunge haben, wenn Sie
- eine Herzinsuffizienz haben (wenn das Herz nicht so gut funktioniert, wie es sollte),
- erbliche Störungen der Blutgerinnung haben,
- Blutgerinnsel in den Venen haben,
- kombinierte hormonelle Verhütungsmittel oder eine Hormonersatztherapie anwenden,
- Krebs haben oder
- sich kürzlich einer größeren Operation unterzogen haben oder noch unterziehen werden.
- Ihr Arzt wird auch Ihr Alter berücksichtigen, ob Sie fettleibig sind (Ihr Körpermassenindex liegt über 30), rauchen oder immobilisiert sind, wenn er Ihr Risiko für Blutgerinnsel bewertet.
- Wenn Sie mit Xeljanz® behandelt werden, sollten Sie die Dosis nicht ändern oder die Einnahme des Medikaments einstellen, ohne es mit Ihrem Arzt zu besprechen.
- Bei folgenden Symptomen, die Anzeichen eines Blutgerinnsels in der Lunge sein können, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen: Atembeschwerden, Brustschmerzen oder Schmerzen im oberen Rücken, Aushusten von Blut, übermäßiges Schwitzen und bläuliche Haut.
- Wenn Sie irgendwelche Bedenken bezüglich Ihrer Arzneimittel haben, sollten Sie diese mit einem Arzt oder Apotheker besprechen.
Information für medizinisches Fachpersonal
- In einer Studie mit Tofacitinib 10 mg zweimal täglich wurde ein erhöhtes Risiko für Lungenembolie und Gesamtmortalität bei rheumatoider Arthritis festgestellt.
- Diese Ergebnisse stammen aus der Studie A3921133, einer laufenden Open-Label-Studie, in der die Sicherheit von Tofacitinib 5 mg zweimal täglich und Tofacitinib 10 mg zweimal täglich im Vergleich zu einem Tumornekrosefaktor-(TNF-)Inhibitor bei Patienten mit rheumatoider Arthritis untersucht wird. Die Patienten in der Studie sind 50 Jahre oder älter und haben mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor.
- Die vorläufigen Ergebnisse der Studie zeigten, dass es 19 Fälle von Lungenembolie aus 3.883 Patientenjahren im „Tofacitinib 10 mg zweimal täglich Arm“ der Studie gab, verglichen mit 3 Fällen aus 3.982 im TNF-Inhibitor-Arm. Zusätzlich gab es 45 Todesfälle mit unterschiedlichen Ursachen aus 3.897 Patientenjahren im „10 mg zweimal täglich Arm“ im Vergleich zu 25 Fällen aus 3.982 Patientenjahren in der TNF-Hemmergruppe.
- Während der Dauer der eingehenden Überprüfung dieser Risiken, dürfen Ärzte die hohe Dosierung (2 mal täglich 10 mg) nicht verschreiben für Patienten
- mit Herzinsuffizienz,
- mit vererbten Gerinnungsstörungen
- mit früheren venösen Thromboembolien, sowohl tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie,
- die kombinierte hormonelle Verhütungsmittel oder Hormonersatztherapie anwenden,
- mit bösartigen Erkrankungen,
- die sich einer größeren Operation unterziehen.
- Weitere Risikofaktoren, die bei der zweimaligen Verschreibung von Tofacitinib 10 mg täglich zu berücksichtigen sind, sind Alter, Fettleibigkeit (BMI>30), Rauchen und Immobilisation.
- Patienten, die bereits zweimal täglich mit der 10 mg-Dosis behandelt werden und ein hohes Risiko für Lungenembolie haben, sollen auf alternative Behandlungen umgestellt werden.
- Während die weitere Auswertung der Studienergebnisse fortgesetzt wird, sollten sich die Verschreibenden weiterhin an die zulässige Dosis von 5 mg zweimal täglich zur Behandlung von rheumatoider Arthritis und psoriatischer Arthritis halten.
- Patienten, die Tofacitinib erhalten, sollten unabhängig von der Indikation auf die Anzeichen und Symptome einer Lungenembolie überwacht werden, und es wird empfohlen, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn sie diese feststellen.
- Ein Brief wird an alle Angehörigen der Gesundheitsberufe verschickt, von denen erwartet wird, dass sie das Medikament verschreiben, um sie über die vorläufigen Behandlungsempfehlungen zu informieren.
Mehr zum Arzneimittel
Xeljanz® (Tofacitinib) wurde am 22. März 2017 erstmals in der EU zur Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis (einer Krankheit, die Gelenkentzündungen verursacht) zugelassen. Im Jahr 2018 wurde der Einsatz auf die Behandlung von Erwachsenen mit Psoriasis-Arthritis (rote, schuppige Hautpartien mit Gelenkentzündung) und schwerer Colitis ulcerosa (eine Erkrankung, die Entzündungen und Geschwüre in der Darmauskleidung verursacht) ausgedehnt.
Der Wirkstoff in Xeljanz®, Tofacitinib, blockiert die Wirkung von Enzymen, den sogenannten Januskinasen. Diese Enzyme spielen eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess bei rheumatoider und psoriatischer Arthritis sowie bei Colitis ulcerosa. Durch die Blockade der Enzyme hilft Tofacitinib, die Entzündung und andere Symptome dieser Krankheiten zu reduzieren.
Weitere Informationen zum Arzneimittel finden Sie auf der EMA-Website:
Mehr zum Verfahren
Diese Überprüfung von Xeljanz® wurde auf Antrag der Europäischen Kommission gemäß Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 726/2004 eingeleitet. Sie folgt einer früheren Begutachtung von Xeljanz®, die im Rahmen eines Signalbewertungsverfahrens durchgeführt wurde.
Die Untersuchung wird vom Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC), dem für die Bewertung von Sicherheitsfragen bei Humanarzneimitteln zuständigen Ausschuss, durchgeführt, der eine Reihe von Empfehlungen abgeben wird. Die PRAC-Empfehlungen werden dann an den Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) weitergeleitet, der für Fragen zu Humanarzneimitteln zuständig ist und eine Stellungnahme abgeben wird. Die letzte Phase des Überprüfungsverfahrens ist die Annahme durch die Europäische Kommission, deren Entscheidung in allen EU-Mitgliedstaaten rechtsverbindlich ist.
Details zu dem Verfahren können unter folgendem Link bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) abgerufen werden:
Rote-Hand-Brief vom 29.03.2019
Risikoinformation vom 20.03.2019