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Migräne
Weit mehr als nur Kopfschmerz: besser klarkommen ist möglich mit der neuen Migräneprophylaxe
Original Titel:
European headache federation guideline on the use of monoclonal antibodies acting on the calcitonin gene related peptide or its receptor for migraine prevention
DGP – Wie gut helfen die Mittel tatsächlich Patienten, die ja mit einer Migräne unter weit mehr als nur Kopfschmerzen leiden – bessern sie deren Leben und erhöhen die Lebensqualität? Dies wurde anhand von Patientenbefragungen analysiert und in der Leitlinie der Europäischen Union zum Einsatz der Migräneantikörper in der Migräneprävention berichtet.
Die neuen Migräneantikörper sind allmählich im Leben der Betroffenen angekommen – manchmal werden sie noch zögerlich verschrieben, aber bei klaren Fällen, nach erfolglosen Prophylaxen mit verschiedenen Wirkstoffklassen und jahrelangem Leiden, gibt es bei Kopfschmerzexperten keine Zweifel. Die Antikörper sind gegen CGRP (calcitonin gene related peptide) gerichtet (oder den CGRP-Rezeptor im Fall von Erenumab), das bei einer Migräneattacke vermehrt ausgeschüttet wird und nach aktuellem Wissen kritischer Bestandteil der Migräne ist. Entsprechend dem hervorstechendsten Merkmal der Migräne, den Kopfschmerzen, wurde die Wirksamkeit der neuen Medikamente anhand der gesenkten Zahl von Kopfschmerztagen gemessen. Die Medikamente Erenumab, Fremanezumab und Galcanezumab wurden daher als erste spezifisch für Migräne entwickelte Prophylaxemedikamente auch in Europa zugelassen. Aber wie gut helfen die Mittel tatsächlich Patienten, die ja mit einer Migräne unter weit mehr als nur Kopfschmerzen leiden – bessern sie deren Leben und erhöhen die Lebensqualität? Dies wurde nun mit Patientenberichten und -befragungen ermittelt, um besser die Wirkung von Prophylaxetherapien auf den Alltag der Patienten zu erfassen. Eine genaue Analyse der Ergebnisse wurde nun in der Leitlinie der Europäischen Union zum Einsatz der Migräneantikörper in der Migräneprävention berichtet.
Erschöpft, unkonzentriert, ausgepowert vom Alltäglichen: Migräne ist weit mehr als nur Kopfschmerz
Untersucht wurde die Verbesserung der Lebenssituation mit Patienten, die an klinischen Studien mit Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab teilgenommen hatten. Eptinezumab wird, im Gegensatz zu den übrigen Medikamenten, die unter die Haut injiziert werden, alle drei Monate als Infusion gegeben. Die Zulassung von der amerikanischen Behörde FDA wurde im April 2019 beantragt.
Wie gut Patienten im Alltag zurechtkommen, kann mit dem MIDAS (migraine disability assessment score), HIT-6 (headache impact test), dem MPFID (Migraine Physical Function Impact Diary) und dem MSQ-RFR (migraine-specific quality of life questionnaire – function-restrictive) erfasst werden. In allen Befragungen werden grundlegend Schwierigkeiten zu Hause oder bei der Arbeit abgefragt, ob klares Denken oder Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt waren und wie stark die Kopfschmerzen den Alltag einschränkten.
In klinischen Studien zeigte sich eine messbare Reduktion der Kopfschmerztage bei Migränepatienten mit der Antikörperbehandlung. Verbessert wurde aber auch die Belastung durch die Migräne, fasste das Expertengremium nun in der Leitlinie zusammen.
- Eptinezumab brachte Verbesserungen im HIT-6-Wert im Vergleich zum Placebo (1 Studie, 151 Patienten).
- Erenumab verbesserte sowohl mit 70 mg (1 Studie, 628 Patienten) als auch mit 140 mg Dosierung (1 Studie, 634 Patienten) die Lebensqualität und Alltagsfähigkeit (MPFID) im Vergleich zu Placebo.
- Fremanezumab zeigte funktionelle Verbesserungen anhand besserer MIDAS-Werte sowohl mit monatlich 225 mg (Ergebnis aus zwei Studien, 776 Patienten) als auch mit 675 mg vierteljährlicher Behandlung (eine Studie, 578 Patienten) im Vergleich zum Placebo.
- Galcanezumab wurde mit dem MSQ-RFR untersucht. Mit einer ersten Injektion von 240 mg und monatlichen 120 mg (eine Studie, 646 Patienten) besserte sich dieser Wert ebenso wie mit 240 mg monatlich (eine Studie, 561 Patienten).
Messbar besser klarkommen ist möglich, wenn die Antikörper-Prophylaxe greift
Demnach zeigten sich messbare Verbesserungen der Lebensqualität, der Fähigkeit, den Alltag zu meistern und Aktivitäten nachzugehen sowie der Produktivität am Arbeitsplatz mit allen Antikörpern. Wenn die Substanzen also eingesetzt werden, dürfen Betroffene (bei denen die Medikamente wirken) also nicht nur auf weniger Kopfschmerzen, sondern auch auf Verbesserungen in vielen Bereichen des Lebens hoffen.
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