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Bundesweit erste Studie zu jungen Frauen mit Fluchterfahrung von Save the Children und Charité veröffentlicht
Berlin, 11.07.2019 Kaum eine Gruppe mit Fluchterfahrung ist so verletzlich wie Mädchen und junge Frauen. Save the Children veröffentlicht dazu gemeinsam mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin die bundesweit erste Bedarfsanalyse aus deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen. Vor allem die Gefahren auf der Flucht liegen für junge Frauen deutlich höher. Schnell werden sie zur Zielscheibe von sexualisierter Gewalt, Ausbeutung und gesellschaftlicher Benachteiligung. Ihre psychosoziale Entwicklung ist durch traumatische Erlebnisse besonders gefährdet. Die Studie zeigt, dass auch in Deutschland entsprechende Schutzstrukturen zur Erholung und Aufarbeitung von Belastungssituationen fehlen. Viele der Mädchen leben isoliert und haben wenig Zugang zu unterstützenden Angeboten und sozialer Teilhabe.
Aus der Studie lässt sich ableiten, dass die Selbstwirksamkeit und die Resilienz der Mädchen und jungen Frauen durch psychosoziale Förderangebote bewusst gestärkt werden müssen. „Eine Stärkung junger Frauen von innen heraus ist uns ein großes Anliegen. Ihre Förderung trägt letztendlich zum Wohl der ganzen Gesellschaft bei“, resümiert Ruby-Rebecca Brinza, Fachliche Leitung Migration und Flucht von Save the Children Deutschland. Die Studie zeigt einen speziellen Bedarf nach genderspezifischer Förderung bei Mädchen und jungen Frauen auf, deren innere Stärkung ein wichtiges Anliegen des Projektes „Mädchen.Machen.Mut.“ ist. Prof. Meryam Schouler-Ocak, Professorin für Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité, fasst zusammen: „Mütter und Kinder auf der Flucht sind unglaublichem Leid ausgesetzt. Zwangsprostitution, Hunger und Tod naher Verwandter müssen aufgearbeitet werden, damit eine Traumafolgestörung verhindert werden und die Integration gelingen kann.“
Zugleich verfügen junge Mädchen und Frauen über individuelle Ressourcen, die es zu stärken gilt. Kreativität, soziale Einbindung, Selbstwertgefühl und das Erleben von Selbstwirksamkeit fördern die Verarbeitung belastender Erlebnisse und ein generelles Wohlbefinden. In der Analyse benannten die Mädchen selbst kreative, musische, handwerkliche und naturpädagogisch ausgerichtete Angebote als unterstützend und wichtig. Nonverbale Kommunikation ermöglicht dabei über Sprachbarrieren hinweg einen Austausch in der Gruppe. Gleichzeitig können schöpferische Tätigkeiten sowohl den emotionalen Ausdruck als auch das Erleben von Handlungsfähigkeit fördern. Den Mädchen soll ermöglicht werden, sich in geschlechtsspezifischen, psychosozialen Gruppenangeboten sicher zu fühlen, soziale Beziehungen zu knüpfen und sich altersangemessen und spielerisch mitzuteilen.
Heranwachsende mit Fluchterfahrung brauchen eine altersgerechte Unterbringung, die Regelbeschulung und auf sie zugeschnittene Angebote. Dazu gehören die psychosoziale Unterstützung und Förderung der Selbstwirksamkeit, altersgerechte Angebote zur entwicklungspsychologischen Förderung und Kontakt zu Gleichaltrigen sowie Bildungsangebote und bedarfsgerechte Lernmöglichkeiten. Zudem benötigen die Mädchen und junge Frauen Schutz durch Gender- und kultursensible Gewaltschutzkonzepte, sie sollen gesellschaftlich beteiligt werden und Möglichkeit zur Mitbestimmung, beispielsweise bei der Essensversorgung, bekommen. Darüber hinaus bedarf es einer umfassenden und bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung.
Das Projekt „Mädchen.Machen.Mut.“ von Save the Children Deutschland e.V. wird von der Cummins Foundation gefördert.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in über 120 Ländern im Einsatz. Save the Children ist da für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen – seit 100 Jahren und darüber hinaus. Diese Kinder zu schützen, zu stärken und zu fördern ist das zentrale Anliegen der Organisation. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen in den Bereichen Schule und Bildung, Schutz vor Ausbeutung und Gewalt sowie Überleben und Gesundheit. Save the Children setzt sich ein für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben und frei und selbstbestimmt aufwachsen können.
https://www.savethechildren.de/
Über die Charité – Universitätsmedizin Berlin
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin ist mit rund 100 Kliniken und Instituten an 4 Standorten sowie 3.001 Betten eine der größten Universitätskliniken Europas. Im Jahr 2018 wurden hier 152.693 voll- und teilstationäre Fälle sowie 692.920 ambulante Fälle behandelt. An der Charité sind Forschung, Lehre und Krankenversorgung eng miteinander vernetzt. Konzernweit sind rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Berliner Universitätsmedizin tätig. Damit ist die Charité eine der größten Arbeitgeberinnen Berlins. Rund 4.536 der Beschäftigten sind im Pflegebereich und 4.357 im wissenschaftlichen und ärztlichen Bereich tätig. Im Jahr 2018 hat die Charité Gesamteinnahmen von mehr als 1,8 Milliarden Euro erzielt. Mit mehr als 170,9 Millionen Euro eingeworbenen Drittmitteln erreichte die Charité einen erneuten Rekord. An der medizinischen Fakultät, die zu den größten in Deutschland gehört, werden mehr als 7.500 Studierende der Humanmedizin und der Zahnmedizin ausgebildet. Darüber hinaus gibt es 619 Ausbildungsplätze in 9 Gesundheitsberufen.
http://www.charite.de
Links:
Projekt-Website Charité
Save the Children Deutschland e.V.
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