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Mütter mit Bindungsstörung
Lässt sich Freude am eigenen Baby erlernen?
Dr. Monika Eckstein erforscht am Zentrum für Psychosoziale Medizin Heidelberg die Effekte von Neurofeedback auf die Mutter-Kind-Interaktion und wurde dafür nun mit dem Anita- und Friedrich-Reutner-Preis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet
Der Kontakt zu einem vertrauten Mitmenschen tut gut und baut Stress ab, dafür sorgt das Gehirn durch die Aktivierung des internen Belohnungssystems und Ausschüttung des Bindungshormons Oxytocin. Doch wie lässt sich Personen helfen, bei denen dieser Mechanismus gestört ist? Dieser Frage geht am Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg die Psychologin Dr. Monika Eckstein nach und ist dafür nun mit dem Anita- und Friedrich-Reutner-Preis der Medizinischen Fakultät Heidelberg ausgezeichnet worden. In einer aktuellen Studie untersucht die Nachwuchswissenschaftlerin, ob bei Müttern, die keine enge Bindung zu ihrem Baby aufbauen können, dieser positive Rückkopplungsmechanismus durch gezieltes Training mittels Neurofeedback aktiviert werden kann. Weitere Projekte sind in Planung. „Dr. Monika Eckstein forscht sehr engagiert in einem für die psychotherapeutische Versorgung wichtigen Themenbereich, denn die Frage nach der Bindungsfähigkeit spielt bei fast allen psychischen Beschwerden eine Rolle. Ihre Arbeit ist beispielhaft für die Translation von Erkenntnissen aus der neurobiologischen Forschung hin zu klinischen Interventionen. Ich hoffe, dass der Preis sie auf ihrem Weg bestärkt“, sagte Prof. Dr. Andreas Draguhn, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg, anlässlich der Preisverleihung am 13. Juli 2019.
Mit dem jährlich vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Preis unterstützen die Stifter Professor Dr. Friedrich Reutner – Ehrensenator der Universität Heidelberg – und seine Frau Anita Reutner Nachwuchswissenschaftlerinnen der Medizinischen Fakultät Heidelberg, die noch keine etablierte Position innehaben, in ihren Forschungsvorhaben. Insbesondere werden solche Leistungen ausgezeichnet, die klinisch relevante Forschungsfragen aufgreifen.
Beziehung zu Mitmenschen: erlernt und über Hormone vermittelt
Die Beziehung zu Mitmenschen, die soziale Interaktion, beeinflusst unser Gefühlsleben sowie das psychische und physische Wohlbefinden. Wie jemand mit seinen Mitmenschen in Kontakt und Beziehung tritt, ist einerseits erlernt, andererseits über Hormone vermittelt, unter anderem über das Beziehungshormon Oxytocin. Monika Eckstein beschäftigt sich bereits seit ihrer Promotion mit den Wechselwirkungen zwischen Lernerfahrung und Oxytocin in der sozialen Interaktion und konnte in einer Studie mit Freiwilligen zeigen, dass Oxytocin die Verknüpfung von Gesichtern mit Furcht oder auch dem Gefühl von Sicherheit unterstützt. In aktuellen Arbeiten am Zentrum für Psychosoziale Medizin Heidelberg, wo sie seit 2015 tätig ist, entdeckte sie außerdem mit Hilfe von Hirnscans im Magnetresonanztomographen (funktionelles MRT), dass bei der positiven sozialen Interaktion von Paaren das hirneigene Belohnungszentrum aktiviert, Stress reduziert und das Schmerzempfinden gedämpft werden. „Meine Studien deuten darauf hin, dass positive soziale Interaktionen durch wiederholte Erfahrungen mit einem emotionalen Gehalt, z.B. einem Gefühl der Geborgenheit, verknüpft werden können – was sich auch auf das körperliche Wohlbefinden auswirkt. Das möchte ich für die Anwendung im klinischen Alltag und die Entwicklung innovativer Interventionen nutzbar machen“, so die Preisträgerin.
Derzeit untersucht sie im Rahmen einer von der Dietmar Hopp Stiftung geförderten Studie, ob sich ihre Erkenntnisse nutzen lassen, um Müttern zu helfen, die im Kontakt zu ihrem Baby Schwierigkeiten haben, positive Gefühle zu empfinden. „Mütter mit einer solchen postpartalen Bindungsstörung leiden sehr unter der Situation. Therapeutische Unterstützung würde nicht nur die Lebensqualität der Mütter verbessern, sondern auch die psychisch gesunde Entwicklung der Kinder fördern“, erläutert Eckstein. In der Studie testet sie die Wirksamkeit eines wiederholten Neurofeedbacks mittels funktioneller MRT: Die Mütter sind während der Messung im MRT aufgefordert, die Aktivität in einem bestimmten Hirnareal willentlich zu steigern, z.B. indem sie an eine beglückende oder lustige Situation mit dem Kind zurückdenken. Gleichzeitig erhalten sie in Echtzeit eine Rückmeldung über die Aktivität des Belohnungszentrums im Gehirn bei diesen Gedanken: „Die Probandinnen lernen, beim Anblick ihres Kindes eine spezifische Gehirnaktivität zu erzeugen und damit positive Gefühle aufzurufen. Wir hoffen, dass das Gehirn auf dies Weise lernt, den Kontakt zum Kind insgesamt positiv zu verknüpfen, und durch Oxytocin- und auch Dopamin-Ausschüttung die Mutter-Kind-Bindung gefestigt wird“, beschreibt die Psychologin die Ziele des Projekts.
Darüber hinaus hat sie bereits Pläne für zukünftige Projekte: „Es könnte durchaus lohnend sein, Partnerschaft und soziales Umfeld im medizinischen und therapeutische Kontext zu berücksichtigen: So könnten die stress- und schmerzlindernden Effekte von sozialer Interaktion mit Partner und Familie in Therapien nutzbar gemacht werden. Dies möchte ich zukünftig noch weiter fokussieren.“ Monika Eckstein studierte von 2006 bis 2012 in Düsseldorf, Tübingen und am National Institute of Health in Bethesda, USA, Psychologie. Ihre Promotion schloss sie 2015 an der Universität Bonn ab.
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