Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen
KHK / Herzinfarkt
Mehr Pfunde im Alter: gut fürs Herz
Original Titel:
Association of the body mass index with outcomes in elderly patients (≥80 years) undergoing percutaneous coronary intervention
DGP – Normalgewicht scheint nicht unbedingt immer ein gesundes Körpergewicht zu sein. Zumindest lässt das die vorliegende Studie vermuten. Die Wissenschaftler fanden nämlich heraus, dass ältere (80 Jahre oder älter) Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom bessere Überlebenschancen hatten, wenn sie einen BMI aufwiesen, der bereits dem Übergewicht zugeordnet wird.
Das Körpergewicht spielt für die Gesundheit eine große Rolle. Doch was ist ein gesundes Körpergewicht? Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO, kur für: World Health Organization) liegt Normalgewicht vor, wenn sich der BMI (Body Mass Index) zwischen 18,5 kg/m2 und 24,9 kg/m2 bewegt. Doch ist dieses definierte Normalgewicht auch immer das gesunde Körpergewicht? Diese Annahme wird zunehmend in Frage gestellt. Verschiedene Studienergebnisse weisen darauf hin, dass ältere Menschen von einem etwas höheren BMI profitieren könnten. Diesem Verdacht gingen auch Forscher aus Deutschland und der Schweiz nach. Sie wollte herausfinden, wie sich das Körpergewicht auf den Krankheitsverlauf von älteren (80 Jahre oder älter) herzkranken Patienten auswirkt.
Ältere KHK-Patienten unterzogen sich einer Ballonkatheter-Behandlung
Zu diesem Zweck betrachteten die Wissenschaftler die älteren Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit (KHK), die sich in der Charité Berlin einer Maßnahme zur Wiederherstellung der Durchblutung – einer sogenannten Ballonkatheter-Behandlung – unterzogen, genauer. Zwischen Januar 2009 und Dezember 2017 führten die Ärzte der Charité Berlin bei 990 älteren Patienten, von denen der BMI bekannt war, eine solche Maßnahme durch. Je nach BMI teilten die Wissenschaftler die Patienten in verschiedene Gruppen ein: niedriger BMI (unter 24,1 kg/m2), mittlerer BMI (24,1 kg/m2 bis 27,2 kg/m2) und hoher BMI (mehr als 27,2 kg/m2). Die Hälfte der Patienten wurde länger als 233 Tage lang begleitet. Die Wissenschaftler interessierten sich für das Sterberisiko der Patienten und ob dieses von deren BMI abhing.
Höheres Sterberisiko beim niedrigen BMI
Während der Studie verstarben 11,2 % der Patienten mit niedrigem BMI, 7,6 % der Patienten mit mittlerem BMI und 5,8 % der Patienten mit hohem BMI. Es zeichnete sich somit das Bild ab, dass die älteren Patienten von einem höherem BMI profitierten. Diese Beobachtung wurde von den statistischen Tests bestätigt. Laut der statistischen Analysen hatten die Patienten mit dem niedrigen BMI ein höheres Sterberisiko. Bei genauerer Betrachtung fiel jedoch auf, dass dieses erhöhte Sterberisiko nur für Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom (eine unmittelbar lebensbedrohliche Phase der KHK), nicht aber für Patienten mit einer stabilen KHK bestand.
Älter KHK-Patienten (80 Jahre oder älter) schienen somit von einem höheren BMI zu profitieren. Dies äußerte sich dadurch, dass Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom, die einen niedrigeren BMI aufwiesen, nach einer Ballonkatheter-Behandlung ein höheres Sterberisiko hatten als die Patienten mit einem höheren BMI. Diese Studie gibt Anlass, die derzeitige Einteilung des BMIs zu überdenken und eventuell dem Alter entsprechend anzupassen.
© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom