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Vorsicht beim Pilze sammeln
Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) verzeichnet dieses Jahr bereits frühzeitig eine hohe Anzahl an Patienten mit Pilzvergiftungen und rät daher zu erhöhter Wachsamkeit.
Das feuchte und dennoch warme Wetter der letzten Wochen hat das Wachstum von Pilzen sehr begünstigt. Deswegen ist bereits jetzt, Ende August, Hochzeit für Pilzsammler. Doch nicht jeder Pilz ist für den Verzehr geeignet. Mischen sich giftige Exemplare ins Essen, kann dies eine Pilzvergiftung nach sich ziehen. Deren Symptome sind unspezifisch. Sie reichen von Schwindel, Schweißausbruch, Bauchschmerzen und Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder sogar einer Herz-Kreislauf-Schwäche. „Wichtig ist bei Pilzvergiftungen, dass sie als akuter Notfall einzustufen sind. Denn auch wenn die ersten Symptome mit der Zeit vielleicht wieder schwächer werden, das Gift wirkt weiter und kann zu schwerem Nieren- und Leberversagen führen. Schon beim geringsten Unwohlsein nach dem Verzehr von Pilzen sollte daher unbedingt ärztliche Hilfe gesucht oder der Giftnotruf alarmiert werden“, erläutert Professor Martina Müller-Schilling, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des UKR.
Auf der Intensivstation der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des UKR wird derzeit bereits eine signifikant hohe Anzahl an Patienten mit Pilzvergiftungen aus dem gesamten ostbayerischen Raum behandelt. Darunter auch ein Fall mit schwerem Leberversagen, das unter Umständen nur noch durch eine Lebertransplantation therapierbar ist. „Insgesamt verzeichnen wir eine stetige Zunahme von Pilzvergiftungen über die letzten Jahre“, kommentiert Dr. Stephan Schmid, Ärztlicher Leiter der Intensivstation 92, die Entwicklung seiner Patienten. Als Gründe dafür können neben mangelnder Kenntnis vor allem die steigende Verwendung von Apps zur Pilzbestimmung und eine Zunahme von Tourismus und Migration ausgemacht werden. „Viele unserer Patienten haben ihre gesammelten Pilze durch eine App bestimmt, konnten dadurch aber dennoch nicht alle giftigen Sorten identifizieren“, so Dr. Schmid weiter. Außerdem sind viele essbare Pilze im Mittleren und Fernen Osten unseren heimischen Giftpilzen sehr ähnlich, wodurch auch Touristen und Migranten überdurchschnittlich häufig von Pilzvergiftungen betroffen sind.
Treten Zeichen einer Pilzvergiftung auf, so ist sofortiges Handeln erforderlich. „Durch ein schnelles Erkennen und notfall- sowie intensivmedizinisches Handeln können bleibende Schäden vermieden werden“, führt Nils Happ, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I des UKR, aus. Besonders häufig und schwerwiegend sind Vergiftungen mit dem Knollenblätterpilz, der dem essbaren Wiesenchampignon gleicht. Bereits der Verzehr eines einzigen Pilzes kann zum Tod durch Leberversagen führen. „Uns ist es daher ein großes Anliegen, für das Thema zu sensibilisieren und durch ein besonnenes Vorgehen möglichst viele Patienten vor einer Pilzvergiftung zu bewahren“, betont Professor Müller-Schilling.
Da sich Pilzvergiftungen in Ostbayern aktuell häufen und so ein akutes medizinisches Thema darstellen, wird dies auch Teil einer ärztlichen intensivmedizinischen Fortbildung sein, die unter dem Titel „Intensiv(e) Gastroenterologie“ am 4. September 2019 am UKR stattfindet.