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Schnelltest kann unnötige Antibiotika-Verordnungen verhindern

Nutzen Ärzte einen Schnelltest um festzustellen, ob Bakterien eine Erkrankung verursachen, werden Antibiotika deutlich seltener verschrieben. Das ergab eine Auswertung der AOK Sachsen-Anhalt unter ihren Versicherten anlässlich des Tages der Patientensicherheit am 17. September. Der Test solle deshalb noch häufiger genutzt werden.

12. September 2019 / Magdeburg – Antibiotika sind wirksam bei bakteriellen, nicht aber bei von Viren verursachten Erkrankungen. Werden Antibiotika zu häufig oder unnötig verschrieben, können Bakterien Resistenzen entwickeln – Antibiotika sind dann wirkungslos. Schätzungen zufolge sterben schon jetzt weltweit rund 700.000 Menschen pro Jahr an Krankheiten, die bislang mit Antibiotika gut behandelbar waren.

Mit dem Ziel, Ärzte bei ihrer Therapie-Entscheidung zu unterstützen und den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren, übernimmt die AOK deshalb für ihre Versicherten seit März 2018 die Kosten für einen sogenannten CRP-Schnelltest.

Bei mehr als 40 Prozent der Getesteten wurde auf Antibiotika verzichtet

Rund 30.000 Mal wurde der Schnelltest seitdem bei Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt eingesetzt. Nur mit ein paar Tropfen Blut erhält der Arzt in wenigen Minuten einen Hinweis, ob ein Infekt bakteriell verursacht sein könnte. Insbesondere zur Erkältungswelle im vierten Quartal 2018 und 1. Quartal 2019 wurde rund 15.000 Mal davon Gebrauch gemacht.

Im Ergebnis haben die Ärzte bei mehr als 40 Prozent der Getesteten, also in rund 12.000 Fällen, auf eine mögliche Antibiotika-Verordnung verzichtet. Nach Ansicht der AOK Sachsen-Anhalt verdeutlichen die Zahlen den Nutzen des Schnelltests. „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache“, sagt Kay Nitschke, Leiter ärztliche Versorgung bei der AOK Sachsen-Anhalt. „Er sollte deshalb noch häufiger eingesetzt werden. Denn 30.000 Schnelltests bei im gleichen Zeitraum über 500.000 Antibiotika-Verordnungen sind noch relativ wenig.“ Die AOK appelliert deshalb an alle Ärzte, noch häufiger vom CRP-Schnelltest Gebrauch zu machen.

Seit 2019 Schnelltest auch für HNO-Ärzte

Bislang konnten Haus- und Kinderärzte den Schnelltest auf Kosten der AOK abrechnen. Um die Verordnungszahlen weiter zu senken, können seit Januar 2019 auch die HNO-Ärzte in Sachsen-Anhalt den Schnelltest auf AOK-Kosten abrechnen. Angesichts der Ergebnisse appelliert die AOK, auch davon regen Gebrauch zu machen. Sind Antibiotika nötig, rät die AOK ihren Versicherten, sich bei der Einnahme immer an die ärztliche Vorgabe zu halten und eine Therapie auch nicht vorzeitig zu beenden, weil man sich bereits besser fühlt.

Verordnungszahlen bundesweit rückläufig

Nach Zahlen des Versorgungsatlas geht die Verordnungsrate von Antibiotika in Sachsen-Anhalt seit Jahren zurück. Im Vergleich zu 2010 ist die Rate 2018 um 25 Prozent gesunken. Nur in Thüringen und Sachsen gingen die Verordnungszahlen mit 26 Prozent noch stärker zurück.

Im bundesweiten Vergleich werden in Sachsen-Anhalt grundsätzlich seltener Antibiotika verordnet. Mit 386 Verordnungen je 1.000 Versicherten pro Jahr liegt Sachsen-Anhalt nur vor Brandenburg (317 Verordnungen), Sachsen (336 Verordnungen), Thüringen (373 Verordnungen) und Berlin (379 Verordnungen). Spitzenreiter ist das Saarland mit 572 Verordnungen, gefolgt von Westfalen-Lippe mit 524 Verordnungen.

Die AOK Sachsen-Anhalt betreut rund 780.000 Versicherte und 50.000 Arbeitgeber in 44 regionalen Kundencentern. Mit einem Beitragssatz von 14,9 Prozent und einem Marktanteil von rund 38 Prozent ist sie die günstigste und größte Krankenkasse in Sachsen-Anhalt.

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