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Ohne klinische Studien kein Fortschritt im Kampf gegen Krebs
Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer Krebsmedikamente spielen klinische Studien. Mit ihnen wird geprüft, ob ein neues Verfahren oder ein Medikament zur Behandlung von Krebs wirksam und unbedenklich ist. Die Ärzte sind bei klinischen Studien auf die freiwillige Teilnahme von Patienten angewiesen. Da jede Studie spezifische Ein- und Ausschlusskriterien hat, ist die Beteiligung meist nur für Patienten in bestimmten Erkrankungssituationen möglich. Die Teilnahme an einer klinischen Studie kann Vor- und Nachteile haben. Deshalb sollten sich Patientinnen und Patienten im Vorfeld umfassend informieren. Dies empfehlen der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums und die Studienzentrale des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.
Die Prüfung eines Medikaments ist ein langwieriger Prozess, der in vier aufeinander folgenden Studienphasen erfolgt. Ein Medikament erhält nur dann die Zulassung für den Routineeinsatz, wenn es im Vergleich zur bisherigen Therapie eine bessere Wirksamkeit aufweist – wenn es also zu einem längeren Überleben beiträgt, ein günstigeres Nebenwirkungsprofil hat und die Lebensqualität verbessert. Von der Grundlagenforschung im Labor bis zum fertigen Arzneimittel können fünf bis zwanzig Jahre ins Land gehen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet Chancen, sie kann aber auch Risiken bergen. Ein Vorteil für Teilnehmer: In klinischen Studien finden Diagnostik und Behandlungsablauf standardisiert und auf höchstem Niveau statt. Die Betreuung durch die Studienärzte ist sehr intensiv. Außerdem haben Patienten Zugang zu neuen Behandlungsmethoden, die noch nicht für den Routineeinsatz zugelassen sind und möglicherweise neue Chancen eröffnen. Es kann aber auch Nachteile geben, zum Beispiel, wenn sich herausstellt, dass das neue Medikament weniger wirksam ist oder aber bisher noch nicht erkannte Nebenwirkungen aufweist. Zudem müssen sich Studienteilnehmer zahlreichen Untersuchungen unterziehen – das kostet nicht nur viel Zeit, sondern kann auch zur Belastung werden.
Positives Image
Richard Schlenk, Leiter der Studienzentrale am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, ist zufrieden mit der Bereitschaft von Patienten an einer der vielen NCT-Studien teilzunehmen. Damit das so bleibt, plädiert er für einen verstärkten Transfer der gewonnenen Erkenntnisse in die breite Öffentlichkeit – über klassische und auch neue Medien. Denn: „Wir sind auf eine konstant hohe Teilnahmebereitschaft angewiesen. Nur so können wir Fortschritte im Kampf gegen Krebs erzielen.“ Vor diesem Hintergrund wird zurzeit darüber nachgedacht, Patienten bereits bei der Entwicklung des Studiendesigns miteinzubeziehen. Schlenk sieht Vorteile: „Mit diesem Schritt kann die Akzeptanz der Teilnehmer und damit auch Durchführbarkeit und Qualität unserer Studien weiter verbessert werden.“
Informiert entscheiden
Dr. Susanne Weg-Remers. Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum: „Immer wieder werden wir gefragt „Teilnahme ja oder nein?“. Informieren, abwägen und dann entscheiden ist unser Rat. Unser Informationsblatt „Klinische Studien – was muss ich wissen“ enthält unter anderem eine Liste mit relevanten Fragen, die bei der Entscheidungsfindung helfen können. Jeder kann sein Recht in Anspruch nehmen, offene Punkte mit seinem Arzt oder dem Studienleiter zu klären.“ Der Krebsinformationsdienst steht für Fragen zum Thema Krebs täglich kostenlos von 8 bis 20 Uhr unter 0800-420 30 40 oder unter der E-Mail-Adresse krebsinformationsdienst@dkfz.de zur Verfügung.
Widerruf jederzeit möglich
Patienten, die befürchten, der Forschung als „Versuchskaninchen“ hilflos ausgeliefert zu sein, kann Schlenk beruhigen: „Jeder Teilnehmer hat das Recht, diagnostische Maßnahmen und Behandlungen jederzeit abzulehnen oder seine Teilnahme ganz zu widerrufen.“ Zudem gibt es für Studienärzte die gesetzliche Verpflichtung, Patienten im Vorfeld ihrer Entscheidung mündlich, schriftlich und vor allem verständlich aufzuklären. Dabei ist auch der jeweilige Kenntnisstand zu berücksichtigen. Am NCT etwa werden in Zukunft die schriftlichen Materialien um einen Aufklärungsfilm ergänzt, der komplizierte medizinische Sachverhalte in einfachen Worten und Bildern vermittelt. Problematisch stellt sich aber immer noch die Studienaufnahme von Menschen mit unzureichenden Deutschkenntnissen dar. „Der Einsatz von übersetztem Aufklärungsmaterial und Dolmetschern scheitert häufig an fehlender Infrastruktur und finanziellen Ressourcen“, räumt Schlenk ein.
Wer sich für die Teilnahme an einer klinischen Studie interessiert, kann sich bei seinen behandelnden Ärzten erkundigen.
Außerdem gibt es Online-Studienregister:
- https://www.nct-heidelberg.de/forschung/nct-core-services/nct-trial-center.html
- https://dktk.dkfz.de/de/klinische-plattformen/studienregister
- https://www.clinicaltrialsregister.eu
- https://www.eortc.org/clinical-trials/
- https://www.cancer.gov/about-cancer/treatment/clinical-trials/search
- https://www.drks.de/drks_web/navigate.do?navigationId=search
Ein Bild zur Pressemitteilung steht zum Download zur Verfügung unter:
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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Beim Krebsinformationsdienst (KID) des DKFZ erhalten Betroffene, interessierte Bürger und Fachkreise individuelle Antworten auf alle Fragen zum Thema Krebs. Gemeinsam mit Partnern aus den Universitätskliniken betreibt das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) an den Standorten Heidelberg und Dresden, in Heidelberg außerdem das Hopp-Kindertumorzentrum KiTZ. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums an den NCT- und den DKTK-Standorten ist ein wichtiger Beitrag, um vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik zu übertragen und so die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren.