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Schizophrenie im Hirnscan erkennbar?
Schon mehrere Jahre vor dem Ausbruch einer psychotischen Erkrankung wie einer Schizophrenie gibt es typische Verhaltensauffälligkeiten
Werden diese rechtzeitig erkannt und richtig bewertet, kann die Behandlung früh begonnen und der Verlauf der Erkrankung günstig beeinflusst werden.
Spezialisierte klinische Untersuchungen ermöglichen die Identifikation von Personen mit einem erhöhten Risiko, eine psychotische Erkrankung zu entwickeln. Obwohl die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Psychose bei diesen Personen etwa 30fach höher als bei der Allgemeinbevölkerung ist, wird ihre grosse Mehrheit keine psychotische Erkrankung entwickeln. Entsprechend werden gegen das Konzept der Psychosen-Früherkennung Bedenken geäussert, insbesondere in Hinsicht auf unnötige Behandlungen mit Psychopharmaka und eine mögliche Stigmatisierung dieser, in der Regel jungen, Patienten.
Ein in den letzten Jahren rasch wachsender Forschungsbereich versucht, mithilfe von Bildgebungsverfahren wie Magnetresonanztomographie oder Enzephalographie die Vorhersagekraft der klinischen Psychoserisiko-Diagnostik zu verbessern. In einem aktuellen Übersichtsartikel im renommierten neurowissenschaftlichen Journal «Molecular Psychiatry» fassen Priv.-Doz. Dr. Christina Andreou und Prof. Dr. Stefan Borgwardt Erkenntnisse aus diesen Studien zusammen, mit einem besonderen Fokus auf die praktische und klinische Nützlichkeit und Einschränkungen bildgebender Verfahren in der individualisierten Prädiktion der Verläufe bei vulnerablen Personen.
Die im Übersichtsartikel analysierten Studien bei Patienten mit einem klinischen Risikostatus bringen verschiedene Merkmale der Hirnstruktur und -funktion mit der Wahrscheinlichkeit, im Verlauf eine Psychose zu entwickeln, in Verbindung. Einige dieser Befunde sind über mehrere Studien konsistent und unterstreichen somit die potenzielle Nützlichkeit von Bildgebungsverfahren n der Prädiktion des klinischen Verlaufs bei Personen mit erhöhtem Psychoserisiko.
Allerdings ist die klinische Anwendbarkeit dieser Erkenntnisse zum aktuellen Zeitpunkt noch begrenzt. Wichtige Gründe dafür sind die teils kleinen Stichproben, uneinheitliche Fragestellungen, sowie Unterschiede in den Methoden für die Feststellung des Psychoserisikos bzw. für die Erhebung und Verarbeitung von Hirnbildern.
Aktuelle, multizentrische, internationale Forschungsprojekte – an denen auch Forscher der Translational Psychiatry Unit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Lübeck beteiligt sind – nehmen solche Mängel systematisch in Angriff und bieten somit einen vielversprechenden Ansatz für die Gewinnung von Erkenntnissen mit hoher klinischer Anwendbarkeit im Rahmen einer personalisierten Präzisionspsychiatrie.
Originalpublikation
Structural and functional imaging markers for susceptibilityto psychosis. Christina Andreou, Stefan Borgwardt. Molecular Psychiatry. doi.org/10.1038/s41380-020-0679-7