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Bei uns geht keiner allein: Menschliche Zuwendung bis zum Schluss
Projekt zur Sterbebegleitung ermöglicht würdevollen Abschied
Friedlich daheim einschlafen, geborgen im Kreise der Liebsten, doch nicht jeder Mensch wird von Familie oder Freunden auf dem letzten Weg begleitet. Im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum wurde daher das Projekt „Bei uns geht keiner allein“ ins Leben gerufen, wodurch Patienten auf der Intensivstation ein würdevoller Sterbeprozess ermöglicht werden soll. Dazu gehört es, Patienten möglichst in einem Einzelzimmer in einer ruhigen und stressfreien Umgebung ohne ständiges „Gepiepse“ unterzubringen oder zumindest mittels Kopfhörer eine angemessene und angenehmere Atmosphäre zu schaffen, um so die Dauer-Geräusche der Überwachungsgeräte in den Hintergrund zu drängen. Zusätzlich übernehmen Freiwillige ehrenamtlich eine Sterbebegleitung, setzen sich ans Bett, halten die Hand oder lesen etwas vor, und ermöglichen so einen würdevollen letzten Weg, wenn keine Angehörigen da sind oder dies nicht können. Gemeinsam, statt einsam eben.
Auf die Idee kam Prof. Dr. Michael Adamzik, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, und fand mit Martin Schwertner, Leiter der Operativen Intensivstation, direkt einen Unterstützer. „Es passiert nicht oft, dass Menschen am Ende des Lebens ohne Angehörige sind, aber es passiert, und dann ist es gut, wenn auch für sie jemand da ist“, sagt er und setzt sich dafür ein, dass das Thema Tod und Sterben nicht länger tabuisiert wird. „Damit beschäftigt man sich in der Regel nicht freiwillig“. Die engagierten Ehrenamtlichen aber schon. Ein Dutzend Klinikmitarbeiter hat sich bereits in einen eigens dafür angelegten Google-Kalender an den Tagen eingetragen, an denen er oder sie für das Projekt zur Verfügung steht. Tritt der „Fall X“ ein, wird die Person kontaktiert, die für diesen Zeitraum hinterlegt ist.
Niemand muss für die Tätigkeit besondere Vorkenntnisse mitbringen, aber Zeit und Ruhe. Auch sollte man aufgeschlossen sein und keine Vorbehalte oder Berührungsängste gegenüber Fremden haben. Dieses Projekt lebt schließlich von den Menschen, die bereit sind, einem Patienten in der relativ kühlen Umgebung einer Intensivstation die Aufmerksamkeit und Herzenswärme zu schenken, damit dieser in Frieden gehen kann. Involviert in das Projekt sind auch die Seelsorger und Psychoonkologen des Hauses, die den Sterbebegleitern auf Wunsch bei der Verarbeitung der Erlebnisse helfen. „Und das wird wahrscheinlich auch nötig sein“, weiß Schwertner, „denn da passiert ja etwas mit einem“. Er spricht aus Erfahrung, denn auch wenn er als Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege einen professionellen Umgang mit den Themen Tod und Sterben pflegt, so ist er doch alles andere als abgeklärt. „Patienten sind oft viele Tage bei uns, da entwickelt sich immer irgendeine Form der Beziehung.“