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Klinische Überlegungen für Diabetespatienten in Zeiten der COVID-19-Pandemie
Original Titel:
Clinical considerations for patients with diabetes in times of COVID-19 epidemic
DGP – Eine Infektion mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) verläuft in vielen Fällen mild, kann aber auch schwere Lungenentzündungen hervorrufen. Diabetespatienten haben im Allgemeinen ein höheres Infektionsrisiko, besonders die Grippe und Lungenentzündungen treten häufiger auf. Eine gute Blutzuckereinstellung schmälert das gesteigerte Infektionsrisiko.
Allen Diabetespatienten, die über 2 Jahre alt sind, wird dazu geraten, sich jährlich gegen die Grippe und Pneumokokken impfen zu lassen.
Daten zu COVID-19-Infektionen bei Diabetespatienten sind aktuell noch begrenzt verfügbar. COVID-19 (steht für coronavirus disease 2019) beschreibt die durch das Coronavirus ausgelöste Krankheit. In einer Studie aus China zeigten Diabetespatienten keinen schwereren Krankheitsverlauf. Andere Untersuchungen zeigten allerdings, dass Personen mit mehreren Vorerkrankungen eine schlechtere Prognose haben. Dies ist deshalb relevant, weil viele Diabetespatienten an Begleiterkrankungen wie beispielsweise Herz- und Nierenerkrankungen leiden.
Spezifische Schutzmaßnahmen für Diabetespatienten
Um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, sind die im Folgenden genannten Maßnahmen, die sich speziell an Diabetespatienten richten, empfehlenswert, schreiben indische Kliniker in einem medizinischen Fachjournal mit Schwerpunkt Diabetes:
- Eine gute Blutzuckereinstellung ist wichtig, um das Risiko für eine Infektion zu mindern und einem schweren Krankheitsverlauf vorzubeugen. Es ist empfehlenswert, den Blutzucker häufiger als üblich zu messen. Das eigene Blutzuckermessgerät sollte deshalb öfters zum Einsatz kommen. Eine gute Blutzuckereinstellung senkt vermutlich außerdem das Risiko für eine bakterielle Sekundärinfektion.
- Bei Diabetespatienten mit Herz- und Nierenleiden sollte angestrebt werden, die Herz- und Nierengesundheit zu stabilisieren und zu optimieren.
- Eine gesunde Ernährung und besonders eine ausreichende Proteinversorgung sind wichtig. Mineralstoff- oder Vitaminmängel sollten ausgeglichen werden.
- Bewegung stärkt das Immunsystem und ist empfehlenswert. In der aktuellen Situation bieten sich Spaziergänge an der frischen Luft und Übungen zu Hause an.
- Diabetespatienten sollten gegen die Grippe und Pneumokokken geimpft sein. Besonders die Impfung gegen Pneumokokken könnte bei einer Atemwegsinfektion davor schützen, eine bakterielle Sekundärinfektion zu erleiden.
Allgemeine Schutzmaßnahmen
Zu den allgemeinen Empfehlungen zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus zählen:
- Gründliches Händewaschen mit Seife verhindert eine Infektion. Einen Schutz bietet es auch, die Hände mit einer alkoholhaltigen Lösung (wie etwa einem Desinfektionsmittel) einzureiben.
- Die richtige Husten- und Nies-Etikette vermindert die Ausbreitung des Coronavirus. Wer niesen oder husten muss, sollte entweder ein Einmaltaschentuch verwenden oder in seine Armbeuge niesen/husten. Das Berühren der Augen sowie von Nase und Mund sollte vermieden werden.
- Der Kontakt zu infizierten Personen ist zu vermeiden. Wenn der Kontakt zu einer Person mit Atemwegssymptomen unvermeidbar ist, wie es beispielsweise bei medizinischem Personal der Fall ist, sollten Atemschutzmasken verwendet werden.
- Risikogebiete mit vermehrten Infektionsgeschehen sollten nicht mehr besucht werden.
Spezielle Maßnahmen bei einer COVID-19-Infektion eines Diabetespatienten
- Wenn ein Diabetespatient unter Fieber, Husten, einer laufenden Nase oder Kurzatmigkeit leidet, sollte das zuständige Gesundheitsamt informiert werden, welches einen Test auf COVID-19 veranlassen kann.
- Besteht eine Infektion mit dem Coronavirus, muss die infizierte Person 14 Tage oder aber bis zum Ausbleiben von Symptomen (je nachdem was länger ist), in Isolation verbleiben.
- Die meisten infizierten Personen haben milde Symptome, die zu Hause behandelt werden können. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte geachtet werden. Um Symptome zu behandeln, kann Paracetamol verwendet werden. Symptome können unter Umständen auch durch Inhalieren (mit Wasserdampf) gemindert werden.
- Patienten mit Typ-1-Diabetes sollten häufig den Blutzucker und den Ketongehalt des Urins messen, wenn Fieber und Überzuckerungen (Hyperglykämien) auftreten. Unter Umständen ist es notwendig, die Dosierung von Basal- und Bolus-Insulin zu verändern und anzupassen, um normale Blutzuckerwerte zu erreichen.
- Antidiabetische Medikamente, die einen Volumenverlust oder eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) begünstigen, sollten vermieden werden. Die Dosierung von antidiabetischen Medikamenten muss unter Umständen reduziert werden. Patienten sollten sich an die allgemeinen Empfehlungen zum Blutzuckermanagement im Krankheitsfall halten.
- Bei hospitalisierten Patienten mit schwerem COVID-19-Verlauf muss der Blutzucker häufiger gemessen werden. Oral eingenommene Medikamente, insbesondere Metformin oder SGLT-2-Hemmer, sollten abgesetzt werden.
- Um Hyperglykämien bei hospitalisierten Patienten mit schwerem Verlauf in den Griff zu bekommen, sollte auf Insulin zurückgegriffen werden.
Bisher gibt es noch keine Therapie im Kampf gegen das neue Coronavirus. Mit verschiedenen Medikamenten gelingt es bei einigen Personen bereits, Symptome zu mildern oder den Verlauf der Erkrankung bei schwerem Krankheitsverlauf abzuschwächen. Die größte Hoffnung liegt darauf, in möglichst schneller Zeit einen Impfstoff gegen das neue Virus zur Verfügung zu haben.
[DOI: 10.1016/j.dsx.2020.03.002]
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