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COVID-19-Krankheitsverlauf von Bluthochdruck-Patienten: Besser mit Hemmern des Renin-Angiotensin-Systems?
Original Titel:
Renin-angiotensin system inhibitors improve the clinical outcomes of COVID-19 patients with hypertension
DGP – Das Renin-Angiotensin-System (RAS) ist ein möglicher Angriffspunkt für blutdrucksenkende Mittel, scheint aber auch bei der neuen Lungenerkrankung COVID-19 eine Rolle zu spielen. Welchen Einfluss haben also Medikamente, die hemmend auf RAS wirken? Eine rückblickende Analyse von Behandlungsdaten aus einem chinesischen Klinikum deutet auf einen Vorteil durch manche blutdrucksenkende Medikamente bei COVID-19. Demnach könnten Mittel, die hemmend auf RAS einwirken, wie ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten, womöglich den klinischen Verlauf von Erkrankungen mit COVID-19 bei Patienten mit Bluthochdruck verbessern.
Eine Störung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) wurde schon häufiger bei Patienten mit COVID-19 nach Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 berichtet. Welchen Einfluss aber Medikamente haben können, die auf RAS hemmend einwirken, wie beispielsweise ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer) und AT1-Antagonisten (Angiotensin-II-Rezeptor-Subtyp-1-Antagonisten), ist bislang unklar. Dazu führten nun chinesische Ärzte eine rückblickende Analyse der Behandlung von COVID-19-Patienten mit Bluthochdruck und unterschiedlicher Behandlung durch.
Das Renin-Angiotensin-System scheint häufiger bei COVID-19 gestört zu sein – könnte dies eine Behandlungschance bieten?
Die Analyse basiert auf den Behandlungsdaten von Patienten mit COVID-19, die zwischen 11. Januar und 23. Februar 2020 im Shenzhen Third People’s Hospital aufgenommen wurden. Insgesamt wurden 417 COVID-19-Patienten in dieser Zeit aufgenommen. Von diesen litten 51 (12,23 %) unter Bluthochdruck. Neun der Patienten (17,6 %) mit Grad 1 Bluthochdruck nahmen keine blutdrucksenkenden Medikamente während ihres Krankenhausaufenthalts ein und wurden daher von der anschließenden Analyse ausgeschlossen. Die übrigen 42 Patienten (82,4 %) wurden antihypertensiv therapiert und weiter in zwei Behandlungsgruppen eingeteilt. Eine Gruppe war mit Medikamenten in Behandlung, die hemmend auf RAS einwirkten (ACE-Hemmer oder AT1-Antagonisten, 17 Patienten), die andere Gruppe (non-RAS-Gruppe) erhielt andere Medikamente ohne hemmenden Effekt auf RAS (z. B. Calciumkanalblocker, β-Blocker oder Diuretika, 25 Patienten). Acht Patienten (32 %) in der non-RAS-Gruppe und 5 Patienten (29,41 %) in der RAS-Gruppe litten an Begleiterkrankungen wie etwa Typ 2 Diabetes oder der koronaren Herzkrankheit (KHK). Der Großteil der Bluthochdruck-Patienten hatte seine aktuelle Blutdruck-Behandlung seit über einem Jahr. Der Blutdruck der Patienten war während des Krankhenhausaufenthalts gut kontrolliert.
Rückblickende Analyse von COVID-19-Patienten mit Bluthochdruck und unterschiedlichen Blutdrucksenkern
In den Behandlungsdaten zeigte sich dennoch ein Unterschied. Patienten der RAS-Gruppe hatten seltener einen schweren Erkrankungsverlauf mit COVID-19, als dies in der non-RAS-Gruppe zu sehen war. In der RAS-Gruppe wurde auch ein Trend zu niedrigeren Konzentrationen von IL-6 im peripheren Blut gesehen. Zusätzlich war mit der RAS-hemmenden Therapie eine Zunahme der CD3- und CD8-T-Zellen im peripheren Blut zu sehen. Die höchsten Viruskonzentrationen lagen zudem niedriger als bei anderen blutdrucksenkenden Therapien.
RAS-hemmende Mittel wie ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten könnten den Krankheitsverlauf von Bluthochdruck-Patienten verbessern
Diese rückblickende Analyse deutet auf einen Vorteil einer Gruppe von blutdrucksenkenden Medikamenten bei einer COVID-19-Erkrankung. Demnach könnten Mittel, die hemmend auf RAS einwirken, wie ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten, womöglich den klinischen Verlauf von Erkrankungen mit COVID-19 bei Patienten mit Bluthochdruck verbessern.
[DOI: 10.1080/22221751.2020.1746200 ]
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