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HIV
Eine Spritze im Monat statt tägliche Tabletteneinnahme: Hoffnung für HIV-Patienten
Original Titel:
Long-Acting Cabotegravir and Rilpivirine after Oral Induction for HIV-1 Infection
- Die Behandlungszufriedenheit und die Therapietreue von HIV-Patienten wird häufig dadurch geschmälert, dass die Patienten ihre Medikamente täglich einnehmen müssen
- Wissenschaftler testeten nun, ob eine monatliche Spritzentherapie Nicht-Unterlegenheit gegenüber der klassischen Tablettentherapie bei HIV-Patienten zeigt
DGP – Internationale Forscher schlossen therapienaive HIV-Patienten in ihre Studie ein, die nach anfänglicher Induktionstherapie eine Erhaltungstherapie mit Tabletten (Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin; tägliche Einnahme) oder Spritzen (Cabotegravir/Rilpivirin; monatliche Verabreichung) bekamen. Die Spritzentherapie stellte sich gegenüber der Tablettentherapie als nicht unterlegen heraus.
HIV-Patienten brauchen eine lebenslange Therapie. Die Medikamente, die den HI-Virus in Schach halten, müssen bislang jeden Tag eingenommen werden. Dies erschwert die Therapietreue. Wissenschaftler erforschen derzeit neue Wege der HIV-Therapie. Ein Ansatz besteht darin, die Medikamente 1-mal im Monat per Spritze statt täglich als Tablette zu erhalten.
Ein internationales Wissenschaftsteam präsentiert nun die Ergebnisse ihrer Forschung zu einer langwirksamen HIV-Therapie in Spritzenform.
Internationale Phase-III-Studie
Die Wissenschaftler führten eine randomisierte, open-label Phase III-Studie durch. An der Studie nahmen therapienaive, erwachsene HIV-Patienten teil. Die Patienten erhielten zunächst für 20 Wochen lang eine orale Induktionstherapie mit der Wirkstoffkombination Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin (tägliche Einnahme). Diejenigen Patienten, bei denen das HIV-1 RNA-Level nach 16 Wochen weniger als 50 Kopien pro Milliliter betrug, wurden randomisiert auf eine von zwei Gruppen aufgeteilt. Gruppe 1 bekam weiterhin die orale Therapie mit Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin. Gruppe 2 bekam zunächst für einen Monat lang eine orale Therapie mit der Wirkstoffkombination Cabotegravir/Rilpivirin und nachfolgend eine langwirksame Spritzentherapie mit Cabotegravir/Rilpivirin.
Nicht-Unterlegenheit der Spritzentherapie gegenüber der Tablettentherapie
Nach 48 Wochen verzeichneten die Wissenschaftler folgende Ergebnisse:
- HIV-1 RNA-Level von ≥ 50 Kopien pro Milliliter ermittelten die Wissenschaftler bei 6 von 283 Teilnehmern (2,1 %) mit der langwirksamen Spritzentherapie und bei 7 von 283 (2,5 %) Teilnehmer mit oraler Therapie (adjustierte Differenz: -0,4 Prozentpunkte; 95% CI, -2,8 bis 2,1); dies zeigt, dass die Spritzentherapie der Tablettentherapie nicht unterlegen war (Marge: 6 Prozentpunkte)
- HIV-1 RNA-Level von < 50 Kopien pro Milliliter sahen die Wissenschaftler bei 93,6 % der Teilnehmer mit der langwirksamen Spritzentherapie und bei 93,3 % der Teilnehmer mit oraler Therapie (adjustierte Differenz: 0,4 Prozentpunkte; 95% CI, -3,7 bis 4,5); dies zeigt auch hier, dass die Spritzentherapie der Tablettentherapie nicht unterlegen war (Margin: -10 Prozentpunkte)
Reaktionen an der Einstichstelle traten häufig auf
Ein Großteil der Patienten mit Spritzentherapie (86 %) berichteten über Reaktionen an der Einstichstelle (mediane Dauer: 3 Tage, milde bis moderate Schwere). Vier Teilnehmer brachen die Studie aufgrund dieser Reaktionen an der Einstichstelle ab. Unerwünschte Wirkungen Grad 3 oder höher sowie Wirkungen, die aufgrund einer gefährdeten Lebergesundheit zu einem Abbruch der Studie führten, traten bei 11 % bzw. bei 2 % der Teilnehmer mit Spritzentherapie auf. Bei den Teilnehmern mit der oralen Therapie lagen die entsprechenden Zahlen bei 4 % und 1 %.
Hohe Behandlungszufriedenheit mit der Spritzentherapie
Die Behandlungszufriedenheit der Patienten stieg mit dem Wechsel zur Spritzentherapie an. Die Mehrheit der Patienten (91 %) präferierte nach den 48 Wochen die Spritzentherapie.
Eine langwirksame Spritzentherapie mit Cabotegravir/Rilpivirin zeigte in dieser Studie eine Nicht-Unterlegenheit gegenüber einer oralen Therapie mit Dolutegravir/Abacavir/Lamivudin als Erhaltungstherapie von HIV-Patienten. Reaktionen an der Einstichstelle traten häufig auf.
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