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Prostatakrebs: Schützt eine Hormontherapie vor COVID-19?
Original Titel:
Androgen-deprivation therapies for prostate cancer and risk of infection by SARS-CoV-2: a population-based study (n=4532)
- Wissenschaftler verglichen das COVID-19-Risiko von Prostatakrebs-Patienten mit und ohne Hormontherapie
- Sie stellten fest, dass Prostatakrebs-Patienten, die eine Hormontherapie bekamen, ein geringeres COVID-19-Risiko hatten als Prostatakrebs-Patienten, die sich keiner Hormontherapie unterzogen
DGP – Wissenschaftler verglichen Prostatakrebs-Patienten mit und ohne Hormontherapie. Bei dem Vergleich stellten sie fest, dass Prostatakrebs-Patienten ein geringeres Risiko hatten, sich mit dem neuen Coronavirus zu infizieren, wenn sie sich einer Hormontherapie unterzogen.
Da eine Hormontherapie, die beim Prostatakrebs zum Einsatz kommt, auf bestimmte Proteine einwirkt, die auch bei COVID-19, die Krankheit, die durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst wird, eine Rollen spielen könnten, vermuteten Wissenschaftler aus Italien und der Schweiz, dass die Hormontherapie möglicherweise einen schützenden Effekt bezüglich COVID-19 hat. Um diesem Verdacht auf den Grund zu gehen, analysierten sie die Daten von 9 280 Personen, die sich nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert hatten – darunter 118 Prostatakrebs-Patienten. 4 532 von ihnen waren Männer. Die Daten kamen von 68 verschiedenen Krankenhäusern in Vento (Italien).
Größeres COVID-19-Risiko bei Männern mit Krebs
Bei der Analyse der Daten stellten die Wissenschaftler fest, dass Männer häufiger schwere Komplikationen hatten, häufiger ins Krankenhaus eingeliefert wurden und einen schwereren Krankheitsverlauf hatten als Frauen. Männer, die an Krebs erkrankt waren, hatten ein größeres Risiko für COVID-19 als Männer, die von einer solchen Erkrankung verschont geblieben sind (OR: 1,79; 95 % CI: 1,62-1,98).
Geringeres COVID-19-Risiko unter Hormontherapie
Wurden nur Prostatakrebs-Patienten betrachtet, fiel auf, dass die Patienten, die eine Hormontherapie bekamen, ein signifikant niedrigeres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion aufwiesen als die Patienten, die sich keiner Hormontherapie unterzogen (OR: 4,05; 95 % CI: 1,55-10,59). Noch deutlicher war der Unterschied, wenn Prostatakrebs-Patienten, die eine Hormontherapie bekamen, mit Patienten, die unter einer anderen Krebsart litten, verglichen wurden (OR: 5,17; 95 % CI: 2,02-13,40).
Männer hatten somit ein größeres COVID-19-Risiko, wenn sie an Krebs erkrankt waren. Prostatakrebs-Patienten schienen ein geringeres Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion zu haben, wenn sie sich einer Hormontherapie unterzogen.
[DOI 10.1016/j.annonc.2020.04.479]
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