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Schwangerschaft mit HIV: Wie hoch ist das Infektionsrisiko für das Neugeborene?

Original Titel:
HIV infections and HIV testing during pregnancy, Germany, 1993 to 2016

Kurz & fundiert

  • Der Epidemiologe und Arzt Dr. Ulrich Markus vom Robert Koch-Institut in Berlin schätzte auf Grundlage verschiedener Daten, wie viele Schwangere sich in Deutschland auf HIV testen ließen und wie häufig das Virus von der Mutter auf das Kind übertragen wurde
  • Immer mehr Schwangere ließen sich in den letzten Jahren vorsorglich auf HIV testen (2001: etwa 50 %; 2016: etwa 90 %)
  • Die Überragungsrate von HIV von der Mutter auf ihr Kind sank im Laufe der Zeit von 6,8 % (2001) auf 1,1 % (2016)

 

DGP – Immer mehr Schwangere ließen sich in den letzten Jahren vorsorglich auf HIV testen. Das ist daher von Bedeutung, weil nur dann entsprechende Vorsorgemaßnahmen für das Kind ergriffen werden können, wenn die HIV-Infektion der Mutter bekannt ist. Erfreulicherweise sank im Laufe der Zeit die HIV-Überragungsrate von der Mutter auf ihr Kind.


Eine Infektion mit den Humanen Immundefizienz-Viren (HIV) kann sich von einer werdenden Mutter auf ihr Kind übertragen. Eine Übertragung ist während der Schwangerschaft, bei der Geburt und nach der Geburt durch das Stillen möglich. Mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen ist das Übertragungsrisiko jedoch sehr gering. Zu solchen Vorsorgemaßnahmen zählen: eine entsprechende Therapie der infizierten Mutter, bei nicht ausreichender Wirksamkeit der Behandlung ein Kaiserschnitt statt einer natürlichen Geburt, eine vorsorgliche Behandlung des Neugeborenen und ein Verzicht auf Stillen. Die Vorsorgemaßnahmen können jedoch nur dann getroffen werden, wenn die HIV-Infektion der Mutter bekannt ist. Aus diesem Grund wird allen Schwangeren standardmäßig ein HIV-Test angeboten. Doch wie viele Schwangere lassen sich in Deutschland auf HIV untersuchen und wie häufig wird das Virus von der Mutter auf das Kind übertragen? Wie hat sich dies im Laufe der Zeit entwickelt? Das sind Fragen, auf die Dr. Ulrich Markus vom Robert Koch-Institut in Berlin Antworten suchte.

Verschiedene Quellen dienten als Grundlage der Schätzungen

Für seine Schätzung nutzte der Wissenschaftler verschiedene Quellen. Er verwendete unter anderem die Daten von Kostenerstattungen für HIV-Screening-Tests, von mathematischen Modellen und von dem anonymen HIV-Register für Kinder, die über ihre Mutter mit HIV infiziert wurden.

Die Übertragungsrate von HIV von der Mutter auf ihr Kind ist in den letzten Jahren gesunken

Bei seinen Analysen stellte der Mediziner fest, dass die Anzahl von HIV-infizierten Frauen, die zwischen 15 und 49 Jahren alt waren, in den letzten Jahren zugenommen hatte. Während 1993 noch etwa 6000 Frauen in der Altersgruppe mit HIV infiziert waren, waren es im Jahre 2016 etwa 11000 Frauen. Der jährliche Anteil von Frauen mit HIV, die eine Lebendgeburt hatten, stieg von durchschnittlich 1,9 % (zwischen 1993 und 1998) auf durchschnittlich 4,9 % (zwischen 2011 und 2015). Auch der Anteil der Frauen, die sich während ihrer Schwangerschaft auf HIV testen ließen, stieg an – nämlich von etwa 50 % im Jahre 2001 auf etwa 90 % im Jahre 2016. Erfreulicherweise sank der Anteil der Kinder, die sich über die Mutter mit HIV infizierten. Während die Überragungsrate 2001 noch bei 6,8 % lag, sank sie bis 2016 auf 1,1 %.

Frauen mit HIV brachten zwischen 2011 und 2015 häufiger Kinder zur Welt als es zwischen 1993 und 1998 der Fall war. Erfreulicherweise sank die Übertragungsrate der Infektion von der Mutter auf das Kind im Laufe der Zeit. Die Gründe dafür liegen vermutlich darin, dass Schwangere in den letzten Jahren häufiger einen HIV-Test in Anspruch nahmen und sich die Behandlungsmöglichkeiten von HIV verbesserten.

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