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Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) und Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) zu Covid-19: Zahl der Schwerstkranken weiterhin auf sehr hohem Niveau
Gemeinsame Pressemitteilung des VUD und des NUM zu Covid-19
Seit einigen Tagen ist in vielen Universitätskliniken Deutschlands ein etwas verlangsamter Anstieg der Zahlen von stationär behandelten und beatmeten Patientinnen und Patienten zu beobachten. VUD und NUM warnen jedoch weiterhin: Die Zahl der Neuinfektionen muss deutlich sinken. Das ist bisher nicht der Fall. Die Zahlen steigen nach wie vor und die stationären Behandlungszahlen erreichen schon jetzt ein Belastungsniveau in den Kliniken. Das muss dringend wieder reduziert werden.
Insbesondere in den Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und Köln bleibt die Lage angespannt. In vielen Universitätsklinika stellt sich die Lage wie folgt dar: Erhebliche Teile der Intensivkapazitäten werden für die Versorgung schwer an Covid-19 Erkrankter benötigt. Elektive Behandlungen, die medizinisch nicht dringend sind, werden reduziert. Die betroffenen Patientinnen und Patienten müssen auf unbestimmte Zeit auf ihre Behandlung warten, was für sie in vielen Fällen sehr belastend ist. Hierzu berichtet Prof. Dr. Burkhard Göke, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE): „Wir versuchen intensiv, die generelle medizinische Versorgung im UKE bestmöglich aufrechtzuerhalten. Dennoch müssen bei uns weniger dringliche Operationen und auch ambulante Termine verschoben werden. Wir reagieren damit auf die dynamische und ernstzunehmende Lage.“
Die Arbeit auf den entsprechenden Intensivstationen ist für das Personal besonders fordernd. Um hier die notwendige Entlastung zu schaffen, bedarf es eines hohen Personaleinsatzes. Der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Frankfurt, Prof. Dr. Jürgen Graf, erklärt: „Die Versorgung intensivmedizinischer Covid-19-Patientinnen und -Patienten ist für die Mitarbeitenden aller Berufsgruppen deutlich belastender als die übliche intensivmedizinische Versorgung. Es wird deshalb darauf ankommen, dass die benötigten qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesund, motiviert und einsatzfähig bleiben. Nur dann erscheint es möglich, der noch einige Monate andauernden erheblichen Belastung gewachsen zu sein. Hierfür werden wir auch ungewöhnliche Maßnahmen erwägen müssen.“
Die Behandlung schwerstkranker Patientinnen und Patienten erfolgt mit besonders aufwendigen Verfahren wie einer künstlichen Membranoxygenierung (ECMO). Prof. Dr. Ulrich Frei, Vorstand Krankenversorgung der Charité – Universitätsmedizin Berlin, berichtet: „In den vergangen zwei Wochen ist die Zahl der Behandlung schwerstkranker Patientinnen und Patienten mit besonders aufwendigen Verfahren wie der ECMO erheblich angestiegen und hat mit 26 gleichzeitigen Behandlungen ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht. Das dafür geschulte Pflegepersonal kann einer solchen Belastung nicht dauerhaft standhalten.“
Die Zahl Covid-19-erkrankter Mitarbeitender steigt. Es droht, dass Behandlungskapazitäten aus der Versorgung abgemeldet werden müssen, weil das für den Betrieb notwendige Personal nicht zur Verfügung steht. Dazu Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Köln: „In dieser bereits bedrohlichen Situation stellt die Verbreitung des Virus unter den Beschäftigten eine weitere enorme Gefahr dar. Schon jetzt zeichnet sich für den Fall eines unverminderten Infektionsgeschehens ab, dass selbst der enorme Aufwand in Kürze nicht mehr ausreichen wird, den wir aktuell im Infektionsschutz leisten. Das Universitätsklinikum Köln hält für die eigenen Mitarbeiter*innen erhebliche Test- und Beratungskapazitäten vor und hat eine eigene Arbeitsgruppe für die interne Verfolgung von Infektionsketten.“
Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité und Leiter des BMBF-geförderte Netzwerks Universitätsmedizin (NUM), fasst die aktuelle Lage wie folgt zusammen: „Insgesamt ist die Versorgung von Patientinnen und Patienten derzeit gesichert. Die Situation ist noch unter Kontrolle, bleibt aber fragil. Um die Kliniken zu entlasten und länger anhaltende Einschränkungen zu Lasten von Nicht-Covid-19-Patientinnen und -patienten zu verhindern, muss die Zahl der Neuinfektionen unbedingt sinken.“
Prof. Dr. Michael Albrecht, Medizinscher Vorstand des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden und Vorstandsvorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD), bekräftigt: „Keinesfalls darf die Zahl der Neuinfektionen weiter steigen. Sonst droht auch in Deutschland eine Situation wie in vielen unserer Nachbarländer. Dort sind die Intensivkapazitäten am Limit angelangt, Schwerkranke können nicht mehr behandelt werden. Davon sind wir in Deutschland noch ein gutes Stück entfernt. Allerdings haben die letzten Wochen gezeigt, wie schnell die Lage sich zuspitzen kann. Vor diesem Hintergrund bleibt jeder und jede Einzelne gefordert, weiterhin mit aller Kraft an der Eindämmung von Covid-19 zu arbeiten.“