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Corona
Tocilizumab: Kein Vorteil bei schwerem COVID-19
Original Titel:
Effect of tocilizumab on clinical outcomes at 15 days in patients with severe or critical coronavirus disease 2019: randomised controlled trial
- Kann der Wirkstoff Tocilizumab schweres COVID-19 positiv beeinflussen?
- Randomisierte, offene Studie: Standard allein oder plus Tocilizumab
- 129 Patienten mit schwerem oder kritischem COVID-19
- Kein Vorteil, möglicherweise erhöhte Mortalität unter Tocilizumab + Standardbehandlung
DGP – Die vorliegenden Studie ermittelte, ob der Wirkstoff Tocilizumab den klinischen Verlauf von COVID-19 bei Patienten mit schweren oder kritischen Erkrankungen positiv beeinflussen kann. Demnach war die Behandlung mit Tocilizumab zusätzlich zur Standardbehandlung nicht dem Standard überlegen – stattdessen könnte es sogar die Sterblichkeit erhöhen, weswegen diese Studie frühzeitig abgebrochen wurde.
Verschiedene antirheumatische Medikamente wurden als mögliche Kandidaten zur Behandlung von COVID-19 diskutiert. Die vorliegenden Studie ermittelte, ob der Wirkstoff Tocilizumab den klinischen Verlauf von COVID-19 bei Patienten mit schweren oder kritischen Erkrankungen positiv beeinflussen kann.
Kann der Wirkstoff Tocilizumab schweres COVID-19 positiv beeinflussen?
Die Studie wurde zwischen 8. Mai und 17. Juli 2020 in einem randomisierten, offenen Verfahren (open label) in 9 brasilianischen Kliniken durchgeführt. Studienteilnehmer waren Erwachsene mit bestätigtem COVID-19, die zusätzlichen Sauerstoff erhielten oder mechanisch beatmet wurden. Alle Patienten hatten zudem auffällige Werte von mindestens zwei Biomarkern im Serum (CRP, D-Dimer, Laktatdehydrogenase oder Ferritin). Die Studie wurde frühzeitig, nach Aufnahme von 129 Patienten, gestoppt, da es eine erhöhte Zahl von Todesfällen in der Tocilizumab-Gruppe gab.
Tocilizumab wurde als einzelne intravenöse Infusion (8 mg/kg) zusätzlich zur Standardpflege gegeben, oder Patienten wurden mit der Standardpflege allein behandelt. Der klinische Status der Patienten wurde nach 15 Tagen ermittelt. Dies erfolgte auf einer 7-Punkte-Skala, mit Fokus auf Todesfällen oder mechanischer Beatmung.
Randomisierte, offene Studie mit 129 Patienten mit schwerem oder kritischem COVID-19
Insgesamt 129 Patienten im durchschnittlichen Alter von 57 Jahren (+- 14 Jahre) wurden in die Studie aufgenommen. 68 % der Patienten waren Männer, bei allen wurde die Nachbeobachtung komplett durchgeführt. 64 Patienten erhielten ausschließlich die Standardpflege, 65 Patienten erhielten zusätzlich Tocilizumab. Zusätzlich erhielten auch zwei Patienten in der Standardpflege-Gruppe Tocilizumab. 18 von 65 (28 %) Patienten in der Tocilizumab-Gruppe und 13 von 64 (20 %) Patienten in der Standardpflege-Gruppe wurden mechanisch beatmet oder verstarben bis zum 15. Tag (Odds ratio 1,54; 95 % Konfidenzintervall 0,66 – 3,66; p = 0,32). In der Tocilizumab-Gruppe verstarben bis Tag 15 11 Patienten (17 %), verglichen mit 2 Patienten (3 %) in der Standardpflege-Gruppe (Odds ratio 6,42; 95 % Konfidenzintervall 1,59 – 43,2). Adverse Ereignisse wurden bei 29 von 67 Patienten (43 %) berichtet, die Tocilizumab erhalten hatten, sowie bei 21 von 62 Patienten (34 %), die keine Infusion mit Tocilizumab bekommen hatten.
Kein Vorteil, möglicherweise erhöhte Mortalität unter Tocilizumab + Standardbehandlung
Bei Patienten mit schwerem oder kritischen COVID-19 war demnach die Behandlung mit Tocilizumab zusätzlich zur Standardbehandlung nicht dem Standard überlegen – stattdessen könnte es sogar die Sterblichkeit erhöhen, weswegen diese Studie frühzeitig abgebrochen wurde.
[DOI: 10.1136/bmj.n84]
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