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DDG informiert über Risiken, Prävention und Auswirkungen der Coronapandemie für Menschen mit Diabetes
Menschen mit einem Diabetes mellitus wurden bereits früh im Verlauf der Coronapandemie als Risikopatienten erkannt, die bei einer COVID-19-Erkrankung besonders schwer betroffen sein können. In zahlreichen Studien hat sich dies zwar im Wesentlichen bestätigt – gleichwohl zeigt sich aber auch, dass das Vorliegen eines Diabetes nicht allein über den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung entscheidet. Welche Faktoren für die komplexe Interaktion zwischen Diabetes und einer SARS-CoV-2-Infektion entscheidend sind, was das für die Prävention bedeutet und welche Auswirkungen die Pandemie für Menschen mit Diabetes hat, darüber diskutieren Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) auf der virtuellen Jahrespressekonferenz am Dienstag, den 2. März 2021 (zur Anmeldung).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und starkes Übergewicht treten bei Menschen mit Typ-2-Diabetes deutlich häufiger als in der stoffwechselgesunden Bevölkerung auf. „Vor allem durch diese weiteren Krankheitsbilder sind Menschen mit einem Typ-2-Diabetes besonders gefährdet, im Fall einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus einen ungünstigen Krankheitsverlauf zu erleiden“, sagt Professor Dr. med. Wolfgang Rathmann, MSPH (USA), stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Hinzu komme, dass Diabetes-Patienten häufig älter sind, was ebenfalls ein Risikofaktor für einen schweren Verlauf ist. Wenn der Glukosestoffwechsel ungenügend eingestellt ist, verschlechtert dies weiter die Prognose.
Studien haben gezeigt, dass Diabetes-Patienten mit einem konstant normalen oder lediglich leicht erhöhten Blutglukosewerte während eines COVID-bedingten Klinikaufenthalts ein sehr viel geringeres Sterberisiko hatten als bei Patienten mit schlechter Blutzuckerkontrolle und in der Folge schlechten Werten. „Weiterhin waren überhöhte Blutglukosewerte auch bei Menschen ohne zuvor bekannten Diabetes ein Risikofaktor für schwere oder sogar tödliche COVID-Verläufe“, so Rathmann. Eine Messung des Nüchtern-Blutzuckers und Kontrolle des Blutzuckerverlaufs sei daher bei allen stationären COVID-19-Patienten zu empfehlen – auch dann, wenn kein Diabetes bekannt sei.
„Der Zusammenhang zwischen der Blutglukoseeinstellung und dem Verlauf einer COVID-19-Erkrankung macht deutlich, wie wichtig die Prävention und Früherkennung eines Diabetes-Typ-2 gerade während der Pandemie sind“, betont Professor Dr. Monika Kellerer, Präsidentin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Ärztliche Direktorin der Klinik für Innere Medizin I am Marienhospital Stuttgart. Gerade die Früherkennung des Diabetes habe in der ersten Phase der Pandemie jedoch gelitten – eine der indirekten Folgen des Lockdowns im vergangenen Frühjahr, auf die die Präsidentin der DDG aufmerksam macht. Das gilt nicht nur für Menschen mit Diabetes Typ 2, sondern auch mit Diabetes Typ 1. „In dieser Zeit hat sich offenbar die Erstdiagnose eines Typ 1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen verzögert, so dass ein wesentlich größerer Anteil der Betroffenen bereits bei der Diagnose schwere Blutzuckerentgleisungen aufwies“, bestätigt auch Rathmann. „Eltern und Personen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sind aufgefordert, Warnsignale einer Diabetesmanifestation wie gesteigerten Durst, Harndrang und Müdigkeit ernst zu nehmen.“ fügt der Diabetesforscher hinzu. Bei Auftreten dieser Symptome muss umgehend eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
In vielen medizinischen Bereichen sei eine starke Zurückhaltung der Patienten zu beobachten gewesen, Arztpraxen oder Kliniken aufzusuchen. Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung wurden abgesagt oder verschoben, aber auch Herz-Kreislauf-Notfälle wurden zum Teil erst verzögert einem Arzt vorgestellt. „Praxen und Kliniken haben jedoch effektive Hygienekonzepte, und auch die Angebote im telemedizinischen Bereich wurden ausgebaut“, so der Düsseldorfer Diabetes-Epidemiologe. Gerade angesichts der Bedeutung, die die Blutzuckereinstellung für die COVID-19-Prognose habe, sollten Behandlungs- und Vorsorgetermine daher unbedingt wahrgenommen werden.