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Der Mutterpass wird digital – was das in Zukunft bedeutet
Im Jahr 2022 ist es so weit: Der weltweit einmalige und überaus erfolgreiche, klassische blaue Mutterpass, in den alle Untersuchungen und Befunde während einer Schwangerschaft eingetragen werden, bekommt einen elektronischen Zwilling. Dann kann eine Schwangere entscheiden, ob der Mutterpass, der vor genau 60 Jahren durch Frauenärzte entwickelt wurde, entweder digital oder analog auf Papier geführt wird. Die Daten, die bisher in der Papierversion aufgezeichnet wurden, werden künftig digital in der Praxis und einer elektronischen Patientenakte innerhalb einer gesicherten Cloud in der Telematik-Infrastruktur gespeichert. Schwangere selbst und ihre FrauenärztInnen in Praxis und Klinik können jederzeit auf die gesicherten Daten zurückgreifen.
Auf dem größten jährlichen frauenärztlichen Fortbildungskongress in Deutschland, dem FOKO, der in diesem Jahr wegen der Pandemie rein digital durchgeführt wird, berichtet Dr. rer. med. Florian Fuhrmann als Geschäftsführer der kv.digital GmbH der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und Experte für die Digitalisierung über den aktuellen Stand rund um viele elektronische Projekte in der Gesundheitsversorgung(1). Zu diesen Projekten gehört neben der elektronischen Patientenakte (ePA), der elektronischen Krankschreibung (eAU) und dem digitalen Impfausweis auch der digitale Mutterpass.
„Einer der Vorteile für die Schwangere ist, dass der Mutterpass weder vergessen werden noch verloren gehen kann, aber auch jederzeit verfügbar ist“, so Fuhrmann. In der Praxis werden Daten wie etwa Laborbefunde und zum Beispiel die Messwerte des Kindes direkt im elektronischen Mutterpass abgelegt. Als Speichermedium dient – je nachdem welche Krankenkasse die App bereitstellt – eine Telematik-Cloud, die derzeit von den Krankenkassen und der gematik gemeinsam aufgebaut wird, und als mehrfach gesichertes, geschlossenes Netzwerk für das gesamte Gesundheitswesen dienen soll.
„Die Schwangere kann ihre elektronische Patientenakte und den elektronischen Mutterpass ansehen und lesen, aber nicht verändern“, erläutert der Digitalisierungs-Experte. Sie entscheidet aber, wer diesen – außer der behandelnden Frauenarztpraxis und geburtshilflichen Abteilung – zu sehen bekommt. Sie selbst kann die Aufzeichnungen sowohl am Handy als auch am PC zu Hause öffnen.
(1) FOKO 2021, 04.03.2021. 4. Hauptthema: Digitalisierung/ E-Health Dr. rer. med. Florian Fuhrmann, Berlin: ePA, eAU, KIM, MIO – Wegweiser durch den Digitalisierungsdschungel.