Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Corona

Wer bekommt Long COVID? Die Symptomzahl in der ersten Woche entscheidet

Original Titel:
Attributes and Predictors of Long COVID

Kurz & fundiert

  • Kann Long COVID vorhergesagt werden? Analyse von Patienten und Symptomen
  • Anhaltende Symptome eher mit höherem Alter, höherem BMI und bei Frauen
  • Mehr als 5 Symptome in der ersten Woche prädiktiv
  • Long COVID bei Patienten ab 70 Jahren und mit Begleiterkrankungen auch bei Fieber und Geruchsverlust in der ersten Woche
  • Modell zur Prognose im klinischen Bereich

 

DGP – Berichte von langanhaltenden Symptomen von COVID-19, dem sogenannten ‚Long COVID‘, nehmen zu mit der Zahl Infizierter. Allerdings ist noch wenig über die Prävalenz und Risikofaktoren für Long COVID bekannt. Internationale Forscher analysierten dazu Daten von 4182 Menschen mit COVID-19 und ihre Symptomberichte. Bis zu 13,3 % der Patienten berichteten lang anhaltende Symptome über mindestens 28 Tage. Besonders betroffen waren Frauen, Patienten mit zunehmendem Alter und höherem BMI (body mass index). Vorhersagbar wurde das Syndrom besonders durch das Auftreten von mehr als 5 typischen Symptomen in der ersten Erkrankungswoche.


Berichte von langanhaltenden Symptomen von COVID-19, dem sogenannten ‚Long COVID‘, nehmen zu mit der Zahl Infizierter. Allerdings ist noch wenig über die Prävalenz und Risikofaktoren für Long COVID bekannt. Auch ist es bislang nicht möglich, früh in der Erkrankung vorherzusagen, ob langanhaltende Symptome wahrscheinlich sein werden.

Internationale Forscher analysierten dazu Daten von 4182 Menschen mit COVID-19, die ihre Symptome prospektiv in einer COVID-Symptomstudien-App berichteten.

Kann Long COVID vorhergesagt werden? Analyse von Patienten und Symptomen

Insgesamt 558 Teilnehmer (13,3 %) berichteten Symptome, die über mindestens 28 Tage auftraten. 189 Patienten (4,5 %) berichteten Symptome über mindestens 8 Wochen, 95 Patienten (2,3 %) litten über mindestens 12 Wochen unter Symptomen der Erkrankung. Long COVID zeigte sich vor allem mit Symptomen wie Fatigue, Kopfschmerz, Atemlosigkeit und Störungen im Geruchssinn.

Die anhaltenden Symptome traten eher mit zunehmendem Alter, höherem BMI (body mass index) sowie bei Frauen auf. Das Auftreten von mehr als 5 Symptomen während der ersten Krankheitswoche war häufiger mit Long COVID assoziiert (Odds ratio, OR: 3,53; 2,76 – 4,50).

Anhaltende Symptome eher mit höherem Alter, höherem BMI und bei Frauen – sowie bei mehr als 5 Symptomen in der ersten Woche

Die 5 Symptome während der ersten Krankheitswoche, die am Besten Long COVID über mindestens 28 Tage vorhersagten, waren

Fatigue: OR 2,83; 95 % CI: 2,09 – 3,83

Kopfschmerz: OR: 2,62; 95 % CI: 2,04 – 3,37

Atemlosigkeit: OR: 2,36; 95 % CI: 1,91 – 2,91

Heiserkeit: OR: 2,33; 95 % CI: 1,88 – 2,90

Muskelschmerz: OR: 2,22; 95 % CI: 1,80 – 2,73.

Die Forscher erstellten ein Modell, das zwischen kurzer COVID-19-Erkrankung und Long COVID nach 7 Tagen unterscheiden helfen soll. Das Modell auf Basis von 2 149 Patienten wurde mit einer unabhängigen Gruppe von 2 472 Patienten mit positivem SARS-CoV-2-Test überprüft. Die stärksten Prädiktoren waren höheres Alter (29,2 %) gefolgt von der Zahl der Symptome in der ersten Erkrankungswoche (16,3 %). Allerdings zeigte sich bei Patienten über 70 Jahren, dass auch Fieber, Geruchsverlust und Begleiterkrankungen mögliche Warnsignale für lang anhaltende Symptome sein könnten.

Long COVID bei Patienten ab 70 Jahren und mit Begleiterkrankungen auch bei Fieber und Geruchsverlust in der ersten Woche

In einem vereinfachten Modell, das im klinischen Bereich besser nutzbar sein könnte, zeigte sich die Zahl der Symptome als wesentlich: Mehr als 5 unterschiedliche Symptome in der ersten Krankheitswoche ließen auf eine wahrscheinlichere Entwicklung von Long COVID schließen (OR: 4,60; 95 % CI: 3,28 – 6,46). Mit dieser Vorhersage könnten Patienten mit diesem Risiko früher identifiziert werden und ihre Behandlung entsprechend optimiert werden. Die Vorhersage ermöglicht auch klinische Studien zur Prävention der Long COVID-Entwicklung.

[DOI: 10.1038/s41591-021-01292-y]

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom