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Prostatakrebs
Coronavirus-Pandemie: Prostatakrebs-Operation verschieben?
Original Titel:
Delayed Radical Prostatectomy is Not Associated with Adverse Oncological Outcomes: Implications for Men Experiencing Surgical Delay Due to the COVID-19 Pandemic
- Wissenschaftler analysierten die Daten von 128 062 Prostatakrebs-Patienten mit einem mittleren bis hohen Risiko, die sich die Prostata komplett entfernen ließen
- Sie verglichen die Ergebnisse nach der Operation von Patienten, die innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose operiert wurden, mit denen von Patienten, die sich erst später (3-12 Monate nach der Diagnose) der Operation unterzogen
- Betrachtet wurden hierbei positive Lymphknoten, Upgrading und weitere notwendige Behandlungen nach der Operation
- Die Wissenschaftler konnten diesbezüglich keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen feststellen
DGP – Die Prostatakrebs-Operation zu verschieben, kann in den Zeiten der Coronavirus-Pandemie nötig bzw. sinnvoll sein. Wissenschaftler erkannten in der vorliegenden Studie keine negativen Folgen einer verspäteten Operation (bis zu 12 Monate nach der Diagnose) im Vergleich zur sofortigen Operation (innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose).
Bei Krebserkrankungen handelt es sich um fortschreitende Erkrankungen. Das bedeutet, dass Behandlungen nicht lange aufgeschoben werden sollten. Zu Zeiten der Coronavirus-Pandemie kann es jedoch aufgrund von mangelnden Kapazitäten und des erhöhten Infektionsrisikos notwendig bzw. sinnvoll sein, die Behandlung zu verschieben. Doch welches Risiko ist damit verbunden? Wissenschaftler aus den USA untersuchten, ob der Zeitpunkt der Operation eines Prostatakrebses entscheidend für die Ergebnisse nach der Operation ist.
Prostatakrebs-Patienten mit einem mittleren bis hohen Risiko unterzogen zu unterschiedlichen Zeitpunkten einer Operation
Die Wissenschaftler betrachteten rückblickend die Daten von 128 062 Prostatakrebs-Patienten mit einem mittleren bis hohen Risiko, die sich zwischen 2010 und 2016 die Prostata entfernen ließen. Je nachdem, wann sie sich der Operation unterzogen, wurden die Patienten in verschiedenen Gruppen eingeteilt. Als frühe Operation galten Operationen, die innerhalb von drei Monaten nach der Diagnose durchgeführt wurden. Operationen zu einem späteren Zeitpunkt (bis zu 12 Monate nach der Diagnose) galten als späte Operationen. Die Wissenschaftler untersuchten, ob der Zeitpunkt der Operation entscheidend für den Krankheitsverlauf der Patienten war.
Keine Nachteile bei verspäteter Operation erkennbar
Nachdem die Patientendaten so angeglichen wurden, dass sie bis auf den Zeitpunkt der Operation in möglichst vielen Punkten übereinstimmten, konnten die Wissenschaftler keine signifikanten Unterschiede zwischen den Patienten mit einer frühen und Patienten mit einer späten Operation feststellen – und zwar weder im Hinblick auf das Risiko für ungünstige Pathologieergebnisse, für Upgrading, für positive Lymphknoten noch im Hinblick auf das Risiko für weitere notwendige Behandlungen nach der Operation.
Eine verspätete Prostatakrebs-Operation schien somit nicht mit schlechteren Ergebnissen nach der Operation einherzugehen. Es machte demnach den Anschein, dass Prostatakrebs-Operationen, wenn nötig, für eine gewisse Zeit verschoben werden können. Es ist jedoch wichtig, im Blick zu behalten, dass es sich bei Prostatakrebs, wie bei allen anderen Krebserkrankungen, um eine fortschreitende Erkrankung handelt, sodass eine Behandlung nicht länger als nötig aufgeschoben werden sollte.
[DOI 10.1097/JU.0000000000001089]
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