Das GesundheitsPortal für innovative Arzneimittel, neue Therapien und neue Heilungschancen

Studienübersicht: Pragmatisches Impfen bei rheumatischen Autoimmunerkrankungen

Original Titel:
A practical approach for vaccinations including COVID-19 in autoimmune/autoinflammatory rheumatic diseases: a non-systematic review

Kurz & fundiert

  • Impfungen, COVID-19-Vakzine und rheumatische Autoimmunerkrankungen
  • Studienübersicht über 100 Veröffentlichungen
  • Erfahrungen mit sonstigen Vakzinen (Influenza, HBV, Pneumokokken etc.) positiv
  • Immunisierung optimal in Remission
  • Niedrig-gradige Immunsuppression eventuell unproblematisch für Impfantwort
  • Idealerweise Impfung vor Beginn biologischer Therapien
  • Impfzeitpunkt besonders unter Rituximab wichtig

 

DGP – Eine nicht-systematische Studienanalyse zu Fragen rund um die Coronavirus-Impfung bei Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen ermittelte aus 100 Studien Erfahrungswerte mit älteren Vakzinen und unterschiedlichen systemischen Therapien bei Autoimmunerkrankungen. Die Autoren sprechen sich auf dieser Basis auch bei diesen Vorerkrankungen klar für die COVID-19-Impfung aus, empfehlen allerdings die Impfung optimal in Remission und, je nach Medikament, zeitlich angepasst durchzuführen.


Je mehr Menschen geimpft werden, desto drängender ist die Frage nach der COVID-19-Impfung auch für Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen. Bei Autoimmunerkrankungen werden häufig verschiedene systemische Therapien eingesetzt, die das Immunsystem teils selektiv hemmen. Wie gut funktioniert die Corona-Impfung in diesem Kontext überhaupt? Und besteht das Risiko eines Wiederaufflammens der Autoimmmunerkrankung durch die Impfreaktion? Diesen Fragen gingen nun Forscher in einer Studienübersicht nach, mit dem Ziel, konkrete Tipps für die Behandlung und Impfung bei diesen Grunderkrankungen zu geben.

Die Forscher führten dazu eine Literaturrecherche in der medizin-wissenschaftlichen Datenbank „Pubmed“ durch und suchten nach Begriffen wie Influenza, Hepatitis B, Pneumokokken und Windpocken, ergänzt durch häufig eingesetzte konventionelle und biologische krankheitsmodifizierende antirheumatische Medikamente. Eine zusätzliche Suche wurde konkret zur COVID-19-Impfung bei Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen durchgeführt.

Zusätzlich zu 66 Referenzen zu krankheitsmodifizierenden Therapien und Vakzinen wurden 34 relevante Studien zu Impfstoffen, COVID-19 und rheumatischen Erkrankungen in die Übersicht mit einbezogen.

Wie kann die Impfung bei Autoimmunerkrankungen möglichst sicher erfolgen?

Aus der Studienübersicht schließen die Autoren, dass Patienten mit inflammatorischen Autoimmunerkrankungen gegen COVID-19 geimpft werden sollten. Wie jede andere Impfung auch, sollte dies aber möglichst in Phasen gut kontrollierter Erkrankung erfolgen und ohne gleichzeitige andere, aktive Infektionen. Aus der bisherigen Erfahrung mit diversen Totimpfstoffen gegen Influenza, Pneumokokken, Tetanus, Hepatitis-A- und B-Viren sowie humanen Papillomaviren zeigte sich, dass diese Art der Impfung generell sicher ist und keine vorbestehende Autoimmunerkrankung verstärkt.

Wie wirksam sind Impfungen bei antirheumatischer Therapie?

Eine niedrig-gradige Immunsuppression scheint nach aktueller Studienlage die Antikörper-Antwort auf die Vakzine nicht zu beeinträchtigen. Idealerweise sollten allerdings Impfungen vor Beginn einer biologischen, krankheitsmodifizierenden Therapie erfolgen. Patienten unter Rituximab sollten nach aktueller Einschätzung mindestens 4 Wochen vor oder 6 Monate nach der Behandlung geimpft werden. Da auch Tofacitinib eventuell die Immunreaktion auf die Impfung reduzieren könnte, besonders in Kombination mit Methotrexat, sehen die Autoren hier eine Therapiepause vor der Impfung mit Therapiewiederaufnahme 14 Tage nach der Immunisierung als mögliche Option.

Die nicht-systematische Studienanalyse zu Fragen rund um die Coronavirus-Impfung bei Patienten mit rheumatischen Autoimmunerkrankungen ergab somit konkrete Tipps zum Impfzeitpunkt und zu Erfahrungen mit Impfungen im Zusammenhang mit typischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten.

[DOI: 10.1007/s10067-021-05700-z]

© Alle Rechte: DeutschesGesundheitsPortal / HealthCom