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Eine Herzklappe kommt nach Hause
Erstmals innovativer Mitralklappenstent implantiert
Einem Forscherteam um Prof. Dr. Georg Lutter, Oberarzt der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie und Professor für Experimentelle Herzchirurgie und Herzklappenersatz an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), war es 2013 weltweit erstmalig gelungen, einen Mitralklappenstent zu entwickeln, der am schlagenden Herzen eingesetzt werden kann. Die in den vergangenen Jahren durch zahlreiche internationale Studien zur Marktreife gebrachte Herzklappe konnte nun erstmals in Schleswig-Holstein implantiert werden. Ein interdisziplinäres Team aus Herzspezialisten des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, versorgte erfolgreich eine 69-jährige Patientin und einen 78-Jährigen Patienten mit der innovativen Therapie, die ohne den Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine auskommt.
„Die neuartige Herzklappe ist ein sehr großer Schritt nach vorn in der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten, denn sie schließt eine Behandlungslücke zwischen der interventionellen Transkatheter- Mitralklappen-Reparatur und dem bereits seit Jahrzehnten etablierten chirurgischen Eingriff“, erläutert Prof. Dr. Derk Frank, komm. Direktor der Klinik für Innere Medizin III mit den Schwerpunkten Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin. Patienten, die unter einer Mitralklappeninsuffizienz leiden, für die jedoch aufgrund eines hohen Risikos die Operation keine Option darstellt und die Reparatur ebenfalls nicht in Frage kommt, bietet das neue System die dringend benötigte alternative Therapie. „Mit dieser Technik an der Schnittstelle zwischen Herzchirurgie und Kardiologie betreten wir einen Zukunftszweig der Herzmedizin, der für unsere Patientinnen und Patienten wesentliche Verbesserungen in der Versorgung verspricht“, sagt Prof. Dr. Jochen Cremer, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie.
Die 69-jährige Patientin und der 78-jährige Patient aus Schleswig-Holstein haben das jeweils etwa anderthalbstündige Verfahren gut überstanden und werden voraussichtlich eine Woche nach dem durchgeführten Eingriff entlassen. „Eine Operation mit Einsatz der Herz-Lungen-Maschine wäre in diesen Fällen mit einem zu großen Risiko verbunden gewesen“, sagt Oberarzt PD Dr. Thomas Pühler, der die chirurgischen Eingriffe gemeinsam mit den anderen Kollegen des Heart-Teams durchgeführt hat. Die neue Ersatz-Mitralklappe wird mit Hilfe eines Katheters durch einen kleinen Schnitt seitlich am Brustkorb in das Herz eingeführt und an Stelle der undichten Mitralklappe zwischen dem linken Vorhof und der linken Kammer des Herzens entfaltet. Ein an der Katheterklappe befestigter Sehnenfaden hält die Klappe in Position.
Dabei spielt eine hochspezialisierte Bildgebung vor und während des Eingriffs eine große Rolle, um eine korrekte Positionierung der Klappe zu erreichen. „Ein gut abgestimmtes und erfahrenes Heart-Team ist Voraussetzung für das Gelingen dieser hochspezialisierten Therapie“, erläutert Prof. Lutter. Gemeinsam hatten die Spezialisten der Herzchirurgie, Prof. Cremer, Prof. Lutter und PD Dr. Pühler, mit ihren Kolleginnen und Kollegen der Kardiologie, Prof. Frank, PD Dr. Mohammed Saad und Dr. Johanne Frank, in Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Steinfath die Eingriffe geplant und vorgenommen.
Das neuartige Mitralklappensystem mit dem Handelsnamen Tendyne ist im Hinblick auf die speziellen anatomischen Herausforderungen der Mitralklappe entwickelt worden und erlaubt es den implantierenden Herzmedizinern, den Implantationsprozess komplett zu kontrollieren und nach Bedarf die Klappe zu repositionieren, so dass für die Patienten ein optimales Ergebnis erzielt werden kann. Gleichzeitig ermöglicht das minimal-invasive Verfahren eine hohe Sicherheit und schnelle Genesung nach dem Eingriff. Die Ergebnisse der ersten Studien zeigen bei 98 Prozent der Patientinnen und Patienten eine anhaltende Beseitigung der Mitralinsuffizienz nach einem und zwei Jahren und eine wesentliche Linderung der Symptome und damit eine Verbesserung der Lebensqualität.
Compliance-Hinweis: Die Kooperationspartner bestätigen, dass mit dem vorliegenden Vorhaben kein Einfluss auf weitere Umsatzgeschäfte des UKSH genommen wird (insbesondere Beschaffungsvorgänge und Preisgestaltungen) und diesbezüglich auch keinerlei Erwartungen bestehen.