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Klinische Studie zu Blutdrucksenkern bei COVID-19: Pausieren beschleunigt möglicherweise die Genesung
- Zeitweises Absetzen von ACE-Hemmern (ACEI) / Angiotensin-Rezeptorblockern (ARB) bei akuter COVID-19-Erkrankung: Kein Einfluss auf die Schwere der Erkrankung, jedoch Hinweise auf eine bessere und schnellere Erholung
- Therapieentscheidung muss individuell getroffen werden
Das zeitweise Absetzen von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern beeinflusst zwar nicht die Schwere einer COVID-19-Erkrankung, könnte sich aber günstig auf die Erholungsphase auswirken. Das Pausieren könnte vor allem bei älteren Herz-Kreislauf-PatientInnen sinnvoll sein, schlussfolgern die verantwortlichen Autoren einer gemeinsamen Studie der Medizinischen Universität Innsbruck und des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Ergebnisse wurden nun im renommierten Fachjournal The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht.
Innsbruck/München, am 11.06.2021: Zu Beginn der Pandemie waren KardiologInnen und Herz-Kreislauf-PatientInnen verunsichert: Könnten Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptorblocker schuld daran sein, dass so viele Herz-Kreislauf-PatientInnen einen schweren COVID-19-Verlauf erlitten? Die Medikamente greifen in das Renin-Angiotensin-System ein und regulieren den ACE2-Rezeptor hoch, welcher dem Coronavirus als Eintrittspforte dient – mehr Rezeptor, mehr Virus war die Hypothese. ACE-Hemmer und Angiotensin-Rezeptor-Blocker gehören zu den weltweit am meisten verordneten Arzneimitteln und werden unter anderem zur Therapie des arteriellen Bluthochdrucks, der Herzschwäche und des Diabetes mellitus eingesetzt.
Randomisierte Studie klärt dringende Frage
Ein Team der Medizinischen Universität Innsbruck und des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München ging deshalb der Frage nach, ob sich zeitweises Absetzen der Medikamente positiv auf den Verlauf von COVID-19 auswirken würde. „Es bestand in der Fachgemeinschaft Konsens, dass nur kontrollierte, randomisierte Interventionsstudien diese dringende Frage klären können“, sagen die beiden verantwortlichen Autoren Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin III der Medizin Uni Innsbruck und Steffen Massberg, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am LMU Klinikum.
Die Studie ACEI-COVID-19, finanziert durch die SARS-CoV-2-Akutförderungen des Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) und des Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), lief von April 2020 bis Februar 2021 an 35 Zentren* in Österreich und in Deutschland. In ihr wurden 204 Herz-Kreislauf-PatientInnen, die akut mit SARS-Cov-2 infiziert waren, nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe setzte die Blutdrucksenker für 30 Tage ab, die andere Gruppe nahm sie weiter. In beiden Gruppen wurden täglich alle relevanten Organfunktionen durch standardisierte Tests bestimmt, um etwaige Effekte sensitiv zu erfassen.
Ältere vorerkrankte PatientInnen könnten profitieren
Das Absetzen der Medikamente hatte auf die maximale Schwere der Erkrankung keinen Einfluss. Es zeigten sich jedoch Hinweise, dass PatientInnen, die pausierten, sich rascher und besser erholten. So hatten in der Gruppe mit pausierter im Vergleich zur fortgeführten Therapie nach 30 Tagen nur noch halb so viele PatientInnen eine Organschädigung oder waren verstorben. „Im Gegensatz zu bisherigen Studien, die deutlich jüngere Patientinnen und Patienten eingeschlossen haben, liefert unsere Studie erstmals Hinweise, dass gerade ältere, vorerkrankte Personen von einem zeitweisen Pausieren einer Therapie mit ACE-Hemmern oder Angiotensin-Rezeptorblockern profitieren könnten“, so Axel Bauer und Steffen Massberg.
Allerdings warnen die Autoren davor, die Erkenntnisse zu verallgemeinern: „Es kann im Einzelfall sinnvoll sein, eine Therapie im Rahmen einer akuten COVID-19 Erkrankung zeitweise auszusetzen. Die Entscheidung muss jedoch ärztlich getroffen werden. Hierbei gilt es, die Indikation für die Medikamente, die Verfügbarkeit alternativer Therapien und ambulanter Überwachungsmöglichkeiten sorgfältig zu berücksichtigen. In jedem Fall ist es wichtig, dass mit der Einnahme der wichtigen Medikamente nach überstandener Erkrankung auch wieder begonnen wird.“
*An der multizentrischen Studie waren folgende Institutionen beteiligt:
Universitätskliniken Innsbruck und Institute der Medizinischen Universität Innsbruck, Kliniken und Institute des LMU Klinikums München, Landeskrankenhaus Hall, Krankenhaus Schwaz, Rotkreuzklinikum München, Krankenhaus Memmingen, Krankenhaus Zams, Krankenhaus Augsburg, Universität Duisburg-Essen, Universität Freiburg, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf Forschung, Krankenhaus Mühldorf, Krankenhaus St. Johann in Tirol, Krankenhaus Weiden, Krankenhaus Dachau, Klinikum Klagenfurt, Münchner Klinik Bogenhausen & Schwabing, Universitätsklinik Aachen, Universitätsklinik Erlangen.
Post-Embargo Link zur Studie: “Discontinuation versus continuation of renin-angiotensinsystem inhibitors in COVID-19 (ACEI-COVID): a prospective, parallel group, randomised, controlled, open-label trial”
https://www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(21)00214-9/fulltext
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Die Medizinische Universität Innsbruck mit ihren rund 2.100 MitarbeiterInnen und ca. 3.300 Studierenden ist gemeinsam mit der Universität Innsbruck die größte Bildungs- und Forschungseinrichtung in Westösterreich und versteht sich als Landesuniversität für Tirol, Vorarlberg, Südtirol und Liechtenstein. An der Medizinischen Universität Innsbruck werden folgende Studienrichtungen angeboten: Humanmedizin und Zahnmedizin als Grundlage einer akademischen medizinischen Ausbildung und das PhD-Studium (Doktorat) als postgraduale Vertiefung des wissenschaftlichen Arbeitens. An das Studium der Human- oder Zahnmedizin kann außerdem der berufsbegleitende Clinical PhD angeschlossen werden.
Seit Herbst 2011 bietet die Medizinische Universität Innsbruck exklusiv in Österreich das Bachelorstudium „Molekulare Medizin“ an. Ab dem Wintersemester 2014/15 kann als weiterführende Ausbildung das Masterstudium „Molekulare Medizin“ absolviert werden.
Die Medizinische Universität Innsbruck ist in zahlreiche internationale Bildungs- und Forschungsprogramme sowie Netzwerke eingebunden. Schwerpunkte der Forschung liegen in den Bereichen Onkologie, Neurowissenschaften, Genetik, Epigenetik und Genomik sowie Infektiologie, Immunologie & Organ- und Gewebeersatz. Die wissenschaftliche Forschung an der Medizinischen Universität Innsbruck ist im hochkompetitiven Bereich der Forschungsförderung sowohl national auch international sehr erfolgreich.