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Corona: Irish-Moos-Nasenspray zur schnelleren Erholung?

Original Titel:
Carrageenan nasal spray may double the rate of recovery from coronavirus and influenza virus infections: Re-analysis of randomized trial data

Kurz & fundiert

  • Carrageen, auch bekannt als „Irish Moos“, bei Erkältungen untersucht
  • Nasenanwendung von Iota-Carrageen im Placebo-Vergleich
  • 254 Patienten mit Erkältung
  • Erholungsrate von allen Erkältungen um 54 %
  • Besonders effektiv gegen Coronaviren und Influenza, vor allem bei langwierigen Erkältungen
  • Forschung bei Erkrankungen mit dem neuen Coronavirus notwendig

 

DGP – Carrageen ist als Geliermittel und Emulgator in Nahrungsmitteln bekannt. Die Substanz aus Rotalgen ist aber unter dem Namen „Irish Moos“ auch in Erkältungsmitteln enthalten. Ihr Effekt auf Erkältungen wurde nun im Vergleich zweier Studien analysiert. In der Nase angewandtes Carrageen reduzierte demnach besonders langwierige Erkältungen deutlich und war dabei im Placebo-Vergleich auch gegen ältere Coronaviren wirksam. Es könnte demnach auch gegen das neue Coronavirus ein interessantes, einfach anwendbares Mittel sein.


Carrageen ist ein Polysaccharid, genauer eine Gruppe langkettiger Kohlenhydrate, die aus roten Meeresalgen extrahiert werden. Die Substanz wird vor allem als Geliermittel und als Emulgator in der Lebensmittelindustrie verwendet. Auch bekannt ist Carrageen unter dem Namen “Irish Moos” als Bestandteil von Erkältungsmitteln. Im Tierversuch reduzierte auf die Nasen-Schleimhaut aufgebrachtes Carrageen die Sterblichkeit von Mäusen, die mit Herpes- oder Grippeviren infiziert wurden. Testzellen im Labor schützte die Substanz auch gegen das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Zudem wurde in 4 randomisiert kontrollierten Studien gezeigt, dass in die Nase eingebrachtes Iota-Carrageen Erkältungssymptome lindern kann.

In einer Meta-Analyse über individuelle Patientendaten aus zwei randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien wurde nun bestimmt, wie sich nasales Carrageen bei Kindern und Erwachsenen auswirkte.

Carrageen aus Rotalgen, auch als Irish Moos bekannt, im Erkältungs-Nasenspray

In beiden Studien wurde Iota-Carrageen dreimal täglich für 7 Tage bei Patienten mit einer klassischen Erkältung in die Nase gegeben. Die Patienten wurden für 21 Tage nachbeobachtet, um den Einfluss von Carrageen auf die Erholungsrate zu bestimmen. Die Forscher analysierten auch, wie sich die Behandlung bei Erkältungen unterschiedlicher Dauer auswirkte.

Nasenanwendung von Iota-Carrageen im Placebo-Vergleich

126 Patienten wandten Carrageen während ihrer Erkältung an, 128 Patienten erhielten ein Placebo. Nasales Carrageen erhöhte die Erholungsrate von allen Erkältungen um 54 % (95 % Konfidenzintervall, KI: 15 % – 105 %; p = 0,003). Die Zunahme der Erholungsraten unterschied sich je nach Krankheitserreger:

  • Coronavirus: 139 %
  • Influenza A: 119 %
  • Rhinovirus: 70 %

Die durchschnittliche Dauer aller Erkältungen in den Placebo-Gruppen wurde in fünf Teile (Quintile) gruppiert. In den ersten vier Quintilen dauerten die Erkältungen 4,0, 6,8, 8,8 und 13,7 Tage. Die Behandlung mit Carrageen kürzte die Erkältungen unterschiedlich stark je nach betrachteter Quintile, also Dauer der Erkrankung:

  • 13,7-Tage-Erkältungen gekürzt um 3,8 Tage (28 % Reduktion)
  • 8,8-Tage-Erkältungen gekürzt um 1,3 Tage (15 % Reduktion)

Auf kürzere Erkältungen schien Carrageen keinen messbaren Effekt zu haben.

In den Placebo-Gruppen litten 21 Patienten unter Erkältungen, die mehr als 20 Tage andauerten. In den Carrageen-Gruppen waren dagegen nur 6 Patienten von solchen langwierigen Erkältungen betroffen. Dies bedeutet, dass das Risiko für eine lang dauernde Erkältung mit nasal angewandtem Carrageen um 71 % (p = 0,003) reduziert werden konnte.

Besonders effektiv gegen Coronaviren und Influenza, vor allem bei langwierigen Erkältungen

Nasales Carrageen erhöhte demnach die Erholungsrate bei Erkältungen mit Coronaviren, Influenza A und Rhinoviren. Ein interessantes Ergebnis der Analyse war, dass Carrageen unterschiedlich je nach Virusart wirkte und Erkrankungen mit zwei älteren bekannten Coronaviren messbar beeinflusste. Es könnte demnach sein, dass Carrageen auch einen Effekt bei COVID-19 zeigen könnte. Weitere Studien werden erwartet.

[DOI: 10.1002/prp2.810]

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