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Deutscher Herzbericht: Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen nehmen zu
Immer mehr Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt, und Herzrhythmusstörungen. Dies zeigt der neue Deutsche Herzbericht, der heute in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde. Trotz neuer Behandlungsmöglichkeiten bleibt ihre Versorgung eine große Herausforderung für die Kardiologie.
Die Herzinsuffizienz ist bereits seit Jahren der häufigste Krankheitsgrund für stationäre Krankenhausaufenthalte in Deutschland – Tendenz steigend. In der Zeit von 2000 bis 2019 wuchs die Zahl der in den deutschen Krankenhäusern wegen Herzinsuffizienz behandelten Patient*innen um 40 %, allein von 2018 auf 2019 stieg die Zahl um 4,8 %. Insgesamt 487.247 Krankenhausaufenthalte wurden für das Jahr 2019 aufgrund einer Herzinsuffizienz verzeichnet, wie der aktuelle Deutsche Herzbericht dokumentiert.
Mehr Therapieoptionen verbessern die Prognose der Erkrankten
Während die Zahl der Krankenhausaufnahmen wegen Herzinsuffizienz in den letzten Jahren deutlich zunahm, zeigt sich eine anhaltende Verbesserung der Prognose beziehungsweise der Sterblichkeit, die im Jahr 2019 auf den niedrigsten Wert seit 2011 gefallen ist. „Dies liegt unserer Ansicht nach an neu verfügbaren Therapieoptionen und der besseren Etablierung leitliniengerechter Therapien“, sagt Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Seit 2014 sind zwei neue Medikamentenklassen hinzugekommen, die einen deutlich positiven Einfluss auf die Lebenserwartung von Patient*innen mit Herzinsuffizienz haben, wie durch große Studien eindrücklich bestätigt wurde. Für Kardiolog*innen ist dies dennoch kein Grund zur Entwarnung. „Wir werden in den nächsten Jahren auch weiterhin steigende Patientenzahlen mit der Diagnose Herzinsuffizienz sehen“, so Baldus. „Die Herzschwäche ist häufig die Folge und das Endstadium vieler anderer Herz- Kreislauferkrankungen, deren Häufigkeit leider ebenfalls zunimmt.“
Zugrundeliegende Erkrankungen behandeln
Ein Beispiel für eine solche, der Herzinsuffizienz zugrundeliegende Erkrankung ist die Mitralklappeninsuffizienz, die Undichtigkeit einer der vier Herzklappen. Wird diese behandelt, verbessert sich nicht nur die Überlebenswahrscheinlichkeit, sondern auch die Lebensqualität der Patient*innen enorm. Die Mitralklappeninsuffizienz kann inzwischen sehr gut interventionell von Kardiolog*innen behandelt werden, vor allem wenn das Risiko für eine Operation am offenen Herzen zu groß wäre.
Pandemie als Brennglas
Gerade die letzten 15 Monate haben durch die COVID-Pandemie wie unter einem Brennglas gezeigt, dass die engmaschige und sorgfältige Betreuung von Herzinsuffizienz-Patient*innen von enormer Bedeutung ist. „Wir mussten leider beobachten, dass an Herzschwäche erkrankte Patient*innen im letzten Jahr von einer deutlichen Übersterblichkeit betroffen waren, auch wenn sie nicht an COVID erkrankt waren“, bestätigt der DGK-Präsident. „Dies mag sicher auch daran gelegen haben, dass viele Eingriffe verschoben werden mussten, um die Intensivstationen zu entlasten, aber auch daran, dass viele Patient*innen aus Sorge vor einer Ansteckung nicht in die Krankenhäuser gekommen sind, wenn sich ihr Zustand verschlechtert hat.“
Mehr Patient*innen mit Herzrhythmusstörungen
Auch die Zahl der Menschen in Deutschland, die an Herzrhythmusstörungen leiden, ist in den letzten Jahren angestiegen: Zwischen 1995 und 2015 nahm die Zahl derer, die wegen Rhythmusstörungen der Herzens stationär ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten, um nicht weniger als 98,6 % zu. „Die Ursache des deutlichen Anstiegs muss unter anderem in der verbesserten Diagnostik und in den verbesserten Möglichkeiten zur medikamentösen und instrumentellen Therapie von Patient*innen mit Herzrhythmusstörungen gesucht werden, aber auch in der weiter fortschreitenden Al-terung der Bevölkerung, nehmen diese Erkrankungen doch exponentiell mit dem Alter zu“, sagt Baldus. Seit 2015 verlangsamte sich der Anstieg deutlich.
Kein Anstieg der Sterblichkeit
Trotz des deutlichen Anstieges der Fallzahlen stagniert die Sterblichkeitsrate seit 2011, denn auch im Bereich der Rhythmusstörungen stehen in der Kardiologie neue Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, deren Einsatz stetig verbessert wird. Beispielsweise ist die Katheterablation, eine minimalinvasive Verödungstherapie am Herzen, nicht nur eine sichere, sondern auch besonders wirksame Methode zu Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Vor allem ein frühzeitiger Einsatz dieser Behandlungsoption verzögert das Fortschreiten und eine Verschlechterung der Krankheit, wie große Studien zeigen konnten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Zahl dieser Eingriffe in Deutschland von 2014 bis 2019 um 40 % zugenommen hat. „Hierin zeigt sich eine Entwicklung, die der zunehmenden Bedeutung und Wichtigkeit dieser Therapiestrategie absolut gerecht wird“, ist sich Baldus sicher. „Eine der schwerwiegendsten Folgen von Vorhofflimmern kann ein Schlaganfall sein. Somit ist es eklatant wichtig, diese Herzrhythmusstörung frühzeitig zu erkennen und so effektiv wie möglich zu behandeln!“
Angesichts der aktuellen Zahlen des Herzberichts zieht der DGK-Experte ein gemischtes Fazit. Dass es trotz der Zunahme bei der Erkrankungshäufigkeit gelungen sei, die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen zu senken, sei eine große Erfolgsgeschichte der Herzmedizin. „Darauf dürfen wir uns aber keinesfalls ausruhen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind seit Jahren und mit Abstand Todesursache Nummer 1 in Deutschland und aufgrund der zunehmenden Fallzahlen gibt es keinen Anlass zu glauben, dass sich das in absehbarer Zukunft ändern wird“, warnt DGK-Präsident Baldus.
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 11.000 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org
Wichtige Informationen für Nicht-Mediziner stellt die DGK auf den Seiten ihres Magazins „HerzFitmacher“ zusammen: www.herzfitmacher.de