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Die Diabetes-Epidemie – Direkte und indirekte Gesundheitskosten gehen in die Milliarden
Therapie- und Folgekosten durch Typ-2-Diabetes
Diabetes ist nicht ansteckend, man kann ihm nicht mit Mundschutz und Handhygiene beikommen, und auch Abstand zu halten nützt nichts. Trotzdem breitet sich der Typ-2-Diabetes wie eine Epidemie weiter aus – die Erkrankungszahlen nehmen seit Jahrzehnten zu. Bei gleichbleibender Entwicklung rechnen Experten sogar damit, dass hierzulande bis zum Jahr 2040 bis zu 12 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt sein werden. Die Kosten hierfür seien immens, wie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) betont: Neben volkswirtschaftlichen Kosten, für die die Solidargemeinschaft aufkommen müsste, käme das Leid der Betroffenen hinzu, das sich in verlorenen Lebensjahren und Einbußen in der Lebensqualität ausdrückt. Allein die direkten Krankheitskosten belaufen sich schon heute auf etwa 21 Milliarden Euro pro Jahr, hinzu kommen indirekte Kosten, die etwa für Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung anfallen. Die DDG dringt daher einmal mehr auf die rasche Umsetzung der 2020 beschlossenen Nationalen Diabetes-Strategie mit ihren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention.
Die Zahl der Menschen, bei denen ein Diabetes Typ 2 bereits sicher diagnostiziert wurde, liegt in Deutschland bei rund 8 Millionen. „Hinzu kommen mindestens zwei Millionen Menschen, die einen noch unerkannten Typ-2-Diabetes haben“, sagt Professor Dr. med. Wolfgang Rathmann MSPH (USA), Stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) Düsseldorf. Die Zahl der Betroffenen werde in den kommenden Jahren noch deutlich zunehmen – was zum einen auf weiterhin steigende Neuerkrankungszahlen zurückgehe, zum anderen auf die erfreuliche Abnahme der Diabetessterblichkeit; im Durchschnitt liege die Lebenserwartung der Betroffenen jedoch noch immer vier bis sechs Jahre unter der gleichaltriger Gesunder. Ausschlaggebend hierfür sind die schwerwiegenden Folgeerkrankungen wie Schlaganfälle, Herzinfarkte, Netzhauterkrankungen bis hin zur Erblindung, Nierenversagen oder das diabetische Fußsyndrom mit Gefahr von Amputationen. „Bei der Vermeidung und Behandlung dieser Folgeerkrankungen haben wir in den vergangenen Jahren zwar Fortschritte erzielt“, sagt Dr. med. Michael Eckhard, Chefarzt der GZW Diabetes-Klinik Bad Nauheim und Vorsitzender der AG Diabetischer Fuß der DDG. „Sowohl die Prävention des Typ-2-Diabetes und die Therapie der ambulanten und stationären Patienten müssen aber noch deutlich verbessert werden.“
Die Folgen von Diabetes mellitus sind vor allem dann schwerwiegend, wenn die Erkrankung über lange Zeit unentdeckt bleibt oder die Erkrankung unzureichend therapiert wird. Die beeinflussbaren Risikofaktoren für die Entstehung einer Diabetes Typ 2-Erkrankung sind hinreichend bekannt: ein zu hoher Konsum von ungesunden Speisen, mangelnde Bewegung und daraus resultierendes Übergewicht. Die Spirale der ungesunden Lebensweise zurückzudrehen, liegt aber nicht nur in der Verantwortung des Einzelnen. „Auch die Politik und Gesellschaft müssen hierbei im Sinne von Verhältnisprävention Hilfestellung leisten“, so Eckhard. Das fange mit einer verständlichen Aufklärung an, reiche über Bewegungsangebote in Kitas und an Schulen bis hin zur Einführung eines verpflichtenden Nutri-Scores für alle Lebensmittel sowie ein Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel – Forderungen, die die DDG seit Langem an die politischen Entscheider richtet und mit Blick auf die kommende Legislaturperiode erneuert.
Doch Präventionsmaßnahmen kosten Geld – dessen sind sich die DDG-Experten bewusst. „Die Maßnahmen, mit denen sich eine Diabetes-Erkrankung verhindern lässt, sind jedoch ungleich günstiger als die äußerst kostenintensive Therapie und Nachsorge“, betont Rathmann. Der enorme medizinische und wirtschaftliche Nutzen einer wirksamen Prävention, liegen für den Experten auf der Hand.
Welche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention umgesetzt werden sollten, diskutierte die DDG auch gemeinsam mit Dr. Eckart von Hirschhausen bei einer Hybrid-Pressekonferenz am 13. September 2021 in Berlin/online (weitere Informationen).