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Netzwerk verbessert Versorgung psychisch schwer Erkrankter
Patientinnen und Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen haben häufig ein Risiko für zusätzliche körperliche Leiden. Das vom Bund geförderte Projekt PSY-KOMO verfolgt das Ziel, psychisch Erkrankte strukturiert in die Regelversorgung einzubinden, um ergänzende somatische Erkrankungen und eine erhöhte Sterblichkeit zu verhindern. Eine Studie, die im Rahmen von PSY-KOMO an der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikum Frankfurt startet, versucht Barrieren für Betroffene abzubauen und somit eine Optimierung der Prävention, Diagnostik und Therapie von somatischen Erkrankungen zu ermöglichen. Für die Studie werden derzeit Netzwerkpartner und rekrutierende Psychiater gesucht. Erste Patienten sind bereits eingeschlossen.
Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (Severe Mental Illness, SMI) haben ein besonders hohes Risiko für zusätzliche körperliche Erkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Herz-, Gefäß- oder Lungenerkrankungen. Diese sogenannten komorbiden somatischen Erkrankungen können zu einer reduzierten Lebenserwartung von SMI-Patientinnen und -Patienten beitragen. Häufig kommt es vor, dass der Fokus der Behandlung von SMI-Patienten auf ihrer psychischen Erkrankung liegt, während ihre körperlichen Erkrankungen unterversorgt bleiben. „Zwei Instrumente sind besonders relevant, um die somatische Komorbidität von SMI-Patientinnen und -Patienten zu reduzieren“, erklärt Prof. Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, „eine optimierte und frühe Diagnose der körperlichen Erkrankungen mit dem Ziel, die Patienten einer leitliniengerechten Behandlung zuzuführen, und die Prävention von somatischen Erkrankungen.“ Auf dieser Grundlage setzt das Projekt PSY-KOMO an. Es will die Behandlungsqualität für Menschen mit SMI in Deutschland verbessern, indem der Zugang zur ärztlichen Regelversorgung erleichtert wird. Patienten mit hohem Risiko für somatische Komplikationen haben aufgrund ihrer körperlichen Erkrankung oft nur eingeschränkten Zugang zur Regelversorgung. Die Ursachen können SMI-bezogene Probleme oder Defizite im Versorgungssystem sein.
Kontaktaufnahme leicht gemacht
PSY-KOMO schafft in Frankfurt interdisziplinäre, multiprofessionelle Netzwerke, die alle Bereiche des Versorgungssystems umfassen. Sie bestehen aus Gesundheitsbegleitern, Psychiatern, Psychologen, Allgemeinmedizinern, medizinischen Fachangestellten und vielen weiteren Berufsgruppen. „Am Netzwerk sollen Expertinnen und Experten beteiligt sein, die die wichtigsten Disziplinen im Versorgungssystem abdecken. Zusätzlich werden individuelle Gesundheitsbegleiterinnen und -begleiter in den Prozess integriert, die ein niedrigschwelliges Kontaktangebot für die Betroffenen darstellen, und die als Knotenpunkte im Netzwerk funktionieren“, erläutert die Frankfurter Projektleiterin Prof. Martina Hahn. „Aber auch Selbsthilfegruppen, Sportvereine und Ernährungsberater können als praxisnahe Anlaufstellen eingebunden werden und somit zu einem leicht zugänglichen Teil des Netzwerks werden.“
Das Projekt wird von Versorgungsforscherinnen und -forschern aus unterschiedlichen Professionen wissenschaftlich begleitet. Der Ansatz von PSY-KOMO liegt auf der Versorgerseite, gleichzeitig unterstützt PSY-KOMO die Patienten dabei, die Regelversorgung optimal in Anspruch zu nehmen. So können beispielsweise medizinische Konsile einer individuellen, mit der somatischen Medikation abgestimmten Psychopharmakotherapie dienen und dadurch unerwünschte Wechselwirkungen vermindern. Auch das Aufzeigen und die Durchführung von Online-Präventionsprogrammen sind Teil des Projekts.
Interessenten können sich an die Projektleiterin Prof. Martina Hahn wenden: martina.hahn@kgu.de oder 0 69 63 01 – 8 64 04
Modellprojekt zur bundesweiten Implementierung
Das Projekt ist vor einem Jahr gestartet und wird durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) über drei Jahre mit insgesamt 8,8 Millionen Euro gefördert. Es umfasst mit Frankfurt am Main, Göppingen, Greifswald und Neuss vier Städte und Regionen, die unterschiedliche Siedlungs- und Wachstumsstrukturen repräsentieren. Sie sollen die Voraussetzung dafür schaffen, dass das Konzept auf das gesamte Bundesgebiet übertragen werden kann.
Die Konsortialführung hat die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Weitere Partner sind neben dem Universitätsklinikum Frankfurt das Alexius/Josef Krankenhaus Neuss, die AOK Rheinland/Hamburg – Die Gesundheitskasse, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die Christophsbad GmbH & Co. Fachkrankenhaus KG Göppingen, das Institut für Allgemeinmedizin, das Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie, die Kassenärztlichen Vereinigungen von Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein, die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie LVR-Klinikum Düsseldorf, das Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKSD) Universitätsklinikum Düsseldorf, die Universitätsmedizin Greifswald, die Psychologische Hochschule Berlin gGmbH und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland.
Weitere Informationen:
www.psy-komo.de
www.psy-komo-tut-mir-gut.de: